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Schüleraustausch Ein Abend mit Abschied und Heimkehr

Vier Jugendliche des Austauschprogrammes des Rotary Clubs Genthin-Burg wurden in ihre Heimat verabschiedet.

04.07.2017, 23:01

Genthin l Heiterkeit und Wehmut wechselten sich in der vergangenen Woche im Hotel Stadt Genthin ab. Dort verabschiedete der Rotary Club Burg-Genthin gleich vier junge Leute, die am Austauschprogramm teilgenommen haben, in ihre Heimatländer. Sie alle waren für ein Jahr bei Gastfamilien untergebracht.

Jetzt verlassen Julia Kärnä aus Finnland, Luan Munize aus Brasilien, Francisco Ramos aus Argentinien und Antonio Arizpe aus Mexiko das Jerichower Land und freuen sich über ihre Erfahrungen und Eindrücke in ihren Heimatländern berichten zu können. Besonders Antonio wird dabei viel zu erzählen haben, er lebte im vergangenen Jahr bei den Familien Gohr, Werner, Heringshausen und von Katte in Genthin und Wilhelmsthal. Den Genthinern ist der Mexikaner aufgefallen, da er in der Adventszeit zahlreiche Auftritte bei Konzerten des Bismarck-Gymnasiums und auf dem Weihnachtsmarkt absolvierte.

„In der Schule habe ich nicht so viel gelernt, aber ich habe in Deutschland viel über das Leben gelernt“, fasste der 17-Jährige sein Jahr in Genthin fast philosophisch zusammen. In seinem heiteren Resümee vor den Rotariern beschäftigte er sich mit deutschen Klischees. „Als ich im vergangenen Jahr kam, dachte ich, die Deutschen seien pünktlich, ordentlich und trinken gern Bier“, zählte er auf, um zu folgern: „Wissen Sie was, das stimmt auch fast alles.“

Nicht wahr sei aus seiner Sicht, dass die Deutschen unfreundlich und streng seien. Dennoch lief nicht alles glatt. „Dass man morgens fünf Minuten vor Beginn in der Schule sein musste, ist mir sehr schwer gefallen.“ Aber die positiven Eindrücke überwogen: „Ich finde die Sicherheit in Deutschland gut und auch, dass man eine gute Schulbildung ohne viel Geld bekommen kann.“ In seiner Heimat Mexiko sei es auf der Straße viel gefährlicher und Bildung müsse mit viel Geld bezahlt werden.

Ein solcher Austausch sei wichtig, damit die Menschen miteinander in Kontakt kommen und miteinander statt übereinander reden. Vielleicht bleibt ja auch ein wenig von Antonios Leichtigkeit in Genthin. Er nimmt die Eindrücke seines ersten Winters mit Schnee und den Geschmack von Currywurst und Kartoffelsuppe mit in die Heimat. Er verabschiedete sich, wie könnte es anders sein, mit einem Lied und gab „Auld Lang Syne“ auch mit dem deutschen Text „Nehmt Abschied Brüder“ zum Besten.

Da musste sich mancher Zuhörer doch verstohlen ein Tränchen aus den Augen wischen. Es war für die Austauschschüler ein ereignisreiches Jahr geprägt von neuen Freundschaften, Reisen quer durch Europa, etwa nach Brüssel, London, Paris oder Prag. Für Julia Kärnä aus Finnland war aber besonders die Fahrt nach Taizè in Frankreich von Bedeutung, davon sei sie begeistert gewesen, berichtete sie.

Sie wohnte bei den Familien Eimkemeier in Lostau und Janowitz in Möser und ging in Magdeburg zur Schule. Am Anfang habe sie sich schwer mit der deutschen Sprache getan, berichtete die 17-Jährige, die ihren Vortrag nun aber in Deutsch hielt und bekannte: „Jetzt möchte ich Deutsch und Englisch studieren und Lehrerin werden.“ Die jungen Leute wurden vom Präsidenten des Rotary Clubs Frank Nolte verabschiedet. „Francisco hat seine Abschiedsrede bereits in fließendem Deutsch gehalten, Juan war am Anfang ein bisschen stiller und hat einen riesigen Schritt gemacht“, befand Nolte und fügte hinzu: „Ihr könnt alle stolz auf euer Jahr in Deutschland sein.“

Der Abend im Hotel Stadt Genthin stand aber auch im Zeichen der Rückkehr. So konnten Jule Eimkemeier aus Chile und Alexander Janowitz aus Taiwan wieder in der Heimat begrüßt werden. Tilmann Gohr als dritter im Bunde reiste erst einige Tage später aus Argentinien an. Die Clubmitglieder entschieden zudem, dass die 15-jährige Luise Teske aus Schlagenthin im kommenden Jahr am Schüleraustausch teilnehmen soll.

„Außerdem haben wir fünf weitere Anfragen“, erklärte der beauftragte des Jugenddienstes Stefan Karnop. „Wir werden uns demnächst mit den Bewerbern unterhalten und müssen aber eine Auswahl treffen, alle können wir leider nicht aussenden.“ Für Karnop waren die Anfragen ein Beleg für die Qualität des Austausches: „Die jungen Leute nehmen Erfahrungen mit auf ihren weiteren Weg, von denen sie ihr ganzes Leben profitieren können.“