Solidarität Spendenbereitschaft in Elbe-Parey für Kriegsflüchlinge aus der Ukraine ist riesengroß
In der Touristenstation in Ferchland sind die ersten ukrainischen Flüchtlinge angekommen. Sie werden rund um die Uhr betreut. In Kürze sollen die ersten Flüchtlinge in Wohnungen umziehen können.

Ferchland - „Am Freitagnachmittag erreichte mich ein Anruf einer Privatinitiative aus Genthin. Fünf Personen aus Mariupol sollten in der Touristenstation untergebracht werden“, erzählt Bürgermeisterin Nicole Golz. Es waren Vater, Mutter, ein Kind und zwei Omas. Die Familie hatte erst vor kurzem in Mariupol ein Haus gebaut. Es wurde zerstört. Nun wartet die Familie darauf, in eine Wohnung umzuziehen.
Um 3 Uhr in der Nacht zum Sonnabend dann erreichte die Bürgermeisterin ein Anruf der Ausländerbehörde, dass ein Bus mit Flüchtlingen kommen könnte. Nicole Golz: „Als wir in der Touristenstation ankamen, stand der Bus schon vor dem Tor. Zusammen mit meinem Mann, Michael Rindert und Heiko Springer kümmerten wir uns um die 44 Neuankömmlinge.“ Die Flüchtlinge kamen aus Berlin und kannten sich untereinander nicht.
Am Sonnabendnachmittag kam über die Privatinitiative aus Genthin eine weitere Familie mit einem Kind in der Touristenstation an. Kurz darauf folgten noch eine fünfköpfige und eine dreiköpfige Familie.
Männer mit mindestens drei Kindern dürfen Ukraine verlassen
Es sind auch einige Männer dabei. „Wenn sie mindestens drei Kinder haben, dürfen sie das Land verlassen“, erklärt die Bürgermeisterin. Damit befinden sich aktuell 58 Personen, darunter sechs Kinder unter sechs Jahren und 13 schulpflichtige Kinder, in der Touristenstation Ferchland. Alle Personen werden täglich auf das Corona-Virus getestet. Die Tests stellt die Gemeinde Elbe-Parey zur Verfügung.
Unter den Flüchtlingen, die mit dem Bus aus Berlin kamen, war auch ein 86-jähriger Mann, der unbedingt nach Magdeburg wollte. Nicole Golz: „Wir haben ihn zum Bahnhof Genthin gebracht und ihm einen Zettel mit einer Telefonnummer für einen Rückruf mitgegeben. Und der Rückruf kam von der Bundespolizei, die darüber informierte, dass der Mann wohlbehalten in Magdeburg angekommen ist.“
Am Sonntagnachmittag musste ein älterer Mann zur Behandlung in die Helios-Klinik Jerichower Land nach Burg gebracht werden. Kurz darauf informierte die Klinik darüber, dass auch die Ehefrau kommen sollte. „Und wir haben dann von der Klinik spontan Erwachsenenwindeln und ,Pipi-Unterlagen’ mitbekommen. Die haben wir in das Stadtkulturhaus gebracht“, so Nicole Golz.
Blutdruckmessgeräte dringend benötigt
Die Gemeinde Elbe-Parey steht im stetigen Kontakt mit der Initiative „Genthin hilft“. Dort werden dringend Blutdruckmessgeräte und Zuckertests benötigt. Nicole Golz: „Wir haben deshalb für 700 Euro diese Sachen gekauft.“
An diesem Wochenende werden die ersten beiden Wohnungen in Parey renoviert und können dann von Flüchtlingen bezogen werden. Fünf weitere Wohnungen in Parey werden unter anderem mit Unterstützung der „Moskitos“, dem Heimatverein „Wir sind Güsen“ und der Schiffswerft Bolle renoviert.
Benötigt werden für diese Wohnungen vor allem Möbel. Durch die Gemeinde Elbe-Parey wurden Küchenzeilen, Doppelbetten, Einzelbetten und Doppelstockbetten gekauft. Die Gemeinde hat das Geld verauslagt. Am heutigen Freitag kommen noch Waschmaschinen, Kühlschränke und Herde dazu.
Bürger bringen Möbel und Elektrogeräte
Viele Bürger, so die Bürgermeisterin, haben sich bereits gemeldet, um zu spenden. Um die Sachspenden zu koordinieren, wurden im Geschäft „LebensArt“ bei Cora Schröder in Parey Listen ausgelegt.
Nicole Golz: „Dort können die Spendenwilligen ihren Namen, ihre Telefonnummer und ihre Spendengüter eintragen. Das geht auch per E-Mail über die Poststelle der Gemeindeverwaltung. Das Formular wird auch auf die Homepage gestellt.“ Am ersten Tag des Eintreffens der Flüchtlinge hat die Gemeinde Elbe-Parey die Verpflegung der Flüchtlinge übernommen. „Am Sonntag hat der NP-Markt in Parey extra für uns geöffnet, damit wir einkaufen konnten“, freut sich die Bürgermeisterin.
Die Konsumgenossenschaft Burg/Genthin hat über die beiden NP-Märkte in Parey und Güsen auch Spenden in Form von Nahrungs- und Hygienemitteln zur Verfügung gestellt. Diese konnten bereits am Mittwoch abgeholt werden.
QSG Genthin stellt Verpflegung sicher
Seit Montag stellt die Qualifizierungs- und Strukturförderungsgesellschaft (QSG) Genthin die Verpflegung sicher. Nicole Golz: „Die Leute würden gerne selber kochen. Doch die Elektroanlage gibt es momentan nicht her, dass hier an mehreren Herden gleichzeitig gekocht wird.“
Seit Montag ist Anja Strebe, zuständig für das Management in der Touristenstation Ferchland, vor Ort. Sie kümmert sich mit den Übersetzern und Stefan Golz um die Flüchtlinge. Lediglich mit einem Flüchtling kann man sich auf englisch verständigen.
Zur Entlastung der Übersetzer kommt deshalb auch ein Google-Übersetzer zum Einsatz. Die Hilfe reicht von der Essensversorgung über die Krankenversorgung bis hin zu allen Behördengängen. Dafür wird auch der Bus der Gemeinde Elbe-Parey eingesetzt. Alle Maßnahmen, die die Flüchtlinge betreffen, laufen über die Bürgermeisterin.
Gefreut hat sich die Bürgermeisterin am Dienstag über den Besuch von Kindern aus der Ortschaft Ferchland. „Es gab keine Berührungsängste. Innerhalb von ein paar Minuten haben sich die Kinder verständigt und dann wurde gemeinsam Fußball gespielt.“