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Archäologie Daimler-Ansiedlung: Opferschacht nahe Steinkistengrab bei Halberstadt entdeckt

Wo sich der Lkw-Hersteller Daimler Truck bei Halberstadt ansiedeln will, wird unter der Erde immer wieder etwas gefunden. Experten entdeckten nun einen Opferschacht, der in Verbindung mit einer Bestattung der Kugelamphorenkultur steht.

Von Thomas Schöne, dpa Aktualisiert: 17.03.2023, 08:52
Anke Herrmann, Archäologin und Grabungsleiterin, untersucht einen Fund aus Tierknochen.
Anke Herrmann, Archäologin und Grabungsleiterin, untersucht einen Fund aus Tierknochen. Klaus-Dietmar Gabbert/dpa/Archivbild

Halberstadt/dpa/DUR - Archäologinnen und Archäologen haben im künftigen Gewerbegebiet Halberstadt-Ost einen 4800 Jahre alten Opferschacht entdeckt. „Das ist der erste Schacht in Verbindung mit einer Bestattung aus der Kugelamphorenkultur. Solche Schächte waren bislang nur aus der 1000 Jahre älteren Baalberger Kultur bekannt“, sagte Projektleiterin und Archäologin Susanne Friederich der Deutschen Presse-Agentur.

„Der Schacht war mit Steinen abgedeckt und etwa 1,70 Meter tief.“ Die Kugelamphorenkultur wurde nach ihren typischen Tongefäßen mit kugelförmigem Körper benannt. Ihr Ursprung liegt im polnischen Raum und reichte von dort bis nach Niedersachsen.

Freilegung von Opferschacht bei Halberstadt gibt Hinweise auf Fruchtbarkeitsritual

Zunächst kamen Teile von vier Rindern zu Tage. Darunter lag ein vollständiges Rind, unter diesem Tier kam ein Hund zum Vorschein und beim weiteren Freilegen drei junge Hasen. „Unterhalb dieser Tiere lag schließlich noch ein weiteres vollständiges Rind“, sagte Friederich. Die Archäologen gehen bei dem Schacht von einem Fruchtbarkeitsritual aus.

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„Die Rinder sind zusammen mit den Hunden Ausdruck der auf Ackerbau und Viehzucht ausgerichteten Gesellschaft und diese hatte das Bedürfnis, ihren Göttern Gaben der Fruchtbarkeit, auch über das Symbol des Hasen, darzubieten“, sagte Friederich. Nun müsse untersucht werden, ob es eine einmalige Opferung war oder ob der Opferschacht für weitere Opferungen immer wieder geöffnet wurde.

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Zuvor hatten die Archäologinnen und Archäologen auf der für die Daimler-Ansiedlung ausgewählten Fläche unter anderem ein Steinkistengrab entdeckt. Friederich zufolge soll darin eine hochgestellte Persönlichkeit innerhalb der Kugelamphorenkultur begraben worden sein. Das Grab wurde etwa 25 Zentimeter unter der Erdoberfläche entdeckt. Es befindet sich am höchsten Punkt des Gewerbegebietes.

Ansiedlung von Daimler Truck in Halberstadt - Vorbereitende Arbeiten bringen archäologische Entdeckungen zum Vorschein

Der Lastwagenhersteller Daimler Truck will in Halberstadt-Ost einen neuen Logistikstandort auf rund 260.000 Quadratmetern errichten. „Diese archäologischen Entdeckungen sind in Art und Umfang wirklich sehr beeindruckend. Es freut uns, dass ausgerechnet die vorbereitenden Arbeiten für unseren Logistikstandort der Auslöser für die Funde sind“, sagte Jörg Howe von Daimler Truck. „An unserem Zeitplan ändert das nichts, wir wollen noch in diesem Jahr mit dem Bau unseres Logistikstandorts beginnen“, kündigte er an.

Dass der Zeitplan für die Ansiedlung durch die herausragende archäologische Befunde nicht ins Stocken gerät, freut auch Halberstadts Oberbürgermeister Daniel Szarata (CDU). „Das zeigt, wie gut und professionell hier die Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege ist“, sagte er.