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Konzert Musikalischer Adventsglanz

Das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns, stand im Mittelpunkt des Konzertes der Burger und Genthiner Kantorei.

Von Mike Fleske 10.12.2018, 00:01

Genthin/Burg l „Wo ist der Chor?“, fragte sich mancher Zuhörer zu Beginn des Adventskonzertes. Er war da, aber nicht im Altarbereich, wo die Chöre sonst gern singen, sondern oben auf der Empore bei der Orgel.

Mehr als 40 Mitwirkende bestritten die Konzertnachmittage unter dem Dirigat der Kantoren Cornelia Frenkel (Burg) und Gottfried Spiegel (Genthin). Daher kann man die Veranstaltungen durchaus als größere Höhepunkte der Kirchenmusik im Jerichower Land bezeichnen – außerdem als besonders stimmungsvolle.

Am Anfang stand Felix Mendelssohn Bartholdys Magnifikat aus den „Drei Motetten“ (op. 69) sozusagen zum „warmwerden“ für Chor und Zuhörer. Schön kam hier der Chor zum Tragen. Man tut dem Stück sicherlich etwas unrecht, wenn man es als reines Aufwärmprogramm betrachtet.

Hat es der Theologe Dietrich Bonhoeffer doch als wildestes und revolutionärstes Adventslied bezeichnet, dass je gesungen wurde. Doch die Kantoreien stellten ein anderes sehr besonderes Werk in den Mittelpunkt: das „Oratorio de Noël“ (Weihnachtsoratorium) von Camille Saint-Saëns. Getragen wird das Werk mit einer Aufführungsdauer von nur rund 40 Minuten, durch seine Wechselgesänge von Chor und Solisten.

Die waren mit Bartek Bukowski (Bass) und Alejandro Muñoz Castillo (Tenor) vom Magdeburger Theater sowie den Leipzigerinnen Theresa Sommer (Alt) und Isabel Meyer-Kalis (Sopran) und der Magdeburgerin Shirley Radig (Sopran) bestens besetzt. An der Orgel brillierte Sharon Moon aus Halle.

Spannend ist Saint-Saëns Oratorium nicht nur, weil es der Komponist mit nur 23 Jahren im Jahr 1858 in nur zwölf Tagen geschrieben hat. Sondern auch, weil er die Weihnachtsliturgie und Bibeltexte aus dem Lukasevangelium und den Psalmen in der in latinisch verfassten Komposition zu einem Werk verschmolz, dass romantische und barocke Elemente vereint.

Ein klar beim Barock eines Johann Sebastian Bach zu verortendes Motiv steht dem Oratorium voran. Freudig entfalteten die Solisten im Quartett von Sopran, Alt, Tenor und Bass ihre Stimmen, als sie die Engelsbotschaft anstimmten. Im Wechsel von Männer- und Frauenstimmen erklang das wiederholte Gloria des Chores. Das flehentliche Harren auf den Erlöser im dritten Teil markierte den Übergang zu den von den weiblichen Chorstimmen getragenen Gesang.

Den hingebungsvollen Dialog von Sopran und Bass des „Benedictus“, untermalte nicht wie in der Komposition vorgesehen, eine Harfe, sondern die Orgel. Geschickt steuerte Moon hier die Harfe imitierend, fast beschwingte Melodien bei. Erstaunlich, welche Klänge in Tiefe und in Höhe aus den ehrwürdigen Kirchenorgeln zu holen sind. Dramatisches setzte der Chor dagegen. „Quare fremuerunt gentes“, schall es heraus. „Warum toben die Nationen und warum schmieden die Völker Pläne, die doch zu nichts führen“, lautet übersetzt der fast modern anmutende Aufschrei der Heiden.

Doch der Glaube kehrt zurück mit einem furiosen „Gloria“ und dem sanften Gesang der Dreifaltigkeit, den Tenor Castillo, Bassist Bukowski und Sopranistin Radig gekonnt in Szene setzen. Während die Interpreten von „heiliger Pracht“ schwärmten, tupfte die Orgel erneut harfenartige kleine helle Töne in den Gesang.

Den Abschluss bildete die Orgelmelodie und der Chorgesang mit einem feierlichen „die Erde sei fröhlich vor dem Herrn, denn er kommt“. Mit einem weiteren Werk Mendelsohn Bartholdys wurde das Konzert feierlich abgerundet. „Hark! The herald angels sing“, gaben die Solisten die Melodie vor, an die der Chor mit dem deutschen Text „Hört ihr, wie die Engel singen“ anschloss und damit einen höchst feierlichen Ausklang bildete.

Anhaltender Beifall belohnte Sänger, Organist und Dirigenten für eine feierliche und doch mit rund einer Stunde kompakten vorweihnachtlichen Darbietung.