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Krieg in der Ukraine Bus aus dem Harz fährt heute an die Front

Mitglieder der Initiative „Elbi hilft“ haben in vielen Stunden Freizeit den ehemaligen Corona-Impfbus des Landkreises Harz für den Kriegseinsatz umgebaut.

Von Jörg Endries 28.07.2023, 09:30
Volker Adenstedt präsentierte am Mittwochnachmittag in Böhnshausen den ehemaligen Impfbus des Landkreises Harz, der zu einem Hospitalbus für die Ukraine umgebaut wurde. Er soll Verwundete versorgen und von der Front in Krankenhäuser im Hinterland transportieren.
Volker Adenstedt präsentierte am Mittwochnachmittag in Böhnshausen den ehemaligen Impfbus des Landkreises Harz, der zu einem Hospitalbus für die Ukraine umgebaut wurde. Er soll Verwundete versorgen und von der Front in Krankenhäuser im Hinterland transportieren. Fotos (2): Jörg Endries

Halberstadt/Böhnshausen - Ein Bus mit drei Leben - in seinem ersten war er Linienbus der Harzer Verkehrsbetriebe GmbH, dann fuhr das Fahrzeug während der Corona-Pandemie als Impfbus durch den Landkreis Harz, am heutigen Freitag rollt der Setra-Gelenkbus in neuer Mission in Richtung Osten. Mitglieder der Harzer Initiative „Elbi hilft“ haben den Bus in den zurückliegenden Monaten in der Autowerkstatt von Cornelius Hartmann in Böhnshausen bei Halberstadt auf eine ganz besondere Aufgabe vorbereitet.

Mit einem normalen Linienbus hat der Setra nicht mehr viel zu tun. „Etwa 300 Arbeitsstunden haben wir investiert, damit aus dem Fahrzeug ein Hospitalbus für die Ukraine wird“, berichtet Volker Adenstedt von „Elbi hilft“. Dass das Projekt überhaupt umgesetzt werden konnte, und dass der Bus heute vom Hof in Böhnshausen in Richtung Ukraine fahren kann, sei vor allem drei Mitstreitern zu verdanken - dem Deutschen Alpen-Verein Wernigerode, der Evangelischen Regionalgemeinde Stadtkirche Elbingerode und den Harzer Verkehrsbetrieben (HVB).

Viele Unterstützer

Der Bus soll künftig zwischen der Front und Krankenhäusern im Hinterland pendeln, eine Erstversorgung von Verwundeten ermöglichen und sie in Krankenhäuser im Hinterland transportieren, so Volker Adenstedt. Dafür sei ein umfassender Umbau des Fahrzeug-Innenlebens erforderlich gewesen.

„Dabei haben Handwerker wie der Inhaber der Autowerkstatt Cornelius Hartmann tatkräftig geholfen, ich selbst bin Elektro-Ingenieur, der IT-Fachmann Frank Höffner hat sich um die technische Ausrüstung gekümmert. Also alles zusammen eine geballte Kompetenz“, berichtet Volker Adenstedt. Zur Motivation der Initiative, die bereits Anfang des Jahres einen Stadtbus zu einem Rettungsfahrzeug für die Ukraine ausgebaut hat, sagt er: „Leid zu lindern bei unseren gequälten Nachbarn ist humanitäre Bürgerpflicht.“

Fahrzeug gespendet

Nach der Entkernung des ehemaligen Impfbusses seien auf 24 Quadratmetern Nutzfläche unter anderem sechs Liege- und vier normale Sitzplätze sowie ein Rollstuhlplatz im Hos-pitalbus entstanden. Außerdem gibt es einen PC-Arbeitsplatz, vier Überwachungsmonitore, einen OP-Tisch, ein Ultraschall- und ein Langzeitbeatmungsgerät sowie eine Apotheke. Stolz berichtet Volker Adenstedt von der Finanzkraft, die für den Ausbau und die Ausstattung des Busses mobilisiert werden konnte.

„Durch die Weltapotheke Medeor konnte der Bus unter anderem mit der OP-Ausstattung sowie EKG, Defibrillator und anderen medizinischen Ausstattungen im Wert von 21.000 Euro ausgerüstet werden“, so Adenstedt. Außerdem packe man eine medizinische Hilfslieferung eines regionalen Unternehmens im Wert von 23.000 Euro hinzu, „Elbi hilft“ legt außer den geleisteten Arbeitsstunden im Wert von etwa 15.000 Euro noch einmal 5000 Euro dazu. „Wir danken den Harzer Verkehrsbetrieben für den gespendeten Bus.“

HVB-Geschäftsführer Christian Fischer betont: „Im März kam die Anfrage, ob wir helfen können. Das haben wir gern getan.“ Das Fahrzeug habe man mit einer Kilometerleistung von 1,2 Millionen Kilometern abgegeben, dazu kämen diverse Ersatzteile für mögliche Reparaturen und Instandsetzungen.

Mitglieder der Initiative „Elbi hilft“ und HVG-Geschäftsführer Christian Fischer (2. von rechts) bei der Übergabe des Hospitalbusses in Böhnshausen.
Mitglieder der Initiative „Elbi hilft“ und HVG-Geschäftsführer Christian Fischer (2. von rechts) bei der Übergabe des Hospitalbusses in Böhnshausen.
Jörg Endries