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  7. Aktionsbündnis macht Front gegen erneutes Rechtsrock-Konzert in Nienhagen

Veranstalter hat Antrag eingereicht / Genehmigung noch offen / Geteiltes Echo im Ort Aktionsbündnis macht Front gegen erneutes Rechtsrock-Konzert in Nienhagen

Von Christian Besecke 23.05.2013, 03:14

Entgegen aller Absichtserklärungen soll in Nienhagen erneut ein Rechtsrock-Konzert stattfinden. Veranstalter Oliver Malina hat beim Ordnungsamt der Verbandsgemeinde einen Antrag eingereicht. Ob das Konzert am Sonnabend stattfinden wird, ist derzeit noch offen. Die Reaktionen der Einwohner sind durchaus geteilt.

Schwanebeck/Nienhagen l Die Nachricht von der geplanten Fortsetzung der Rechtsrock-Konzerte in der Hopfendarre ging schon am Dienstag wie ein Lauffeuer durch Nienhagen. Knut Buschhüter, der Leiter des Ordnungsamtes in der Verbandsgemeinde Vorharz, bestätigte gegenüber der Redaktion den Fakt: "Oliver Malina und der Gründstückseigner Klaus Slominski waren am Dienstag bei mir und haben den Antrag abgegeben", erklärte er. "Sie haben alle benötigten Unterlagen eingereicht." Als Konzertort favorisiere Malina als Veranstalter die alte Hopfendarre.

Die Ankündigung des Konzerts hat sofort das Bürgerbündnis "Nienhagen rechtsrockfrei" auf den Plan gerufen. "Wir wollen nicht hinnehmen, dass jetzt wieder solche Konzerte bei uns in Nienhagen stattfinden", erklärte Hans-Christian Anders vom Bürgerbündnis. "Im Augenblick knüpfen wir Kontakte, um am Sonnabend in Nienhagen gegen die Veranstaltung zu demonstrieren."

Auch Schwanebecks Bürgermeisterin Christina Brehmer (Die Linke) reagierte überrascht. "Der Antrag hat uns alle überrumpelt. Wenn das Konzert stattfindet, dann fällt ein ganz schlechtes Licht auf die bevorstehende 875-Jahr-Feier in Nienhagen." Sie fürchtet auch, dass der für Freitag geplante Bürgeraktionstag zum Bau eines Spielplatzes an der alten Schule darunter leiden wird. "Wir wollen die angelieferten Spielgeräte aufstellen. Ich kann mir vorstellen, dass das bevorstehende Konzert viele Einwohner vom Kommen abhalten wird."

"Wir wollen das nicht hinnehmen. Im Augenblick knüpfen wir Kontakte, um gegen diese Veranstaltung zu demonstrieren."

Hans-Christian Anders, Bürgerbündnis "Nienhagen rechtsrockfrei"

Nach ihren Worten hat Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) sein Kommen zugesichert, um am Sonnabend an einer Demonstration gegen die Veranstaltung teilzunehmen. Der Minister und Teilnehmer des Festes in Groß Germersleben, wo das Rechtsrock-Konzert ursprünglich stattfinden sollte, hätten angekündigt, nun nach Nienhagen zu kommen und die dortigen Protestler zu unterstützen.

Bei den Einwohnern in Nienhagen stößt der geplante Auftritt von teilweise internationalen Bands derweil auf ein geteiltes Echo. Insbesondere macht sich Empörung über den Wortbruch von Hopfendarre-Besitzer Klaus Slominski breit.

Ein pikanter Aspekt: Slominski hatte im vorigen Jahr auf Druck des Aktionsbündnisses angekündigt, sein Gelände nicht mehr für derartige Konzerte und Veranstaltungen zu vermieten. Damit war Slominski dem mehrheitlichen Wunsch der Nienhagener gefolgt. Diese hatten im Rahmen einer Bürgerbefragung derartigen Konzerten eine Abfuhr erteilt.

Daran erinnert auch Walburga Burgsdorf: "Ich bin enttäuscht von Herrn Slominski. Er hat uns nach der Bürgerbefragung versprochen, sein Gelände nicht mehr an solche Leute zu vermieten. Es gab ein klares Votum gegen Rechtsrock-Konzerte."

Diesen Standpunkt teilen viele Nienhagener. Den meisten passt der Zeitpunkt - es sind nur noch gut zweieinhalb Wochen bis zur großen 875-Jahr-Feier - überhaupt nicht. Es gibt aber auch andere Stimmen im Dorf. Manch einer hat kein Problem damit, dass es hier Rechtsrock-Konzerte gibt. "Es ist in der Vergangenheit noch nie etwas passiert", sagt ein Einwohner (Name ist der Redaktion bekannt). "Der Veranstalter hatte die Lage immer im Griff. Nach den Konzerten gingen sogar Leute mit blauen Säcken durch den Ort und haben Müll weggeräumt." Eine Anwohnerin ergänzt: "Die Besucher waren meist sehr freundlich und haben darum gebeten, ihre Zelte auf privaten Grundstücken aufbauen zu dürfen. Da gab es nie Beschwerden."

Hans-Christian Anders vom Aktionsbündnis betont hingegen, dass es eben jenes klare Votum der Bürger gegen solche Veranstaltungen gebe. "Von 326 wahlberechtigten Nienhagenern haben sich bei der Briefwahl im vorigen Jahr 200 an der Abstimmung beteiligt", führt er an. Das Ergebnis sei klar: "160 Einwohner sind gegen weitere Rechtsrockkonzerte, 40 dafür. Das sind Zahlen, die sich nicht einfach wegdiskurieren lassen."

Veranstalter Oliver Malina wollte sich am Mittwoch vor Ort in Nienhagen nicht zum geplanten Konzert äußern. Damit bleibt offen, wieso er nach einer erfolglosen Tingeltangeltour quer durch Sachsen-Anhalt nun wieder in Nienhagen ein Konzert plant.

Schließlich hatte Malina nach Slominskis Ankündigung, wonach die Hopfendarre fortan für derartige Konzerte passé sein werde, ein ausgebranntes Schloss in Groß Germersleben (Bördekreis) ersteigert. Nachdem ihm auch dort massiver Protest von Anwohnern entgegenschlug, wollte Malina zunächst nach Annaburg im Kreis Wittenberg oder Ballenstedt ausweichen. Während er dort erfolglos blieb, hofft er nun in Nienhagen womöglich, an die früheren Genehmigungen anknüpfen zu können.

Unklar ist obendrein, was Klaus Slominski bewogen hat, sein Versprechen über Bord zu werfen. "Ich stehe zu meinem Wort. Ich vermiete nicht mehr an diese Leute", so Klaus Slominski im vorigen Jahr. Er war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.