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Artenschutz Jungstörche in Aderstedt werden flügge

Weißstorchbeauftragter Georg Fiedler kann nicht anders. So oft wie möglich schaut er bei "seinen" Aderstedter Störchen vorbei.

Von Ramona Adelsberger 03.08.2018, 01:01

Aderstedt l Am Mittwochvormittag war Georg Fiedler in Aderstedt. „ Genau um 10.13 Uhr beobachtete ich, wie einer der Jungstörche das Nest verließ, eine Runde drehte und dann zum Nest zurückkehrte, teilt der Tierfreund mit. Möglicherweise sei es der erste Flug gewesen. Dass sich die drei Aderstedter Störche so gut entwickelt haben, sei durchaus nicht selbstverständlich, betont Georg Fiedler. Immerhin seien das spärliche Futterangebot wegen der Trockenheit und das späte Schlüpfen der Aderstedter Störche nicht unbedingt positiv für die Entwicklung und das Überleben der Störche gewesen.

„Das Flüggewerden der Jungstörche vollzieht sich in drei Phasen“, erklärt der Fachmann: Zunächst dreht der Storch eine Runde und kehrt, ohne irgendwo zu landen, zum Nest zurück. Bei der zweiten Phase landet der Storch an einem erhöhten Standort (Gebäude oder Mast), von wo aus er leichter starten kann. Dann kehrt er zum Nest zurück.

In Phase drei landet der Storch im Gelände und fliegt von dort zum Nest zurück. Nun ist er imstande, auch vom Erdboden auffliegen zu können, was schwieriger ist als der Start von einem erhöhten Standort.

Wenn die Jungstörche in der Lage sind, in das Gelände zu fliegen, werden sie von ihren Eltern begleitet, die dem Nachwuchs das Nötigste beibringen. Dazu gehört auch, wo und wie man Futter findet.

Amüsiert hat Georg Fiedler bei dieser ersten Platzrunde beobachtet, dass die beiden Geschwister ihren Drilling bei seiner Rückkehr um Futter anbettelten. „Obwohl sie gesehen haben müssten, dass er im Flug keine Nahrung aufnehmen konnte. Und überdies erhalten sie Futter nur von den Eltern“, erklärt Fiedler. In wenigen Wochen nun werden sich die Jungstörche in Richtung Süden in das Winterquartier aufmachen. Dass die Kleinen ihre erste große Reise ohne ihre Eltern antreten, ist dabei völlig normal. Weil sich die Altstörche erst von den Anstrengungen der Aufzucht erholen müssen, kümmern sich andere erfahrene Störche, die in diesem Jahr keinen Nachwuchs hatten, um die unerfahrenen Mitreisenden. Dazu sammeln sich die „Reisegruppen“ bereits einige Tage vorher.

In den letzten Jahren sind solche Ansammlungen von Störchen, die sich dann gemeinsam auf den Weg machen, zwischen Dedeleben und Pabstorf sowie auch im Großen Bruch beobachtet worden.

Welche der beiden Routen (westlich nach Spanien oder südlich über den Bosporus) zu den Winterquartiere n die Störche nehmen, weiß vorab niemand. Daher ist es gut, dass die Störche beringt sind, so können Beobachtungen entlang der Routen genau zugeordnet werden.