Oma Bergmann Auf ins neue Jahr

Zwischen den Jahren hat die rüstige Berliner Rentnerin Renate Bergmann in Genthin einiges zu berichten.

Von Simone Pötschke 02.01.2018, 00:01

Genthin l Der Jahreswechsel geht auch an Renate Bergmann nicht vorbei. Und natürlich kennt sie die alten Sitten und Bräuche ganz genau. „Zwischen den Jahren soll man ja eigentlich keine Wäsche machen, aber wenigstens die Tafeltücher koche ich heute durch“, twitterte sie am 27. Dezember auf ihrem Online-Account.

Eigentlich soll die nach Weihnachten auf die Leine gehangene Wäsche das Unglück anziehen. Aber eine Renate Bergmann mit ihren 82 Jahren weiß sich zu helfen. „Ich hänge die Trockenwäsche auf die Leine von der Berber, sicher ist sicher. Wenn der Deibel wirklich kommt - die nimmt er nicht, die ist zu jung. Und er würde sich auch einen Bruch heben.“

Ärgerlich sind für Renate nach wie vor die Kochkünster ihrer Tochter. „Kirsten hat den ganzen Tag mit dem Thermalmischer Pampe fabriziert. Hier stehen überall Gläschen mit Aufstrich aus Lupine und Hanf. Sie hat mir aber noch nicht erklärt, bei welchem Ausschlag ich das aufstreichen soll.“

Größere Probleme bereiteten der Seniorin die vorzeitigen Böllerzündeleien: „Diesen Raudies, die heute schon knallen, ziehe ich die Ohren lang! Es bumst am laufenden Bande. Ich zittere am ganzen Körper und komme gar nicht in den Schlaf!“, twitterte sie am 28. Dezember wütend.

Der Jahreswechsel war für die ansonsten rüstige Seniorin also nicht immer so angenehm. Zu hoffen bleibt, dass sich das Jahr 2018 besser anlässt. Die Genthiner können sich schon einmal auf ein Wiedersehen freuen. „Ganz sicher werden wir auch 2018 wieder nach Genthin kommen“, verspricht Torsten Rohde, Renates geistiger Vater.

Denn Genthin ist für den mittlerweile in Berlin lebenden Rohde immer noch Heimat. Hier hat er viele Jahre beruflich verbracht. Zudem ist Genthin verbunden mit den Anfängen der mittlerweile deutschlandweit bekannten Twitter-Omi.

Zum nächsten Auftritt sagt Rohde: „Es gibt noch keinen konkreten Termin. Ich muss den noch mit der QSG abstimmen - angedacht ist Oktober 2018.“ Mit dabei sein wird sicherlich auch wieder Schauspielerin Anke Siefken. Seit Mitte 2015 spielt die 59-Jährige Renate Bergmann auf der Bühne und war in dieser Rolle mehrfach in Genthin zu sehen.

„Immer wollte ich schon eine starke Frauenfigur in einem Monolog auf die Bühne bringen, Renate Bergmann ist genau die Person, die diese Darstellung hergibt“, meint Siefken über die Rolle.

Derzeit befinden sich die Autor und Schauspielerin im Silvesterurlaub. Gleich nach dem Ende der freien Tage geht es mit der Bergmann-Tournee weiter. Lübeck, Kiel und Garbsen stehen im Januar unter anderem auf dem Plan.

Daneben sind neue Abenteuer von Renate Bergmann in Sicht. „Momentan arbeite ich an „Ich habe gar keinen Enkel!“. Darin wird Renate auf Miss Marples Spuren wandeln und einem Heiratsschwindler und einer Enkeltrickbetrügerbande das Handwerk legen“, kündigt Torsten Rohde an. Dieses neue Werk wird voraussichtlich auch der Inhalt des nächsten Abends in Genthin sein. „Sicherlich werden wir dann aus diesem Buch lesen.“

Dass das Team um Torsten Rohde noch einmal Station im Genthiner Kino macht, ist auch wahrscheinlich.

Vor wenigen Wochen gab es eine Lesung im bestens besuchten Kinosaal, die auch im Internet übertragen wurde. Leider lief sie nicht ganz pannenfrei ab, deshalb ist eine erneute Veranstaltung ein Wunsch der ganzen Truppe von Technikern und Kameraleuten: „Wir haben noch eine Rechnung offen und wollen beweisen, dass wir es perfekt können“, sagt Rohde.

Im Saal kam der schwungvolle Auftritt bestens an. „Meine Oma ist auch so“, meinte eine Besucherin am Ende. Für Rohde ein Beleg für die lebensnahen Aussprüche. Man müsse nur die Augen und Ohren offen halten, überall gebe es Stoff für neue Werke. Eigene Erlebnisse oder Begebenheiten übersetzt der 43-Jährige auf „renatisch“, wie er selbst sagt.

So kommentierte Renate Bergmann natürlich auch den Silvester- und Neujahrstag und zog das Fazit: „Wegen meiner könnte Neujahr auch um 8 Uhr abends sein. Dann würde man noch anstoßen und könnte um 10 ins Bett. Aber auf mich hört ja keiner.“

Aber auch die Twitter-Oma ist im neuen Jahr angekommen, hat noch Bowle vom Silvesterabend übrig und wünschte gestern etwas unausgeschlafen: „Ein gesundes neues Jahr“.