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Lyrisches Charlotte ist Balladenkönigin

Die Hohenseedener Schülerin Charlotte Sobottka holte sich in der Pareyer Sekundarschule die Krone der Balladenkönigin.

Von Frank Bürger 22.06.2019, 23:01

Parey l Zum Ende eines jeden Schuljahres steht in der Sekundarschule Parey die Wahl des Balladenkönigs an. Und in diesem Jahr wurde es bei diesem literarischen Wettbewerbbesonders spannend, denn es gab ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen den beiden Schülern Alex Menzendorf und Charlotte Sobottka. Beide hatten einen Klassiker von Johann Wolfgang von Goethe gewählt. Dabei handelt es sich um den „Zauberlehrling“. Entstanden 1797, im sogenannten Balladenjahr, gehört das Werk zur Epoche der „Weimarer Klassik“.

„Der Zauberlehrling“ verdeutlicht Goethes Grundanliegen: nämlich das Festhalten an der bewährten Ordnung in einer vom Chaos bedrohten Welt. „Walle! walle. Manche Strecke, daß, zum Zwecke, Wasser fließe und mit reichem, vollem Schwalle zu dem Bade sich ergieße.“ Wer kennt sie nicht, die Zeilen – dem Hauptwerk „Faust“ des literarischen Meisters aus Weimar fast ebenbürtig.

Sowohl Charlotte Sobottka als auch Alex Menzendorf nahmen sich dieser besonderen Herausforderung an und zauberten mit Worten, setzten diese Kostbarkeit mit Mimik und Gestik in Szene.

Eine winzige Note machte den Unterschied aus, so dass Charlotte Robe, Zepter und Krone bekam. Schon zuvor war Alex Menzendorf bewusst, dass es schwer werden würde. Er nahm es gelassen hin. Im vergangenen Jahr hatte sich der Güsener h mit dem „Zauberlehrling“ gegen Charlotte durchgesetzt. Sie hatte sich damals auf Theodor Fontane konzentriert und seine Ballade „John Maynard“ vorgetragen. Die Ballade Fontanes, in diesem Jahr erinnert sich die Welt an dessen Geburt vor 200 Jahren, preist den Steuermann eines Passagierschiffs auf dem Eriesee, auf dem gegen Ende einer Fahrt von Detroit nach Buffalo Feuer ausbricht. Maynard bleibt „in Qualm und Brand“ auf seinem Posten, bis das Schiff das Ufer erreicht, und rettet so alle um den Preis seines eigenen Lebens.

Charlotte Sobottka arbeitet auch privat an ihrer Sprache und an ihrem Ausdruck. Einmal die Woche fährt sie nach Magdeburg zur Kinderschauspielschule. „Die Lehrer dort kommen aus Berlin, Leipzig und Magdeburg“, sagt Mutter Franziska Sobottka. Hier werde intensiv an den Kompetenzen für das Spielen auf den Brettern, die die Welt bedeuten, gearbeitet. Das Team besteht aus Kursleitern, welche das Schauspielen erlernt, in diesem und um das Metier herum selbst tätig sind oder waren und ihr Wissen und Können nunmehr an alle interessierten Kinder weitergeben möchten. Das Konzept ist so ausgelegt, dass die Kinder und Jugendlichen auf spielerische Weise die verschiedensten Facetten der Schauspielerei kennenlernen, sich ausprobieren und kreativ selbst Neues erfinden können, ganz, wonach immer ihnen der Sinn steht. Wie nebenbei werden auf diese Weise Selbstbewusstsein, sicheres Auftreten vor Publikum und anderen Menschen sowie der liebevolle Umgang mit anderen Kindern gefördert. Prima Voraussetzungen also, um sich den Titel der Balladenkönigin zu schnappen.

Charlotte kann es sich auf Nachfrage schon vorstellen, beruflich einen künstlerischen Weg einzuschlagen. Drei Jahre lang hatte sie Klavierunterricht, unter anderem auch bei Jürgen Töpfer, dem Leiter des Burger Vokalensembles. Nach einer kurzen Pause könne sie sich vorstellen wieder mit dem Spiel anzufangen.

Die Eltern wurden früh aufmerksam auf das Talent beim Vorlesen, in der Schule und auch darüber bei Lesewettbewerben hinaus. Man darf gespannt sein, wohin der Weg von Charlotte führt.

Der Dritte auf dem Podest beim Balladenwettbewerb ist Leon Rückert. Auch hier erklang wieder ein Goethe-Werk: „Der Erlkönig“.

Die Jury habe sich wirklich schwergetan, so Patricia Jorra, die vor acht Jahren den besonderen Wettbewerb ins Leben gerufen hatte. Bei der Organisation steht ihr schon länger Carola Schüßler zur Seite.

In der Jury saßen Christine Schreiber, die die Schule wieder bei dem Wettbewerb unterstützte, die Lehrerinnen Melanie Hugenberg, sowie die stellvertretende Schulleiterin Kerstin Härtel.

Weitere Unterstützung gab es über das Geschäft von Christine Schreiber, von Heike Gebranzig aus der Adler-Apotheke und Martina Bär von der Volksbank Jerichow.