Auktionen Sogar Auto im Angebot

Premiere bei der alljährlichen Versteigerung des Halberstädter Ordnungsamtes. Erstmals war ein Auto im Angebot.

Von Ingmar Mehlhose 01.05.2016, 17:31

Halberstadt l „Da bleiben wir lieber bei unserem“, sagt eine ältere Dame. Ihr Gatte nickt. Das Objekt ihres kurzzeitigen Interesses ist ein Nissan Primera. Der Pkw steht im Petershof bei der aljährlichen Versteigerung durch das städtische Ordnungsamt.

Bis es so weit ist, vergehen an diesem Sonnabendvormittag noch 75 Minuten. Zunächst wollen Thomas Dittmer und seine Mitstreiter die 62 anderen Fundsachen auf der Liste an die gut 100 Interessenten bringen. „Außergewöhnlich viele Fahrräder“ sind diesmal darunter, sagt der Teamleiter. Insgesamt 33. Eines davon ohne Lenker, von einigen anderen ist nur der Rahmen übrig.

Der erste Drahtesel wird auf die zur Bühne umfunktionierte Ladefläche eines Kleintransporters der Feuerwehr gehoben. Fünf Euro nennt Dittmer als unterstes Limit. Bereits der dritte Bieter ist bereit, das Zehnfache zu zahlen. Am Ende wechselt das Mountainbike für 70 Euro seinen Besitzer.

Fahrräder gehen bestens. Egal, ob komplett oder in Teilen. Bei anderen Fundsachen gestaltet sich das schon schwieriger. Einen Euro soll beispielsweise eine Sammlung von Videos mit UFA-Klassikern wie „Der blaue Engel“ und „Münchhausen“ kosten. Im Publikum bleibt es still. „50 Cent“, versucht der Teamleiter Sicherheit und Ordnung erneut sein Glück. Eine Dame greift zu.

Den „Familiensatz Badelatschen“ preist Thomas Dittmer sogar vergeblich an. Es bleibt allerdings der einzige Posten, der zurück ins Regal wandert.

Ansonsten sind die Schnäppchenjäger eifrig bei der Sache. Ein I-Phone für einen Fünfer lässt sich ein Bieter 85 Euro kosten. 25 Euro blättert eine junge Frau für einen großen Reisekoffer inklusive des ihr (noch) unbekannten Inhalts hin.

Aber das ist längst nicht alles. Nadine Kappe hält zwei Bücher in die Höhe. Die große Enzyklopädie in zwei Bänden“, erklärt ihr Chef. Fünf Euro zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten – verkauft.

Taucherbrillen, Schnorchel, Schwimmbretter, Handtücher, zwei Regenschirme, letztere laut Dittmer „der Klassiker im Fundbüro“, finden ihre Abnehmer. Sogar eine Marken-Brille ist im Angebot. Der Teamleiter: „Die hat mal 135 Euro gekostet.“ Für 30 Euro ist er sie wenig später los.

Das letzte Rad wird aufgerufen und für 18 Euro verkauft. „Für uns ist das auch etwas ungewöhnlich“, eröffnet der Teamleiter sodann das Finale. Mit dem Nissan Primera steht zum ersten Mal ein Pkw zur Versteigerung.

Das ist nicht gerade eine Fundsache, hatte Thomas Dittmer bereits vor der Veranstaltung auf Volksstimme-Nachfrage erklärt. Der Besitzer des Autos war verstorben. Es folgte „ein recht kompliziertes Verfahren, das über viele, viele Monate gedauert hat“.

Jetzt sind die Papiere komplett. Das ist die gute Nachricht. Weniger positiv: Das Wägelchen hat 20 Jahre auf der Motorhaube. Der Tachostand weist 129 538 Kilometer aus. Einige Dellen im blauen Lack sind unübersehbar und der Rost am Rahmen ebenfalls kaum zu ignorieren. Keine Zulassung und seit November 2013 ohne TÜV, aber fahrbereit ist der Jung-Oldtimer.

Bei 50 Euro liegt das Mindestgebot. Die Resonanz ist verhalten. Fast neigt sich die Waage zur Schrottpresse als Alternative, da findet sich doch noch ein Kaufwilliger. Ricardo Schöpps aus Schwanebeck ist mit 55 Euro dabei. Er kenne die Marke. „Gute Motoren“, sagt er.

Insgesamt 1450,50 Euro bringt die Auktion diesmal für das Stadtsäckel ein. Allerdings nicht sofort. Thomas Dittmer: „Das Geld kommt für drei Jahre auf ein Verwahrkonto.“