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Im Streit um Entsorgung des Abfallmaterials sucht Geschädigter Hilfe bei Behörden Bauschutt vom neuen Solarpark lagert auf Nachbargrundstück

Von Regina Urbat und Jörg Endries 23.02.2013, 01:17

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Letzteres verlangt die Besitzergesellschaft des ehemaligen Militärgeländes in Halberstadt. Auf ihrem Areal lagert Abfallmaterial, das beim Bau des angrenzenden Solarparks entstanden ist. Die WP-Harz UG fühlt sich im Stich gelassen und hat Behörden um Unterstützung gebeten. Verantwortlich für die Entsorgung ist Guido Schneider, Chef der BHS-Solar GmbH.

Halberstadt l Betonbruch, Stahlteile, Abrissholz und Erde türmen sich auf einem Teil des ehemaligen Militärgeländes im Süden Halberstadts. Überbleibsel der Abrissarbeiten zur Sanierung des Areals, dass etwa 100 Jahre militärisch genutzt wurde. Auf einer Fläche von 28 Hektar ist mittlerweile ein Solarpark entstanden, der Wildpark Wilde Weiden soll folgen. Die Betreibergesellschaft WP-Harz UG fordert seit Monaten die Entsorgung des Abfall-Materials.

Dr. Nizar Jakish, Chef der WP-Harz UG, spricht von "Untätigkeit der Verantwortlichen". Nach seinen Worten handelt es sich bei einem Teil des Abfalls um "kontaminierte Erde", die nun auf seinem Grund und Boden illegal "zwischengelagert" ist. "Unser Grundstück grenzt an den Solarpark und befindet sich in einer Naturschutzzone und einem Trinkwassereinzugsgebiet. Da ist Vorsicht geboten", so Jakish. Er habe die BHS-Solar GmbH als Grundstückseigentümer sowie die Juwi GmbH als Solarstromerzeuger und Investor angeschrieben und gebeten, tätig zu werden. Juwi habe ihm daraufhin mitgeteilt, dass ganz allein BHS-Chef Guido Schneider für die Entsorgung des Materials verantwortlich sei.

"Herr Schneider hat jedoch bis heute kein Konzept vorgelegt, wie und wann die Abfallhaufen entsorgt werden", so Jakish, der auch die zuständigen Behörden im Kreis und in der Stadt informiert und um Hilfe gebeten hat. Seine Begründung: "Die WP-Harz UG fühlt sich im Stich gelassen und möchte nicht eines Tages auf den Abfall sitzen bleiben, deren Entsorgung mit erheblichen Kosten verbunden ist."

Guido Schneider, Geschäftsführer der BHS-Solar GmbH und Wilde Weiden-Chef, bestätigt auf Nachfrage, dass auf dem Nachbargelände sein Abrissmaterial lagert, für dessen Entsorgung er verantwortlich ist. "Es gibt Stress mit der Firma, die das Material abfahren soll", sagt Schneider. Das beauftragte Entsorgungsunternehmen und Schneider hätten unterschiedliche Auffassungen über die Vertragserfüllung und befinden sich derzeit in einem Rechtsstreit.

Insgesamt würde es sich um 1400 Kubikmeter Abrissmaterial handeln. "Den Abfall haben die Behörden aber als unbedenklich eingestuft." Einen Teil davon will Schneider zum Bau eines Sichtschutzes im Süden des ehemaligen Militärgeländes verwenden.

"Die Stoffe wurden im Auftrag des Umweltamtes von einem Ingenieurbüro beprobt. Kontaminiert ist das Material nicht", teilte Ingelore Kamann, Sprecherin der Harzkreisverwaltung, mit. Die Behörde habe "grünes Licht für die Verwendung zum Bau in einem Sichtschutz gegeben".

Nach Volksstimme-Informationen gibt es im Umweltamt der Kreisbehörde jedoch noch Klärungsdedarf. Demnach soll der BHS-Solar-Geschäftsführer fehlende Nachweise für die Entsorgung von Boden nachreichen und beanstandete Mengenabrechnungen erklären.

Im Halberstädter Rathaus geht man weiter davon aus, dass trotz der Unstimmigkeiten unter den handelnden Personen das touristische Großvorhaben auf dem ehemaligen Militärgelände realisiert werden kann. Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) habe mehrmals Gespräche geführt. Alle beteiligten Gesellschafter vom Wilde-Weiden-Projekt hätten unabhängig voneinander erklärt, dass sie am Fortgang des Projektes festhalten wollen, so Henke in einer Pressemitteilung.

Der Oberbürgermeister zur Situation: "Gleichwohl existiert derzeit zwischen den Gesellschaftern eine sehr angespannte Situation, die mehr von Misstrauen, als von gemeinsamem Wollen geprägt ist." Geschäftsführer Guido Schneider hätte ihm gegenüber beteuert, mit einsetzendem Tauwetter die Arbeiten am Wilde-Weiden-Projekt aufzunehmen. Ob die Stadtverwaltung bei Nichtumsetzung des Planes die angekündigte Vertragsstrafe von 50 000 Euro verhängen wird, ließ Andreas Henke offen. Die Voraussetzungen dafür würden zurzeit nicht vorliegen.

Soweit sollte es nicht kommen, hofft WR-Harz-UG-Chef Jakish und mahnt: "Womöglich geht der Solarpark in Betrieb und dort, wo der Wildpark entstehen sollte, liegt der Bauschutt immer noch." Gerade das hätten die Mitglieder im Stadtrat von Anfang nicht gewollt und ihre Zustimmung für die Bebauung an den Kompromiss geknüpft: Solarpark und Wildpark Wilde Weiden parallell zu entwickeln. "Daran möchten auch wir weiter festhalten", versichert Jakish.