Theater Faust trifft Bismarck

Nach der Englischklausur ging es für die Zwölftklässler des Genthiner Gymnasiums am Donnerstagabend direkt auf die Bühne.

Von Kristin Schulze 24.09.2017, 08:00

Genthin l Das Bismarck-Gymnasium spielt Faust, hieß es am Donnerstagabend in der Aula. Auf der Bühne: die Zwölftklässler des Deutschkurses von Angelika Döbberthin. Im Publikum: Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde der Schüler. Deren Nerv trifft Döbberthin schon mit den Worten zum Einstieg. „Ihre Kinder sind einzigartig. Jedes hat besondere Talente, sehen Sie selbst“, sagt die Deutsch- und Musiklehrerin, bevor sie die Bühne frei gibt für die 26 Darsteller sowie die Musikkurse aller zwölften Klassen.

Begeisterter Applaus, das ist es, was Eltern hören wollen. Was sie dann zu sehen bekommen, ist tatsächlich ein beeindruckendes Beispiel dafür, was man im Team schaffen kann.

Schülersprecherin Sarah Eckold, die einen der Engel gab, sagt: „Als Frau Döbberthin unseren Kurs Anfang der elften Klasse übernommen hat, berichtete sie ziemlich schnell von der Theateridee.“ Eckold räumt auch ein, dass man in der Schülerschaft eher skeptisch gewesen sei. „Doch Sie haben es geschafft, jedem eine passende Rolle auf den Leib zu schreiben“, sagte sie zu Döbberthin, als sie der sichtlich gerührten Lehrerin nach dem Stück ein Präsent als Dankeschön überreichte.

Und tatsächlich - jeder erfüllt seine Rolle mit Leben, die Texte sitzen genau so wie die tollen Kostüme, das Stück lebt von der Liebe zum Detail, den liebevoll interpretierten Rollen, in denen ausnahmslos alle schauspielerisches Talent zeigen.

Herausragend sicherlich Niklas Ritz als Mephisto, der den Bösewicht so überzeugend gibt, dass das Publikum wiederholt mit seinem Applaus nicht bis zum Ende der Szenen wartet. Auch Annalena Buße als Hexe sticht heraus, genau so wie Anna Exner, die eine Touristin gibt und sowohl als dauerfotografierende Japanerin wie auch als Bayerin mit zünftigem Dialekt überzeugt.

Die Schüler haben sichtlich Freude am Stück, dessen Texte Angelika Döbberthin geschrieben hat. Der klassische Faust kommt nicht zu kurz. Hannes Blaschke schlüpft in diese Hauptrolle, zitiert gekonnt das Original und rezitiert souverän den Osterspaziergang. Ganz nebenbei wird in der Satire, die den Titel Faust III trägt, der Jugendwahn, die Unterhaltungsindustrie sowie das Bildungssystem auf die Schippe genommen. Über die Pointen wird im Publikum herzhaft gelacht, sie kommen ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit viel Wortwitz daher.

Für Abwechslung sorgt auch die musikalische Umrahmung, welche die Musikkurse der zwölften Klassen übernommen haben. Gemeinsam mit den Musiklehrern Angelika Döbberthin und Anke Held übten sie Stück wie „We don‘t need no education“, „Über sieben Brücken“ oder das von Döbberthin umgetextete „Das bisschen Schule...“ ein.

Einmal mit den Proben begonnen, war das Schüler-Lehrer-Gespann nicht mehr vom Faust abzubringen. Pauline Mewes musste kurzfristig die Rolle von Gott übernehmen und „machte es hervorragend“, wie Luca Lindemann, der eigentlich dafür vorgesehen und ausgefallen war, von seinem Zuschauerplatz aus bemerkte.

Anke Held, die Klavier spielen und dirigieren sollte, war durch ein lädiertes Knie auf Krücken angewiesen und fiel ebenfalls aus. Ihren Part übernahm Hermann Döbberthin, der von Anfang an mit im Boot war und bei der Premiere unter Beweis stellte, dass er mit seiner Frau auch musikalisch bestens harmoniert.

Fazit: Ein sehr gelungenes Stück, bei dem von den Texten über das Schauspiel bis zur Musik alles passt. Wer sich davon überzeugen möchte, hat heute um 14.30 Uhr in der Aula erneut die Gelegenheit.