Umwäldschäden Forst schlägt Alarm: Borkenkäfer werden zur Plage in Kiefern in Jerichow
Die Wälder im Jerichower Land werden von Schädlingen befallen. Die Furcht vor einem Baumsterben wie im Harz wächst. Mit deutlichen Maßnahmen geht das Forstamt vor.

Jerichow/Genthin/Parey - Der Borkenkäfer ist da und die heimischen Kiefernwäler sind in Gefahr. Das Genthiner Forstamt wird ab sofort handeln - auch ohne vorherige Information an die Waldbesitzer.
„Wir müssen unbedingt ein Baumsterben der Kiefer, wie bei der Fichte im Harz geschehen, verhindern“, sagt Forstamtsleiter Peter Sültmann. Dafür muss es den gefährlichen Rindenbrütern, die sich derzeit in den heimischen Wäldern zu einem Riesenproblem entwickeln, an den Kragen gehen.
Der Sechs- beziehungsweise Zwölfzähnige Kiefernborkenkäfer findet nach der Hitze und Trockenheit der letzten Jahre mehr als genug gestresste Kiefern, die sich als ideale Brutstätte anbieten.
Borkenkäfer breiten sich ungehindert aus
Mittlerweile droht ein großflächiges Kiefernsterben, wenn sich die beiden Borkenkäfer weiterhin ungehindert ausbreiten. Die gefräßigen Käfer erobern, nachdem sie in anderen Regionen massenhaft Fichten zum Absterben gebracht haben, jetzt in den von ihnen bisher eher vernachlässigten Kiefern einen neuen Brutraum.
„Innerhalb des Forstamtes haben wir so genannte Hotspots“, macht Peter Sültmann erneut auf den Ernst der Lage aufmerksam. Diese bildeten insbesondere alle Kiefernbestände ab zirka 70 Jahre beziehungsweise alle durch Sanierungsmaßnahmen aufgelichtete Bestände zwischen Jerichow und Hohenseeden. Das macht die Situation besonders dramatisch: Kiefern über 80 Jahre machen zu etwa 80 Prozent den Gesamtbestand dieser Baumart zwischen Havelberg und Hohenseeden aus.

Im Sommer droht Massenvermehrung
Die Zeit drängt, jetzt etwas gegen eine drohende Massenvermehrung zu unternehmen, sagt Sültmann mit allem Nachdruck. Die Larven hätten sich bereits zu Käfern entwickelt und drohten aus den befallenen Bäumen auszufliegen, um neue Kiefern zu befallen, Sültmann zufolge sei besonders der Zwölfzähnige Kiefernborkenkäfer tückisch, der bei optimalen Bedingungen sogar eine zweite Generationen hervorbringen könnte. Der Befall könnte dann schlagartig von zwei auf bis zu 100 Bäumen wie aus dem Nichts explodieren.
Land macht von Rechten Gebrauch
Dazu soll es nicht kommen. Deshalb macht das Land Sachsen-Anhalt auf der Grundlage des Landeswaldgesetzes von seinem Recht Gebrauch, den Betreuungsforstämtern im Privat- und Kommunalwald - ohne die Waldbesitzer im Vorfeld zu informieren - Kontrollen und Maßnahmen zu veranlassen, um die gefürchtete unkontrollierte Massenvermehrungen der Kiefernborkenkäfer abzuwenden.

Sültmann erklärt, was konkret dahinter steckt. „Wir versuchen, mit unseren Förstern und Waldarbeitern ab sofort soviel Waldflächen wie möglich abzulaufen, um die mit Kiefernborkenkäfern befallenen Bäume zu finden und zu fällen. Damit kann der Käfer unschädlich gemacht werden.“ Dies geschehe in Abstimmung mit der Forstlichen Versuchsanstalt Göttingen, der Forstabteilung im Ministerium und der Betriebsleitung des Landeszentrums Wald.
Dem Betreuungsforstamt sitze einfach die Zeit im Nacken, um jeden betroffenen Waldbesitzer vorab über die Maßnahmen des Betreuungsforstamtes zu informieren, wirbt Peter Sültmann um Verständnis für dieser eher unübliche, zugleich aber völlig legale Herangehensweise. Das Betreuungsforstamt habe zudem in jeder Gemeinde eine öffentliche Bekanntmachung über die derzeitigen Forstschutzkontrollen und -maßnahmen angeschlagen.
Waldbesitzer sollen Baumbestand kontrollieren
Sültmann ruft vor dieser sehr angespannten Situation alle Waldbesitzer auf, ihre Kiefernwälder auf einen möglichen Käferbefall zu kontrollieren. Zunächst müssten noch im Wald vorhandene Kiefernholzpolter auf Einbohrlöcher kontrolliert werden. Stellenweise ist es notwendig, dabei die Rinde der gestapelten Stämme anzuheben. Befinden sich darunter weiße Maden oder gar Käfer, müsste das Forstamt umgehend informiert werden. Zudem sollten alle stehenden Bäume näher betrachtet werden, deren Absterben durch braun werdende Nadeln bereits erkennbar sei.
Wichtigstes Erkennungszeichen auf den Befall dieser beiden Borkenkäfer seien frische Einbohrlöcher mit Bohrmehl im Stamm. Drei Millimeter relativ große Einbohrlöcher mit Bohrmehl im unteren Drittel des Stammes weisen dabei auf den Zwölfzähnigen Kiefernborkenkäfer hin. Der Sechszähnige Kiefernborkenkäfer nistet sich hingegen im oberen Stammbereich ein und hinterlässt kleinere Bohrlöcher, so dass er schwieriger ausfindig zu machen ist.