Freizeit Frisbee-Spieler erobern die Gartenanlage von Schloss Dretzel
Erfolgreiche Sportler aus acht Nationen haben das Jerichower Land besucht. Dabei erläuterten sie, warum ihre Sportart olympisch werden sollte.

Dretzel - Eine Plastikscheibe, zwei Spieler und gezielte Würfe - fertig ist das Frisbeespiel. Ganz so einfach ist es nicht. Wer die Sportler im Garten des Schlosses Dretzel beobachten konnte, der merkte schnell: Das sogenannte Ultimate Frisbee ist ein taktischer Sport, bei dem viel mehr passiert, als dass nur die Scheibe hin und her geworfen wird.
Da werden Spieler geblockt, Spielzüge umgesetzt und mit hohem Tempo die Scheibe in bestimmte Feldbereiche gebracht. Es ist eine schnelle Sportart für laufstarke Spielerinnen und Spieler.

Da sich Ultimate Frisbee in den 1960er Jahren in den USA entwickelte, fänden sich darin Anleihen an die Sportarten Basketball und American Football, erklärt der New Yorker Phillip Kaye, der seit rund 16 Jahren aktiver Frisbee-Spieler ist. Allerdings gelte es, die Scheibe ohne Berührung des Gegners in sogenannte Endzonen zu befördern.
Das mache die Sportart eleganter und die Verletzungsgefahr sei nicht so groß. Gespielt werde sieben gegen sieben, entweder 100 Minuten oder bis eine Mannschaft 15 Punkte erzielt hat. Im Spiel brauche es Spielübersicht, Sprungkraft und Schnelligkeit, fügt Anna Gerner hinzu. Die Berlinerin gehört zu den Spielerinnen des deutschen Nationalteams, die mit Erfolgen ins Jerichower Land kamen.
Ultimate Frisbee-Damen mit Gold ausgezeichnet
Denn bei den European Ultimate Championships 2023 in Limerick, Irland, holte die deutsche Frisbee-Damen-Nationalelf den Titel, die Herren wurden Dritte.
In Dretzel waren nun ein paar Tage Entspannung angesagt und ein Treffen mit einem besonderen Team: der Jogo-Bonito-Mannschaft. „Das ist ein Mixed-Team, bestehend aus Sportlern unterschiedlicher Nationen“, erklärt Phillip Kaye. Aus den USA, Kanada, Russland, Spanien, Schweden, Großbritannien, Polen und Deutschland waren Frisbeespieler im Schloss zu Gast. Mit dem Mixed-Team trete man gegen Städte an oder bei Turnieren, wie dem Beach Ultimate in Rostock, sagt Christian Gaffney aus New York.
Die Kölnerin Inga Spanuth freut sich über die Medaille, die sie mit der Damennationalmannschaft holen konnte, ist aber auch gern im Jogo-Bonito-Team. „Wir zeigen damit, dass Männer und Frauen gemeinsam in einer Mannschaft spielen können und dass es dadurch einen länderübergreifenden Zusammenhalt gibt.“ Denn dieses Miteinander werde im Team groß geschrieben. So groß, dass man auch ein paar freie Tage miteinander verbringe.
Anna Gerner weist auf noch etwas hin: „Wir sind der einzige selbstregulierte Teamsport der Welt und spielen ohne Schiedsrichter.“ Teil des Spiels sei es, dass sich die Spieler selbst einigen und Fairness groß geschrieben wird. Eigentlich etwas, was in vielen Bereichen des Lebens angewandt werden sollte, finden die Frisbeespielerin.
4800 Aktive in Vereinen in Deutschland

Doch auch wenn viele der Spieler erfolgreich an Turnieren teilnehmen und viel unterwegs sind, leben kann man von diesen Siegen nicht. Denn nach wie vor ist besonders in Deutschland der Frisbeesport eine Randsportart.
Auch wenn sich in den vergangenen Jahren einiges entwickelt hat. Laut Deutschem Frisbeesport-Verband (DFV) in Köln gibt es rund 4800 Spieler in mehr als 110 Vereinen oder Gruppen. Hochburgen des Sports seien Berlin, München, Stuttgart und Köln.
Die Aktiven würden ihren Sport eigentlich gern in einem größeren Umfeld sehen. „Bislang nehmen wir nur an den World Games teil, dem Turnier für nichtolympische Sportarten“, erklärt Inga Spanuth, die seit rund zwölf Jahren aktiv ist. Denn es gäbe viele Gründe, warum ihr Sport mit in den olympischen Kreis gehöre.
Ultmate und Disc-Golf Frisbee in Deutschland
- In Deutschland sind vor allem die Frisbee-Sportarten Ultimate und Discgolf verbreitet.
- Bundesweit gibt es 110 Vereine mit mehr als 4800 Aktiven.
- In der Region ist etwa der Magdeburger Verein „Schleudertrauma“ aktiv. Trainingszeiten sind im Sommer: dienstags, 18 bis 20, und donnerstags, 18 bis 20 Uhr, PSV-Stadion „Neue Welt“. Interessierte können zu den Trainingszeiten vorbeischauen und sich informieren. Weitere Infos gibt es auf der Internetseite:
- Auch an der Universität Magdeburg wird Ultimate Frisbee für Studenten angeboten.
- In Potsdam gibt es den Verein Goldfingers Ultimate. Hier gibt es montags zwischen 19.30 und 22 Uhr, PSU Hermannswerder, und mittwochs von 19 bis 21.30 Uhr, Nowawiese, Trainingszeiten, zu denen Interessierte vorbeischauen können. Weitere Infos gibt es auf der Internetseite:
- Weitere Informationen zum Frisbee-Sport in Deutschland gibt es hier:
Fairness und klare Regeln
Neben der groß geschriebenen Fairness und den klaren Regeln sei es auch die problemlose Umsetzung. „Wir sind oft auf ganz normalen Sport- und Fußballplätzen mit unseren Turnieren.“ Und die gäbe es fast überall, sogar an Schulen und Universitäten, sodass Ultimate-Frisbee eigentlich auch eine Breitensportart werden könne. Selbst in der Halle könne gespielt werden.
Dass sich einige Top-Athleten des Frisbeesports in Dretzel zum Ausspannen getroffen haben, habe auch mit der guten Lage des Schlosses zu tun. „Man ist schnell in Berlin oder Magdeburg“, berichtet ein Teilnehmer des Camps. Außerdem sei eine große Gartenanlage direkt vor der Tür.
So hätten die Sportler auch andere Sportarten, wie Badminton oder Tennis, durchführen können. Auf noch etwas seien die Sportler aufmerksam geworden: Im Schloss befindet sich eine Standesamt-Außenstelle der Stadt Genthin. Mit Blick auf das Trauzimmer und die schöne Treppe habe ein Teamkollege einer Teamkollegin, sie kennen sich schon länger, einen Heiratsantrag gemacht und gleich Verlobung gefeiert, berichtet Phillip Kaye.
Ob es in absehbarer Zeit einen erneuten Zwischenstopp der Frisbee-Sportler aus verschiedenen Nationen in Dretzel gibt, um hier Hochzeit zu feiern, steht aber noch nicht fest.