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Gesperrt wegen nichts Verwaltungsirrsinn: Seit April ist in Genthin die Halle an der Berliner Chaussee für den Sportbetrieb geschlossen

Wegen „Verdrückungen“ und „Durchstanzungen“ des Fußbodenbelages ist die Halle an der Berliner Chaussee für den Sportbetrieb gesperrt worden. Warum die Schließung aber schon Monate dauert, lässt sich kaum erklären.

Von Susanne Christmann Aktualisiert: 03.07.2022, 17:36
Stadtrat Horst Leiste am Sonnabend in der Sporthalle an der Berliner Chausee, die immer noch geschlossen ist.
Stadtrat Horst Leiste am Sonnabend in der Sporthalle an der Berliner Chausee, die immer noch geschlossen ist. Foto: Susanne Christmann

Genthin - Horst Leiste, der für die SPD im Genthiner Stadtrat sitzt, will sie mit eigenen Augen sehen, die Schäden am Bodenbelag in der Sporthalle an der Berliner Chaussee. Denn wegen der ist die Halle immer noch für den Sportbetrieb gesperrt.

Er lässt sich am Sonnabend die Halle aufschließen und sucht. Was er findet, sind vereinzelte Abdrücke, eigentlich nicht der Rede wert, und angetrocknete Flecken. „Wenn das die Schäden sein sollen, dann frage ich mich ernsthaft, warum hier dafür monatelang kein Sportunterricht für die Gymnasiasten und kein Trainingsbetrieb der Vereine möglich ist“, fragt er sich kopfschüttelnd. Das hätte man doch schnell beheben können - Monate seien dafür jedenfalls nicht nötig. Claudia Hopf-Koßmann, Pressesprecherin der Landkreisverwaltung, übermittelt auf Volksstimme-Anfrage in Bezug auf die dokumentierten Schäden: „Im Zuge der Beräumung und Rückgabe der Sporthalle an die Stadt Genthin wurde festgestellt, dass bedingt durch die Nutzung als Notunterkunft Schäden am Bodenbelag entstanden sind.“

Oberflächliche „Verdrückungen“

Zur fachlichen Bewertung des Schadens sei am 9. Juni 2022 ein gemeinsamer Vor-Ort-Termin mit der Stadt Genthin und einem Fachberater durchgeführt worden. Ergebnis: Es handele sich um „oberflächliche Verdrückungen“ und einige „Durchstanzungen“ des Linoleum-Belages. Diese würden aus der punktuellen Belastung des Bodenbelages durch die Füße der Feldbetten resultieren.

Die „Verdrückungen“ seien nur oberflächlich. Weshalb hier nichts dran gemacht würde. Die „Durchstanzungen“ könnten mittels Verschmelzungstechnik beziehungsweise mit Verschlussmasse repariert werden. Die Beteiligten des Vor-Ort-Termins hätten sich darauf geeinigt, „schnellstmöglich ein abgestimmtes Leistungsverzeichnis zu erstellen, um eine Ausführung der Maßnahmen in den Sommerferien 2022 zu ermöglichen“. Entsprechend könnten die Schadenshöhen noch nicht beziffert werden. Außerdem werde durch den Landkreis derzeit mit dem Kommunalen Schadenausgleich (KSA) geprüft, ob es sich hierbei um einen Versicherungsschaden handeln könnte.

Die Halle, die Mitte März vom Landkreis als Notunterkunft für aus der Ukraine Geflüchteten mit Notbetten und Zubehör hergerichtet worden war, bald aber mangels Bedarf wieder aufgegeben wurde, ist immer noch geschlossen. Die Vereine (neben Volleyballern haben auch Handballer, Prellballspieler, Allgemeine Sportgruppen sowie die Gymnasiasten für ihren Sportunterricht hier ihr Domizil) leben weiter mit Hilfslösungen. Thilo Voigt, Vorsitzender des Genthiner Volleyballvereins, gegenüber der Volksstimme: „Wir sind ausgewichen auf die Uhland-, die Halle am Baumschulenweg und die Jahnhalle und können dadurch fast 100 Prozent unserer Trainingszeiten abdecken.“

Allerdings unter nicht so guten Bedingungen. Volleyballer spielten Bälle nun auch mal hoch - die Schulturnhallen seien aber vergleichsweise flach gebaut. Voigt hat auch die Schäden am Fußboden im Bild festgehalten, als noch die Notbetten danebenstanden. Als alles ausgeräumt war, habe er dann bei einem zweiten Blick in die Halle an sehr vielen Stellen diese Abdrücke gesehen.

Linoleum in gutem Zustand

Für Horst Leiste sind drei Punkte wichtig. Er will die Schuld an den Schäden geklärt wissen und warum die Schließung der Halle über Monate notwendig sei. Und dass die Stadt Genthin am Ende nicht etwa auch noch für die Schäden und deren Folgen aufkommen müsse.

Der Landkreis lässt noch wissen, dass bei der Schadensbegutachtung festgestellt werden konnte, dass die Wiederaufnahme der regulären Nutzung der Sporthalle keine weitere Beeinträchtigung des Bodenbelages erwarten lassen würde. Dem Linoleum sei ein „altersentsprechender, sehr guter Gesamtzustand“ attestiert worden. Die punktuellen Beschädigungen des Belages würden sich über einen sehr begrenzten Bereich erstrecken und seien „sowohl im Zusammenhang mit der sportlichen Nutzung als auch der Reinigung des Bodenbelages als keinerlei Einschränkung bewertet“ worden.

Warum dann die Sporthalle immer noch geschlossen ist, darauf kann oder will derzeit keiner eine Antwort geben. Nicht einmal zum Durchwischen hat sich bisher jemand aufraffen können.

Thilo Voigt, Vorsitzender des Genthiner Volleyballvereins, hat diese Abdruckschäden, die offensichtlich von den Füßen der aufgestellten Notbetten stammen, im Foto festgehalten.
Thilo Voigt, Vorsitzender des Genthiner Volleyballvereins, hat diese Abdruckschäden, die offensichtlich von den Füßen der aufgestellten Notbetten stammen, im Foto festgehalten.
Foto: Thilo Voigt
So hat der Landkreis die Turnhallefür die Geflüchteten ausgestattet. Nur beim Bereich, wo Tischgruppen mit Stühlen standen, wurde der Bodenbelag durch eine Unterlage geschützt.
So hat der Landkreis die Turnhallefür die Geflüchteten ausgestattet. Nur beim Bereich, wo Tischgruppen mit Stühlen standen, wurde der Bodenbelag durch eine Unterlage geschützt.
Foto: M. Günther