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Gerhard Bertz hat seinen letzten Arbeitstag als Hausmeister an der Grundschule Stadtmitte "Wir rufen unseren Gerd, er kann es richten und das ist schon viel wert"

Von Kristin Schulze 22.05.2012, 03:21

Fleißig, hilfsbereit und ein handwerkliches Genie, so wird Hausmeister Gerhard Bertz vom Lehrerkollegium der Grundschule Stadtmitte beschrieben. In der vergangenen Woche hatte der 59-Jährige seinen letzten Arbeitstag.

Genthin l "Wer will fleißige Handwerker sehen, der muss zum Hausmeister gehen", schallte es vor kurzem über den Schulhof der Grundschule Stadtmitte. Grund des ungewöhnlichen Ständchens: Gerhard Bertz hatte seinen letzten Arbeitstag.

Gleichermaßen beliebt bei Lehrern und Schülern

"Das Hausmeister - faul, mürrisch und unzuverlässig", begann Schulleiter Ingo Doßmann seine Rede zum Abschied seines Kollegens. "Zum Glück hatten wir mit dir einen Hausmeister ganz anderen Kalibers." Fleißig, hilfsbereit und ein handwerkliches Genie, so wird Bertz von Schulleiter und Lehrern beschrieben. "Lieb", ist das Adjektiv, das Schüler Niklas Sierig zuerst einfällt, wenn er an den Hausmeister denkt. Und weil ein so beliebtes Mitglied der Genthiner Grundschule nicht ohne würdigen Abschied gehen darf, hatten sich Lehrer und Schüler einiges ausgedacht.

Stationen: Uhlandgrundschule und Kita Rappelkiste

Die Kinder versammelten sich auf dem Schulhof und sangen Abschiedslieder. Abgerundet wurde die musikalische Vorführung von Frank Grunert, der die Mädchen und Jungen an der Gitarre begleitete. Die anderen Lehrer standen dem in nichts nach, auch sie hatten ein Ständchen vorbereitet. "Wir rufen unseren Gerd, er kann es richten und das ist schon viel wert", sangen sie und spätestens da kullerte bei Gerhard (Spitzname Gerd) Bertz das erste Tränchen.

Hallenwart in der Grundschule Uhland, Hausmeister in der Kita Rappelkiste, Angestellter der Stadt Genthin und ein Arbeitsunfall, der ihm zwar zeitweise die Kraft, aber nie den Mut raubte - Stationen eines Arbeitslebens, die Ingo Doßmann in seiner Rede hervorhob. Der Schulleiter fragte sich auch, was Gerhard Bertz mit der vielen Freizeit nun anfangen wolle. Seinem Hobby, dem SCM, frönen? Seine Oparolle noch mehr genießen als vorher? Oder seiner größten Leidenschaft, dem Angeln, öfter nachgehen? Ingo Doßmann wünschte ihm bei allem viel Spaß, vor allem mit seinem besten Fang, seiner Frau Bärbel Bertz.

Alltag eines Hausmeisters beginnt täglich halb sieben

"Sie war nach dem Unfall meine größte Stütze, ohne Bärbel hätte ich das nicht geschafft", sagte Gerhard Bertz. Und: "Mir wird das alles verdammt fehlen, die wunderbaren Kollegen, das selbstständige Arbeiten und vor allem die Kinder." Sein Hausmeistertag begann täglich um halb sieben, bis zum späten Nachmittag hieß es dann reparieren, trösten und für genügend Toilettenpapier sorgen. "Aber es gab nicht einen Tag, an dem ich nicht gerne her gekommen bin."

Damit ihm der Abschied nicht zu schwer wurde, musste Bertz an seinem letzten Tag noch einmal richtig ran. Die Schüler ließen ihn ein Brett streichen, unzählige Nägel in ein Holzstück hämmern und ein letztes Mal den Schulhof fegen. Da tauschte selbst Gerhard Bertz irgendwann gerne Besen und Schaufel gegen die Dankeskarte, die ihm die Kinder gebastelt hatten.

Vom Lehrerkollegium bekam er einen "Unruhesitz", einen bequemen Stuhl für das Angeln.

So ausgestattet übergab Gerhard Bertz sein Amt an den neuen Hausmeister Bernd Sigula (47). "Ich hoffe, ich werde meine Sache hier genauso gut machen", sagte er beim Abschiedsfrühstück. Das letzte Wort hatte bei diesem aber Schulleiter Ingo Doßmann: "Wir alle danken dir, lieber Gerd, für deine Ein- und Umsicht und für die direkten Worte, die du immer zum richtigen Moment parat hattest."