Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Mit Video: Umdenken in Magdeburg notwendig - Das ist jetzt wichtig für den Aufschwung
Im Münsterland geboren, seit Jahrzehnten in Magdeburg aktiv. MDCC-Chef Guido Nienhaus und sein Blick auf die Einheit und die Aufgaben für Magdeburg.

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Guido Nienhaus, Chef des Magdeburger Kommunikationsdienstleisters MDCC:
Video: Serie 35 Jahre Deutsche Einheit - MDCC-Chef Guido Nienhaus
(Bericht/Kamera: Stadtmarketingverein Pro M Magdeburg)Hinweis: Sollte das Video nicht angezeigt werden, laden Sie bitte Ihren Browser neu.
Guido Nienhaus ist im Münsterland, direkt an der holländischen Grenze, geboren. Zur Wende 1989 hat er gerade Abitur gemacht und aufgrund seines Alters sowie der Entfernung zur innerdeutschen Grenze spielte der Osten für ihn bis dahin kaum eine Rolle.
Nach seinem Studium in Münster führte ihn allerdings gleich sein erster Job nach Magdeburg. Als er im November 1995 zu seinem Vorstellungsgespräch in die Stadt kam, war er schon etwas geschockt: „Es war ein grauer Novembertag und die Alte Neustadt war damals wirklich nicht schön.“ Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, am 1. Januar 1996 bei den Städtischen Werken Magdeburg im Controlling anzufangen und Ende 1997 die MDCC mitzugründen. Seitdem ist er Geschäftsführer des Magdeburger Telekommunikationsanbieters und auch ansonsten überaus aktiv in der Stadt.
Einsatz für Kunst-, Kultur- und Sportszene
Das ist wohl auch einer der Gründe, warum er mit der Ost-West-Diskussion nicht viel anfangen kann: „Ich bin zwar im Westen geboren, habe doch mein gesamtes Berufsleben im Osten verbracht.“ Aufgrund seines Engagements auch über den Job hinaus ist er hier komplett angekommen.
Dabei ist er in vielen Bereichen aktiv – von der Arbeit in seiner Gemeinde über diverse Sportvereine bis zur Kunst- und Kulturszene. „Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und eine Stadt braucht viele Facetten.“ Unter diesem Credo hat er die Entwicklung Magdeburgs von Anfang an mitgestaltet. „Hier war einfach ganz viel möglich und ich wollte mich immer mit einbringen.“
Ein echter Magdeburger geworden
So hat er nicht nur seine beruflichen Chancen ergriffen und ein überaus erfolgreiches Unternehmen aufgebaut, sondern auch seine ganz persönlichen Möglichkeiten genutzt, um ein Teil der Stadt und damit ein echter Magdeburger zu werden.
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Dabei ist Magdeburg für ihn ein sehr gutes Beispiel für die Entwicklung in Ostdeutschland. „Hier wurde in den letzten 30 Jahren das Geld gut investiert, sodass sich die Stadt grundlegend verändert hat.“ Heute ist Magdeburg als moderne, lebendige und grüne Stadt an der Elbe kaum noch wiederzuerkennen. Um dieses Potential weiter auszubauen, ist jetzt jedoch ein Umdenkprozess notwendig, ist sich Niehaus sicher.
Marode Brücken und Kulturbauten
„Wir können nicht immer nur noch höher, weiter, besser, sondern wir müssen auch das, was wir haben, instand halten.“ Seine Mutter hatte dazu einen ganz besonderen Leitspruch: „Schön machen ist nicht schwer, aber schön behalten schon.“
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In diesem Sinne ist es jetzt wichtig, das Geschaffene zu festigen, zu erhalten und weiterzuentwickeln. Das gilt für marode Brücken und Kulturbauten, aber auch für gesellschaftliche Strukturen und Vereine. „Dafür bedarf es eines stetigen Prozesses sowohl infrastrukturell als auch in der Stadtgesellschaft.“ An diesem Punkt wird sich entscheiden, wie sich Magdeburg in den nächsten 30 Jahren weiterentwickeln wird.
Weg in den Osten nie bereut
Auf diesem Weg sieht Nienhaus auch kein Manko in dem Stempel Ostdeutschland: „Genauso wie die Norddeutschen stolz auf ihre Heimat sind oder sich die Bayern sehr stark über ihre Herkunft identifizieren, so können auch wir stolz darauf sein, uns als Ostdeutsche zu platzieren und ein neues Selbstbewusstsein daraus zu entwickeln. Gerade diese Unterschiede machen doch unser vereintes Deutschland aus.“
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Er lebt zumindest sehr gern hier und hat seine damalige Entscheidung, in den Osten zu gehen, nie bereut. Dabei hat Magdeburg alles, was eine lebenswerte Stadt ausmacht – die perfekte Größe, um sich noch zu kennen und mitgestalten zu können, attraktive Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie tolle Sportvereine, um selber aktiv zu werden oder mit ganzem Herzen mitzufiebern.
Wirtschaft und Wissenschaft unterstützen
Für ihn ist „Magdeburg einfach schön“. Zudem hat die Stadt eine extrem hohe Lebensqualität, mit der nicht viele Städte mithalten können. „Wenn wir es jetzt schaffen, die Rahmenbedingen für die Wirtschaft noch weiter zu verbessern und unsere Stärken mit den hier ansässigen Wissenschaftseinrichtungen zu nutzen, dann haben wir beste Voraussetzungen für eine positive Zukunft.“ Das gilt auch für die Stadtgesellschaft, die trotz aller Unterschiedlichkeiten fest zusammenhält – spätestens beim nächsten Weihnachtssingen.