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Wiederverwertung Ein Hauch von Sanssouci in Dretzel

Junior-Schlossherr Philipp von Ostau hat eigenhändig eine weiße Tür aus Potsdam für das hieisge Schloss aufgearbeitet.

Von Julia Irrling 30.05.2020, 01:01

Dretzel l Ein Stück Potsdam in Dretzel: Mit sichtbarer Freude zeigt Philipp von Ostau die Tür, die Schloss Dretzel quasi von Schloss Sanssouci geerbt hat. „Sie ist dort bei Renovierungsarbeiten angefallen“, sagt der Junior-Schlossherr. Durch Zufall erfuhr er davon und gab der zweiflügeligen Holztür einen besonderen Platz an der Stirnseite des Veranstaltungsraumes im ehemaligen Kuhstall.

Die weiße Tür aus Sanssouci war bei ihrem Eintreffen in Dretzel bei weitem nicht in so einem guten Zustand, wie jetzt. Erst nachdem sie Philipp von Ostau eigenhändig aufgearbeitet hatte, erstrahlte sie wieder in ihrem alten Glanz. Sowieso legt von Ostau viel Wert darauf, im Schloss und im Garten selbst Hand anzulegen. Die Familie beschäftigt keine Angestellten und auch keinen Gärtner – eine Herausforderung bei einer Parkanlage mit einer Größe von 1,5 Hektar.

Auch den ehemaligen Kuhstall hat die Familie von Ostau selbst ausgebaut, mit Hilfe von Freunden und Bekannten. „Das ist alles learning-by-doing“, sagt Philipp von Ostau und lacht. „Einzig die Elektrik lasse ich von einem Fachmann machen.“

Ende April vergangenen Jahres wurde der Multifunktionsraum im ehemaligen Kuhstall schließlich fertig. Genutzt werden kann der Raum beispielsweise für Tagungen, Seminare, Hochzeiten, aber auch für Tanzkurse. Er bietet Platz für circa 120 Personen. „Für das Innendesign war meine Mutter zuständig“, erzählt Philipp von Ostau, der eigentlich in Berlin lebt und dort als Fotograf arbeitet.

Tritt man von dem Veranstaltungsraum aus durch die Sanssouci-Tür, dann findet man sich im Werkraum von Ostaus wieder. Auch wenn er durch die Ausbreitung des Corona-Virus derzeit kaum Einkünfte habe, hätte die Situation eine gute Seite: „Ich habe mehr Zeit für Experimente“, so der werkelnde Schlossherr. In seinem Werkraum arbeitet er zurzeit an rustikalen Blumentöpfen aus Beton, die er mittels einer Kunststoffform herstellt.

Auch sonst gibt es allein im ehemaligen Kuhstall noch genug zu tun: Das Dachgeschoss gleicht im Moment einer Baustelle. Hier soll ein großer Raum für Tagungen und Seminare entstehen, überspannt von der Holzkonstruktion des offenen Dachstuhls.

Ein weiteres zukünftiges Projekt ist die Remise, ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude gegenüber des alten Kuhstalls gelegen. Dieser Teil des Bauensembles soll irgendwann einmal Unterkunftsmöglichkeiten bieten, über die Gästezimmer hinaus, die im Schloss selber eingerichtet sind.

Philipp von Ostau hat viele Ideen, wie das Schlossareal genutzt werden könnte. Yoga unter freiem Himmel, Fotosafaries, Kräuter-Exkursionen und Sterne-gucken für Hobby-Astronomen. Nachts sei es hier so dunkel, dass man die Sterne gut beobachten könne, so von Ostau.

Vorstellbar seien auch Tierbeobachtungen. Durch das nahegelegene Vogelschutzgebiet Fiener Bruch könne man zahlreichen Wildtieren begegnen. Das nächtliche Treiben von Rehen, Bieber, Nutria und Waschbären im Schlosspark fängt er mit einer Wildkamera ein.

Flora und Fauna in und um die Schlossanlage herum haben es Philipp von Ostau sichtlich angetan. Die Zeit in Dretzel sei jedes Mal ein komplettes Kontrastprogramm zu seinem Leben in der Metropole Berlin. Dieses Gefühl der Entschleunigung und Entspannung, im Einklang mit der Natur, möchte er in Zukunft auch mit anderen Menschen hier teilen.

Bis allerdings die nächsten Veranstaltungen wieder stattfinden können, wird noch ein bisschen Zeit vergehen. „Mein Vater ist 86 Jahre alt. Da ist uns im Moment die Gefahr einer Ansteckung durch das Coronavirus zu groß“, erklärt Philipp von Ostau. Veranstaltungen plant er deswegen erst im nächsten Jahr ein. „Im Moment halten wir die Füße still und machen keine Neuinvestitionen“, sagt er.