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Bienensterben Kriminelle Energie am Bienenstock

Unter den Imkern des Jerichower Landes geht nach einem Vorfall in Genthin die Angst vor Anschlägen auf die Bienenstöcke um.

Von Simone Pötschke 04.04.2019, 18:50

Genthin l Imker Paul Zimmermann (*Name geändert) aus Genthin traute seinen Augen nicht, als er vor einigen Wochen in den Bienenkästen Tausende tote Insekten vorfand. Ein Schreckensszenario.

Wer hier seine Hände im Spiel hatte , sollte sich erst zeigen, nachdem das Julius Kühn-Institut in Braunschweig, eine Untersuchungsstelle für Bienenvergiftungen, nach gut vier Wochen belastbare Analyseergebnisse vorlegte.

Bevor Zimmermann drei Zehn-Liter-Eimer voller toter Tiere zusammengekehrt hatte, schaltete der Imker vorsorglich erst einmal die Polizei ein und erstattete Anzeige.

Zimmermann wollte sich nicht darauf verlassen, dass das rätselhafte Sterben der Bienen möglicherweise fahrlässig durch das Ausbringen von Gülle oder von Pflanzenschutzmitteln auf einer etwa 500 Meter entfernten Ackerfläche verursacht wurde.

Damit lag er, wie sich nun herausstellt, richtig. Denn die vorliegenden Untersuchungsergebnisse lassen keinen Zweifel zu, dass die Insekten mutwillig, also vorsätzlich, zu Tode gebracht wurden. „Kein Zweifel, wir haben es hier mit einer Straftat zu tun“, bestätigte Falko Grabowski, Sprecher des Polizeireviers Jerichower Land.

So kommt das Braunschweiger Institut nach aufwändigen chemischen und biologischen Untersuchungen zu dem Schluss, dass die Bienen durch den Kontakt mit den Wirkstoffen Pyrethrin und Permethrin, das sind Bestandteile von Fliegensprays, getötet wurden. Diese Wirkstoffe, heißt es im Abschlussbericht, wurden vermutlich gezielt – im vorliegenden Fall in die Fluglöcher – in die Völker eingebracht.

Die böswillige Sprayaktion hat für die Bienenbestände, die Paul Zimmermann unterhält, fatale Konsequenzen. Von den 18 geschädigten Völkern, in einem Volk sind 20 000 Bienen vereint, wurden zehn Völker vollständig vernichtet. Zur Hälfte wurden weitere acht Völkern durch das Fliegenspray dezimiert.

„Am liebsten hätte ich die ganze Imkerei hingeworfen“, sagte Zimmermann, der seine richtigen Namen aus Angst vor weiterer mutwilliger Zerstörung nicht öffentlich machen will. Er habe viel gegrübelt, wer ihm das angetan haben könnte, sagt er. Ohne den Beistand anderer Imker hätte er unter die Imkerei einen Schlussstrich gezogen. Ein Jahr Arbeit hatte er in den Aufbau der Bienenvölker investiert.

Marko Arndt vom Genthiner Stadtverband gehört zu jenen Imkerkollegen, die Paul Zimmermann motiviert haben, trotz des Vorfalls die Imkerei weiter zu betreiben. Er hat ihm unter anderem zwei neue Königinnen besorgt, um die geschädigten Völker wieder aufzubauen. „Was hier passiert ist, ist alles andere als ein Dummer-Jungen-Streich. Wer auch immer die Bienen mit Fliegenspray ausradiert hat, braucht dazu kriminelle Energie“, steht für Arndt fest.

Dass eine Versicherung für den Totalverlust der Bienenvölker aufkommen wird, schützt Paul Zimmermann zunächst vor finanziellen Einbußen. Der Erstattungsbetrag wird für Zimmermann ausreichend sein, um im Frühjahr neue Bienenvölker zu erwerben.

Allerdings, macht Marko Arndt klar, seien der wirtschaftliche Schaden und die Einschnitte in das ökologische System, den das Massensterben der Bestäuberinsekten angerichtet hat, enorm und nicht in Euro zu beziffern. Besonders betroffen sein werden der Raps und vor allem die Obstbäume.

In diesen Größenordnungen habe es im Jerichower Land bisher noch keinen vergleichbaren Fall gegeben, sagt Polizeisprecher Falko Grabowski. Ein massenhaftes Bienensterben im vergangenen Jahr in der Region Burg war auf eine Umweltverschmutzung zurückzuführen.