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Pareyer Heimatgeschichte Ziegelei Seeger hielt sich über 100 Jahre

Eine der vielen Ziegeleien in Parey war die 1865 gegründete Ziegelei Seeger. Aus Privatbesitz wurde später ein volkseigener Betrieb, der 1978 stillgelegt wurde.

Von Bettina Schütze 10.01.2024, 16:51
So zeigte sich der Hoffmansche runde Ringofen Anfang der 1980er Jahre in Parey.
So zeigte sich der Hoffmansche runde Ringofen Anfang der 1980er Jahre in Parey. Foto: P. DRIESSEN

Parey - In der Zeit von 1865 bis 1871 entstand mit dem Ausbau der Ihle zum Ihlekanal ein neuer Transportweg. Dieser begünstigte den Transport von Heizmaterial und der fertigen Ziegel mit Kähnen.

In Parey hat es in früheren Jahren eine Vielzahl an Ziegeleien gegeben. Dazu gehörte auch die Ziegelei August Seeger, die am 1. Mai 1865 gegründet wurde.

Christa Schmette aus Neuderben hatte eine im Jerichower Kreisblatt Nr. 18 erschiene Mitteilung gefunden. Daraus ging hervor, dass Friedrich Seeger eine Ziegelei mit einem Einkammerofen links der Chaussee nach Güsen erbaute. 1888 errichtete August Seeger an gleicher Stelle eine neue Ziegelei.

Nachfolger dieser wurde 1920 der Kreis Genthin und 1937 Otto Puls. Er wurde 1952 enteignet und aus der Ziegelei wurde ein Volkseigener Betrieb (VEB). Im Jahr 1978 erfolgte die Stilllegung. Der noch vorhandene Hoffmansche Ringofen steht unter Denkmalschutz.

Aus Unterlagen des Landeshauptarchivs (LHA) in Magdeburg ist zu entnehmen, dass die neue Ziegelei von August Seeger direkt am Ihlekanal entstand. Die Konzession für den Bau konnte am 4. August 1888 durch den Kreisausschuss Jerichow II mit geringen Auflagen erteilt werden. Am 18. April konnte die Konzession ausgehändigt werden.

Im Oktober 1891 bestand die Ziegelei aus einem runden Brennofen, einem Meisterhaus, vier Ziegelscheunen unterschiedlicher Größe, vier Trockenschuppen verschiedener Größe und zwei Tonschneidern. Der Kreis Genthin rettete 1920 mit dem Kauf die Ziegelei vor dem Abriss. Denn die Gleise waren schon abgebaut. Der Staat hatte dann aber den Abbruch dieser Betriebe verboten.

Im Juni 1921 wurde die Ziegelei dann wieder in Betrieb genommen. Mit dem Kauf durch den Kreis Genthin kam der Name „Kreisziegelei“ auf. Das war aber noch nicht der letzte Eigentümerwechsel.

1945 wieder Betrieb

Seit dem 1. Januar 1937 gab es die „Ziegelei Parey, Inh. Otto Puls“ als Nachfolger der „Kreisziegelei“. Nach der Stilllegung der Ziegelei nach der Beendigung der Brennsaison im Februar des Jahres 1945 wurden Aufräumungsarbeiten durchgeführt. Die erste Pareyer Bürgermeisterin Anni Görzen veranlasste, dass am 27. August 1945 der Betrieb wieder aufgenommen wurde. Aus Unterlagen geht hervor, dass der Ziegelmeister Braunschweig offenbar die Leitung übernommen hatte.

Am 15. November 1945 stand die Ziegelei noch unter der Verwaltung der Gemeinde. Zu dieser Zeit waren etwa 25 Personen dort beschäftigt. 1950 gehörte die Ziegelei zu den Betrieben der vertragsgebundenen Privatindustrie. Otto Puls verließ drei Jahre später mit seiner Familie die DDR. Daraufhin ging die Ziegelei mit Wirkung vom 2. März 1953 aufgrund der Verordnung zur Sicherung von Vermögenswerten in Volkseigentum über.

Die Übernahme erfolgte durch die örtliche Industrie des Kreises. Der Rat der Gemeinde Parey war als Rechtsträger vorgesehen. Ab dem 1. Januar 1954 war die Ziegelei unter dem neuen Namen „VEB (K) Ziegelei Elbe/Parey“ der Kreisverwaltung unterstellt.

1964 Zuordnung zum Bezirk

Im Jahr 1957 produzierte die Ziegelei 1.625.000 Klinker, 702.000 Hinter-Mauerungs-Ziegel und 156.000 Schmelzklinker. Beschäftigt waren 34 Produktionsmitarbeiter. 1964 erfolgte die Zuordnung zum Bezirk. Der Hoffmansche runde Ringofen und das Maschinenhaus stehen seit der Stilllegung der Ziegelei im Jahr 1978 wegen ihrer überregionalen Bedeutung unter Denkmalschutz.Quellen: Autorenkollektiv Horst Hartwig/Christiane Wagner/Christa Schmette; Ziegelei Seeger/Kreisziegelei/Puls/VEB. Grundbuch von Parey Bl No 97; A. Fredeke und Volksstimme