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Krankenhaus Portalklinik: Top oder Flop?

Kommt nun eine Portalklinik nach Genthin oder nicht? Die Chancen stehen derzeit nicht so gut. Gespräche darüber sind festgefahren.

Von Simone Pötschke 06.03.2020, 00:01

Genthin l Kommt sie oder kommt sie nicht, eine Portalklinik für Genthin? Machen sich die Genthiner etwas vor oder gibt es in der Tat ernsthafte Bemühungen, ein Pilotprojekt Portalklinik in der Kanalstadt anzuschieben?

Die Erwartungen sind hoch, zumal der neue Eigentümer des Ärztehauses, die P + H Projektentwicklungs- und Hausverwaltungsgesellschaft mbH mit Sitz in Halle/Saale, in der vergangenen Woche ankündigte, zukünftig die vorhandene medizinische Kapazität des Ärztehauses unter anderem auch in die Portalklinik einbinden zu wollen.

Die Johanniter stehen jedenfalls zu ihrer erklärten Ansage, in Genthin eine sogenannte Portalklinik errichten zu wollen. Das versicherte Dr. Thomas Krössin, Stendaler Klinikdirektor und Geschäftsführer der Johanniter GmbH, auf Anfrage der Volksstimme erneut. Sie sehen jetzt allerdings das Land in der Pflicht, für eine Portalklinik in Genthin die Rahmenbedingungen zu schaffen. Das erweist sich als ein Knackpunkt, wie Volksstimme-Recherchen ergaben. Denn Krössin räumte ein, dass diesbezüglich die Gesprächen zwischen Johannitern und Gesundheitsministerium ins Stocken geraten seien. Bisher sei man nicht weitergekommen, bedauerte er.

Der Geschäftsführer unterbreitete einen Katalog an Forderungen, unter denen die Johanniter bereit seien, das Pilotprojekt anzuschieben.

Demnach müsste das Land dem Stendaler Johanniter-Krankenhaus in Genthin fünf bis zehn Betten zugestehen, ohne den bestehenden Krankenhausplan zu ändern. Zu dem wollen die Johanniter, dass das Land den Modellcharakter einer Portalklinik anerkennt und entsprechend fördert, so dass die krankenhausplanerische und wirtschaftliche Seite abgesichert wäre. Zu guter Letzt drängen die Johanniter darauf, dass der Denkmalschutz für den historischen Teil des Krankenhauses überdacht werde. Krössins Auffassung nach sei dieser aus „politischen Gründen“ verhängt worden. Die Rücknahme des Denkmalschutzes benannte der Geschäftsführer als eine „wesentliche Voraussetzung für ein Engagement in Genthin. „Eine Investition in denkmalgeschützte Gebäude sind weder für ein Johanniter-Quartier noch für eine Portalklinik ökonomisch tragbar“, sagte er.

Soweit bekannt ist, liefen die Gespräche zwischen den Johannitern und dem Ministerium ohne Beteiligung der Stadt Genthin.

Die Volksstimme konfrontierte das Gesundheitsministerium in einer Anfrage mit den Forderungen, die die Johanniter aufmachen, um in Genthin eine Portalklinik einzurichten. Die Reaktion aus Magdeburg fällt äußerst zurückhaltend aus. Pressesprecher Andreas Pinkert dämpfte die Erwartungen, dass eine Portalklinik in Genthin schon bald auf den Weg gebracht werden könnte.

Pinkert verweist dabei auf Grundsätzliches. Bettenführende Abteilungen gebe es im deutschen Gesundheitswesen grundsätzlich nur in Krankenhäusern oder in der Reha. Ambulante Einrichtungen mit stationären Betten seien in diesem System nicht vorgesehen. Pinkert räumt durchaus die Möglichkeit ein, etwas derartiges im Rahmen eines Pilotprojektes zu finanzieren, sieht dabei aber dafür nicht das Gesundheitsministerium in der Verantwortung. Dazu müsste sich der Krankenhausträger mit den Krankenkassen einigen, spielt der Pressesprecher den Ball zurück an die Johanniter. Einer von den Johannitern angemahnte Anerkennung und Förderung einer Portalklinik durch das Land wird damit eine Absage erteilt.

Genthin stünde, so der Pressesprecher, weiterhin vor der Aufgabe zu ergründen, welche medizinischen Dienstleistungen an diesem Standort angeboten werden könnten. Das Ministerium sei, versicherte der Pressesprecher, an einer pragmatischen Lösung interessiert und könne weiterhin eine moderierende Rolle übernehmen.

Hinsichtlich des Denkmalschutzes, dessen Rücknahme die Johanniter für den historischen Teil des Krankenhauses die Johanniter einfordern, fehlten dem Ministerium „jegliche Möglichkeit zur Einflussnahme“, entgegnete der Pressesprecher.

Eine Anfrage der Redaktion bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt, die am Montagabend gestellt wurde, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Eine Antwort wurde für einen späteren Zeitpunkt in Aussicht gestellt.

Rückenwind aus der Landespolitik erhält die Portalklinik bisher nur von den Grünen. Die Grünen-Landesfachgruppe „Soziales, Gesundheit und Arbeitsmarktpolitik“ hatte im vergangenen Jahr erfolgreich einen Antrag an den Landesparteitag gestellt, eine Portalklinik als eine Form der vorstationäre Versorgung in Genthin in einem Pilotprojekt zu installieren. Der fand in der aktuelle Krankenhausplanung für die nächsten zwei Jahre, die durch den Landtag beschlossen wurde, allerdings keinen Eingang.