Ausbildung Werben um Nachwuchs

Das Bündnis Schule und Beruf sucht nach Wegen, wie die Nachwuchssicherung besser organisiert werden kann. In Halberstadt gab es dazu Tipps.

Von Dieter Kunze 22.02.2018, 07:00

Halberstadt l Die Themen Berufsorientierung und Nachwuchssicherung für Fachkräfte beschäftigen schon seit Jahren verschiedene Akteure in der Region.

Bereits im vorigen Jahr diskutierten Vertreter des Bündnisses Schule und Beruf, der Kreisstadt, der Roland-Initiative, der AWZ GmbH, der Kreishandwerkerschaft sowie der Agentur für Arbeit und der Halberstadtwerke darüber, wie die vorhandenen Angebote und Möglichkeiten vor Ort besser vernetzt werden können.

„Das Thema brennt uns auf der Seele“, sagte Heike Schittko, Chefin der Arbeitsagentur, beim Folgetreffen im Burchardikloster. Die demografische Entwicklung erfordere eine praxisnahere Kooperation. Gute Beispiele gebe es an der Sekundarschule Schwanebeck, wo Schulleiterin Kerstin Buchtenkirch „wie eine Löwin kämpft“.

„Die Jugend muss hier besser gebunden werden", forderte Detlef Rutzen, Geschäftsführer der AWZ Aus- und Weiterbildungszentrum GmbH. Bei der Berufsorientierung in den Sekundarschulen gebe es dank der vielen praktischen Testmöglichkeiten gute Erfahrungen. Problem seien die vorzeitigen Ausbildungsabbrüche. Die Lösungsquote liegt im Landkreis Harz bei 35 Prozent und damit über dem Bundesdurchschnitt von 25 Prozent.

Deshalb holten sich die Verbundpartner professionelle Unterstützung. So berichtete Bruno Pusch vom RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft über das jüngste Modul zum Azubi-Marketing. „Wir müssen die Sichtweise der Jugendlichen kennen, um attraktive Angebote unterbreiten zu können“, sagte er. Ein wichtiger Kanal sei dabei die Webseite der Unternehmen. Pusch: „Dort sollten interessierte Jugendliche auch Hinweise finden, wie ein Bewerbungsvorgang abläuft.“

Aus der Praxis ging Thomas Kowalski, Präsident der Roland-Initiative und Geschäftsführer der Handwerker-Union GmbH, auf aktuelle Probleme ein. Sein Unternehmen habe bei 26 Mitarbeitern gleich acht Auszubildende. „Der Chef muss sich persönlich kümmern und viel kommunizieren, auch mit dem Elternhaus von Interessenten“, betonte er. Hilfe bei der Wohnraumbeschaffung, auch eine Einladung zur Betriebs-Weihnachtsfeier, Praktikumseinsätze oder ein Angebot für bezahlte Aushilfstätigkeit seien Beispiele. Bezahlung nur nach Mindestlohn sei kein Thema, auch ordentliche Azubi-Gehälter gehörten dazu.

Das sehe in der Pflegebranche anders aus, berichtete Carolin Reinitz vom Cecilienstift. Sie sagte: „Bei uns gibt es unattraktive Schichtarbeit und keine zusätzlichen finanziellen Anreize.“ Für Bewerber müssten Menschlichkeit und der Wille zu schwerer Arbeit im Mittelpunkt stehen – also keine leichte Aufgabe für die Arbeitgeber.