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Personalnotstand Ameos-Klinikum zieht Reißleine

Personalnotstand am Halberstädter Ameos-Klinikum hat die medizinische Versorgung im Harz erschwert. An der Inneren Klinik war Aufnahmestopp.

Von Dennis Lotzmann 18.05.2017, 12:12

Halberstadt/Quedlinburg l Es waren weniger die ersten sommerlichen Temperaturen, die die Mitarbeiter im Rettungsdienst und die Disponenten in der Kreis-Leitstelle in den vergangenen Tagen ins Schwitzen gebracht haben. Vielmehr sorgten ein mehrtägiger Aufnahmestopp in der Inneren Klinik des Ameos-Krankenhauses in Halberstadt sowie der dortigen Abteilung für Gefäßchirurgie für zusätzlichen Aufwand rund um die Kernfrage: Wohin mit den Patienten, für die Halberstadt eigentlich die erste Wahl wäre?

Beide Kliniken, bestätigt Ameos-Sprecher Sebastian Hübner auf Anfrage, hätten sich über mehrere Tage in der Leitstelle abmelden müssen. Im Zentrum für Innere Medizin habe es vom 11. bis zum 17. Mai Probleme gegeben, im gefäßchirurgischen Bereich vom 11. bis zum 18. Mai. Warum? „Unsere Personaldecke war temporär krankheits- und urlaubsbedingt massiv eingeschränkt, sodass wir an unsere Kapazitätsgrenzen gekommen sind“, erklärt Hübner. Erschwerend seien in der vorigen Woche Abmeldungen im Harzklinikum hinzugekommen.

Die aber, heißt es aus der Leitstelle, seien nur tageweise aufgetreten. Darauf verweist auch der Chef des Eigenbetriebs Rettungsdienst im Harzkreis, Michael Werner: „Wir haben leider immer wieder mit Abmeldungen von einzelnen Klinikbereichen zu tun und müssen darauf reagieren. Dass aber zwei Kliniken über sechs oder gar sieben Tage am Stück keine Patienten mehr aufnehmen, haben wir so noch nicht erlebt. Das war schon ein harter Brocken.“

Weil die Disponenten in der Leitstelle dann anderenorts Kliniken – beispielsweise in Magdeburg, Aschersleben oder Braunschweig – um eine Patientenaufnahme bitten müssen. Das, so Werner, sorge für zusätzlichen Koordinierungsaufwand. Sei der noch telefonisch zu stemmen, fielen die Konsequenzen für die Teams im Fahrdienst – also die Rettungswagen auf den Straßen – gravierender aus, erklärt der Eigenbetriebschef.

„Sie müssen weitere Strecken zurücklegen. Das kostet mehr Zeit und bindet den insgesamt rund 50 Fahrzeuge umfassenden Wagenpark, der wiederum auf die Klinikstruktur im Harz ausgerichtet ist, länger. In letzter Konsequenz könnte so auch die Einhaltung der gesetzlichen Rettungsfrist in Gefahr geraten“, zählt er auf. Sollten sich derartige Fälle häufen, müsste man womöglich sogar über strukturelle Konsequenzen nachdenken, gibt er zu bedenken.

Ein Szenario, das nicht grundlos ist, denn immer wieder melden sich Kliniken im Harz ab und stoppen die Patientenaufnahme. Im Januar ließen zeitgleich alle drei Notaufnahmen die Schotten runter. Auch damals waren wohl Personalengpässe ursächlich.

Im Harzklinikum in Quedlinburg und Wernigerode sei man via Leitstelle über die Abmeldung der inneren Klinik in Halberstadt informiert gewesen, so Sprecher Tom Koch. In den vergangenen Tagen seien Patienten aus Halberstadt im Harzklinikum medizinisch versorgt worden.

Die Kreisverwaltung habe seit Donnerstag Kenntnis von der Situation im Ameos-Klinikum und sei seit Freitag mit der Klinikleitung in intensiven Gesprächen, so eine Sprecherin. „Seitens der Leitung wurde uns versichert, dass eine Notfallbehandlung von Patienten in jedem Fall abgesichert werden kann.“

Landrat Martin Skiebe betont, dass der Landkreis erwartet, dass der Versorgungsauftrag aller Häuser grundsätzlich erfüllt werde. „Das schließt auch ein, dass bei Kapazitätsengpässen, die nie ganz ausgeschlossen werden können, eine enge Abstimmung aller Beteiligten erfolgt, die Verantwortung als Gesundheitsdienstleister für die Menschen im Landkreis Harz tragen“, so der CDU-Politiker.

Dass das Ameos-Krankenhaus gleich eine ganze Woche die Patientenaufnahme stoppen musste, ist für Insider auch eine Folge der Personalpolitik. Seit Monaten strukturiert die Geschäftsleitung um und sorgt so für viel Frust. Viele Ärzte und Pfleger haben das Haus verlassen.

Es sei auf dem Fachkräftemarkt der Pfleger und Ärzte sehr schwierig, gibt Sprecher Sebastian Hübner zu bedenken. Mit diesem Problem sind jedoch alle Kliniken konfrontiert.