100 Jahre Filmgeschichte Im Genthiner Union-Kino wird Jubiläum mit dem Meisterwerk „Metropolis“ gefeiert
Seit 1925 gibt es in Genthin ein Kino. Jahrzehnte voller Geschichten. Zum Jahrestag gibt es ein Sonderprogramm. So können es Filmfans sehen.

Genthin - Claudia Kassler und Lars Hoffmann, die Betreiber des Genthiner Union-Kinos, planen ein großes Fest: Ihr Kino wird 100 Jahre alt! Zur Feier des Tages wird ein besonderer Filmklassiker wieder auf die Leinwand gebracht.
„Wir haben lange überlegt, was wir zeigen sollen“, sagt Lars Hoffmann. Nahegelgen habe der Stummfilm „Die weiße Schwester“ mit Lilian Gish, der zur Eröffnung des damaligen Union-Palastes am 4. Juli 1925 als erster Hauptfilm lief. Davor gab es eine filmische Modenschau mit den neuesten Modellen, die die Frau von Welt in der Großstadt so tragen sollte. Danach ein Lichtbildervortrag zur Ehrung aller am Bau des Kinos beteiligten Handwerker.
Meilenstein der Filmgeschichte wude in Potsdam-Babelsberg gedreht

„Leider können alle Filme aus verschiedenen Gründen nicht gezeigt werden“, sagt Claudia Kassler. So kam die Idee auf, den Klassiker „Metropolis“ auf die Leinwand zu bringen. Der Science-Fiction-Film von Meisterregisseur Fritz Lang gilt heute als Meilenstein der Filmgeschichte und wurde vor 100 Jahren sozusagen in der Nachbarschaft Genthins, in Potsdam-Babelsberg, gedreht.
Eine durchaus interessante Wahl, findet der Genthiner Filmemacher Andy Kaiser, der auf die Bedeutung des Genthiner Kinos für die Region hinweist. Er sei vor einigen Jahren von Berlin nach Genthin gezogen und habe das Kino im Rahmen seiner Produktionen für Musterbetrachtungen von Kurzfilmen genutzt. „Dadurch ist es nicht nur eine Stätte, in der Kino gezeigt wird, sondern auch eine, in der Kino gemacht wird“, sagt er.

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Die Kinobetreiber sehen das ähnlich: „Das Kino ist Treffpunkt und Ort eines Austausches“, findet Lars Hoffmann. Es sei eben auch heute noch ein besonderes Erlebnis, neue Filme auf einer großen Leinwand zu sehen und diese Faszination sei trotz aller technischen Möglichkeiten im Heimkinobereich immer noch da.
Über die Marmortreppe ging es einst in den Genthiner Kinosaal
Damals muss es für die Stadt ein unglaublicher Tag gewesen sein, als vor 100 Jahren die ersten bewegten Bilder über die Leinwand flimmerten. Natürlich hatte es auch vorher schon Filmvorführungen gegeben, aber die waren mobil und eher eine zusätzliche Bereicherung von Volksfesten und Jahrmärkten. Jetzt begann sich die Filmkunst in einem festen Haus mit einem umfangreichen Programm in der Stadt zu etablieren.
Das Lichtspielhaus des damaligen Betreibers Otto Wohlfahrt hatte eine Marmortreppe, die zu den reservierten Plätzen und den Balkonlogen führte. Insgesamt waren über 600 gepolsterte Sitzplätze vorhanden. Das Auf- und Zuziehen des Bühnenvorhangs geschah elektrisch.

Geräumig war es außerdem: „Unter der Bühne ist Platz für ein Orchester mit bis zu 40 Musikern.“ Denn damals wurden die noch tonlosen Bilder mit Live-Musik begleitet. Das Kino wandelte sich in den folgenden Jahrzehnten. Der Tonfilm kam, dann die Farbe. Das Kino überlebt Weimarer Republik, NS-Zeit, die DDR-Jahrzehnte, zahlreiche Besitzer.
In den 1990er Jahren vermietete die UFA das Kino, bis 1998 die Ära zunächst zu Ende ging. Letzter Film auf der Leinwand damals: „Titanic“ mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio. Ein Jahr später traten mit Lars Hoffmann und Claudia Kassler zwei eingefleischte Cineasten auf den Plan.

Der gebürtige Kölner und die Geraerin verbauten eine Million D-Mark im Gebäude, machen aus dem großen Kinosaal mit Bar drei kleinere Säle und öffneten das Haus als Union-Kino. Seitdem laufen ununterbrochen Blockbuster und immer wieder auch Spezialprogramme.
Genthiner Kino gibt es heute in 3D und Dolby Digital
Auch der technische Wandel ging beständig weiter: Von der Filmrolle ging es vor wenigen Jahren nahtlos in die digitale Technik, von 2D-Filmen in die 3D-Präsentation mit dazugehörigen Brillen. Außerdem verbessert sich auch die Audioqualität mehrfach.
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Die Kinobetreiber überstanden die Coronajahre mit Schließzeiten und Abstandsregeln und hoffen jetzt auf ein weiterhin spannendes Kinojahr mit einer Reihe von Blockbustern.
Am 4. Juli wird aber zunächst gefeiert. Ab 16 Uhr beginnt das Sonderprogramm mit kostenlosem Eintritt. Platzvorbestellungen sind ab der kommenden Woche an der Kinokasse oder im Internet möglich.