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Tagesgruppe Schwalbennest macht Kinder stark

Seit 20 Jahren gibt es in Genthin ein ganz besonderes "Schwalbennest". Denn so lautet der Name einer Tagesgruppe des Corneliuswerkes.

Von Mike Fleske 10.10.2017, 06:00

Genthin l Pünktlich kommt Julien* am Nachmittag von der Schule in die Schwalbennest-Gruppe. Freundlich begrüßt ihn Susanne Voigt. „Habt ihr Hausaufgaben aufbekommen?“, fragt die Erzieherin. „Mathe und Deutsch“, antwortet der Junge. Kurze Zeit später sitzt er konzentriert über den Aufgaben. Julien ist eines von zwölf Kindern, die derzeit im Schwalbennest betreut werden.

Noch vor einiger Zeit war er verschlossen und abweisend, in der Schule lief es nicht gut, die familiären Verhältnisse machten ihm zu schaffen. Das Jugendamt hält für diese Lebenslagen von Kindern und Familien Angebote bereit, etwa Hilfen zur Erziehung. In der Familienberatung kam die Sprache schnell auf die Möglichkeit der Betreuung in der Tagesgruppe des Corneliuswerkes.

„Das ist der übliche Vorgang, die Plätze werden zugeteilt“, erläutert Leiter Sebastian Henke. „Von sich aus anmelden kann man sich bei uns nicht.“ Im Schwalbennest seien die Kinder behütet und könnten dennoch flügge für ein eigenständiges Leben werden, erklärt Henke den Namen der Einrichtung.

Die Arbeit des derzeit fünfköpfigen Teams gehe weit in den sozialen Bereich hinein. Die Hilfe bei den Hausaufgaben sei nur ein kleiner Teil. Ziel der Gruppe ist es, dass die Kinder zu sich selbst finden, die Fähigkeit entwickeln, eigene Entscheidungen zu treffen, ein Bewusstsein für die Gefühle anderer auszubilden, kommunikativer werden und dazu in der Lage sind, Probleme und Stress zu bewältigen.

„Es geht darum, dass die Kinder zu einer eigenen Persönlichkeit werden“, sagt Henke. Dies geschehe immer unter Einbeziehung der Eltern, mit denen regelmäßig Gespräche geführt und die bei der Lösung von Problemen und Konflikten unterstützt werden. Seit 20 Jahren gibt es die Tagesgruppe in Genthin.

In einer kleinen Feierstunde blickten Mitarbeiter und Gäste befreundeter Jugendeinrichtungen in der vergangenen Woche zurück. Das Jugendamt hatte 1997 die Einrichtung einer Tagesgruppe als erforderlich gesehen. „Damals waren wir in alten Gebäuden auf dem Krankenhausgelände in Genthin ansässig“, erinnerte sich der pädagogische Leiter des Burger Corneliuswerkes Frank Garnich an die Anfänge. Doch im ersten Jahrzehnt zeigte sich, dass die Räumlichkeiten dem Zweck nicht angemessen waren. 2008 folgte dann der Umzug in die Friedenstraße. Seither befindet sich das Schwalbennest in der im Volksmund geläufigen Kachel-Villa.

„Hier haben wir optimale Bedingungen“, bestätigt Sebastian Henke. Ein Musikzimmer, Ruhe- und Besprechungsräume, Studien- und Hausaufgabenzimmer befinden sich im Gebäude. Im Garten befindet sich sogar ein kleiner Hühnerstall, der von den Kindern betreut wird. Die Mitarbeiter der Einrichtung sagen über ihre Arbeit: „Es ist spannend mit den Kindern, Dinge zu erarbeiten und zu sehen, wie sie sich entwickeln“, meint etwa Susanne Voigt.

Ein Praktikum leistet derzeit Josefina Rose im Rahmen ihrer Ausbildung an der Fachoberschule in Burg ab. „Für mich ist es spannend zu sehen, wie die Erzieher auf die Kinder eingehen, um Konflikte zu lösen.“ * Name von der Redaktion geändert