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Schau Großer Auftritt der alten Schlepper

Am 14. Oktober öffnet Bernd Buchholz aus Tucheim seine Traktoren-Halle interessierten Besuchern.

Von Simone Pötschke 11.10.2018, 01:01

Tucheim l Da kennt Treckerfan Bernd Buchholz nichts: Am Sonntag spannt er seinen Reisetrecker, einen alten Normag, Baujahr 1938, vor einen festlich geschmückten Kremser, um die Tucheimer zum Erntedank-Umzug in das benachbarte Karow zu chauffieren. Kaum ein Umzug mit alten landwirtschaftlichen Maschinen in der Region vergeht, bei dem Bernd Buchholz mit einem seiner Traktoren nicht dabei wäre.

Schade, vor einigen Wochen, beim ersten Treckertreffen in Neuenklitsche, sei er verhindert gewesen, meint er. Da soll richtig was los gewesen sein ...

Dabei sind Aus- oder Spazierfahrten nicht der vordringlichste Bestimmungszweck, für den der Tucheimer den einen oder anderen Schlepper aus der Halle holt. Um die guten alten Schlepper anzuwerfen, müssen für Buchholz das Technikerherz und Bodenständigkeit zusammenkommen. Denn der Tucheimer Tüftler, er wuchs in einer Bauernfamilie auf, will mit seiner Leidenschaft für Traktoren und alte Landtechnik bäuerliche Tradition vor dem Vergessen bewahren.

Wenn Buchholz am Sonntag die Hallentür aufschließen wird, offenbart sich dem Besucher eine einzigartige und vor allem komplette Tucheimer Sammlung. Seine Leidenschaft ist wahrlich kein Strohfeuer: In über drei Jahrzehnten hat Bernd Buchholz 17 historische Traktoren-Typen wieder flott gemacht, die bis 1960 auf den Feldern rund um seinen Heimatort Tucheim im Einsatz waren. Buchholz‘ Trecker-Flotte ist längst zu einem Teil des Fienerdorfes geworden.

In den Aufbau des einen oder anderen Schleppers, der nur noch einem Blechhaufen glich, musste Buchholz jahrelange knifflige Arbeit investieren. Ohne Unterstützung der Tucheimer Agrargenossenschaft, die ihm eine Werkstattbenutzung ermöglichte, wäre dies nicht möglich gewesen, räumt Buchholz freilich auch ein.

Ältestes Stück seines Fuhrparkes es ist ein Deutz, Baujahr 1934, jüngstes ein Famulus, Baujahr 1958. Allesamt Rentner wie er selber, scherzt Buchholz.

Den Aufbau jedes seiner Traktoren hat Buchholz fotografisch dokumentiert und für die Nachwelt festgehalten.

Für jede Maschine seiner Flotte hat er zur Besucher-Orientierung die technischen Daten auf Informationsblättern festgehalten. Und das nicht nur im Hinblick auf die Veranstaltung am Sonntag. Buchholz ist eben ein Akribiker, der sich auf die gute alte Mechanik seiner Schlepper versteht.

So manchem hoffnungslosen Schrott-Mobil hat der Tucheimer mit seiner beharrlichen Schrauberleidenschaft zu neuem Glanz verholfen und damit in seinem Heimatdorf auch Begeisterung und Interesse an historischen Schleppern wecken können. Dafür steht auch das Schaupflügen, für das er einmal im Jahr die gewienerten und blitzblanken Oldtimer-Traktoren aus der Halle holt und wieder über den staubigen Acker holpern lässt. Bei der Buchholz-Sammlung kommt somit keine Museums-Atmosphäre auf. Und das ist ausdrücklich im Sinne des Tucheimers.

Auch über das traditionelle Schaupflügen hinaus scheuen seine Schlepper, die durchweg funktionsfähig sind, nicht das Tageslicht. Das gilt auch für das Privatleben der Eheleute Buchholz. So liegt hinter Bernd und Edeltraud Buchholz neben einer mehrtägigen Tour zum Oldtimertreffen in Kelbra gerade erst die traditionelle „Famlien-Oldtimer-Urlaubstour“. Jedes Jahr geht es mit dem Normag, Baujahr 1938, der einen Wohnwagen „Weferlinger Heimstolz“, Baujahr 1981, zieht, in den Norden. Diesmal auf einen Campingplatz in Mildenberg in der Uckermark. „Der Weg ist das Ziel. Wir genießen es, in Ruhe unterwegs zu sein“, sagt Bernd Buchholz. Es freue ihn, erzählt er, auf welches Interesse sein alter Trecker bei den Urlaubsreisen stoße. „So lernt man viele freundliche Menschen kennen.“

Mit einer Reisegeschwindigkeit von 18 Stundenkilometern tuckerte das Ehepaar ins Grüne. Problemlos und ohne Pannen. „Den Trecker immer schön streicheln, dann funktioniert er auch“, meint Buchholz verschmitzt. Reisekomfort vermisst das Ehepaar nicht. „Der Normag ist gefedert und im Wohnwagen hatten wir alles, was wir brauchten. Und für den Fall der Fälle haben wir immer einen Werkzeugkasten dabei“, ist Buchholz ganz gelassen.

Die Traktoren-Halle an der Tucheimer Schulstraße wird am Sonntag ab 11 Uhr geöffnet sein.