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Abriss Fahrplan für Abbruch des Halberstädter Klubhauses

Über 20 Jahre Verfall: Jetzt ist die Uhr für das ehemalige Klubhaus Halberstadt abgelaufen. Was die Unternehmer Bastian Herbst und Thomas Kowalski planen.

Von Jörg Endries 11.11.2022, 09:30
Bastian Herbst  (links) und Thomas Kowalski von der Spiegel & Harmonie Projektentwicklung GmbH planen den Abriss des Klubhauses Halberstadt. Innen gleicht das Haus einem Schlachtfeld.
Bastian Herbst (links) und Thomas Kowalski von der Spiegel & Harmonie Projektentwicklung GmbH planen den Abriss des Klubhauses Halberstadt. Innen gleicht das Haus einem Schlachtfeld. Fotos (2): Jörg Endries

Halberstadt - Exklusiv gewähren Bastian Herbst und Thomas Kowalski von der Spiegel & Harmonie Projektentwicklungs GmbH am gestrigen Donnerstag der Volksstimme einen Blick in das verwaiste Klubhaus Halberstadt - beziehungsweise in das, was davon übrig geblieben ist. Der Gesellschaft gehört seit August die Immobilie. Die Halberstädter verraten, was sie mit dem Gebäude und dem Grundstück vorhaben.

Der Abriss des Halberstädter Klubhauses steht bereits lange auf dem Wunschzettel der Stadt Halberstadt. Ziel ist, die traurige Ruine, die seit über zwei Jahrzehnten das Stadtbild belastet, zu beseitigen und das Filet-Grundstück in bester Lage neu zu beleben.

Anfang August gekauft

Die Fördergelder für den Abriss und den Kauf des Grundstücks von der BAG Bankaktiengesellschaft, die Schrott-Immobilien verwaltet, hatte die Stadt bereits Ende 2020 vom Land Sachsen-Anhalt bekommen. Seitdem liefen die Verhandlungen zur Zukunft des Grundstücks. Am 3. August hat die Spiegel & Harmonie Projektentwicklungs GmbH das Klubhaus und einiges mehr erworben, bestätigen die Gesellschafter Bastian Herbst und Thomas Kowalski.

Lange warten auch viele Halberstädter darauf, dass die hässliche Ruine verschwindet. „Das Warten hat nun bald eine Ende“, versprechen Bastian Herbst und Thomas Kowalski. Die Abriss-Arbeiten seien bereits öffentlich ausgeschrieben worden. „Wir gehen davon aus, dass der Auftrag noch 2022 erteilt werden kann und der Start der Abriss-Arbeiten dann Anfang 2023 erfolgt“, informiert Bastian Herbst auf Volksstimme-Nachfrage. Er könne die Ungeduld der Halberstädter verstehen, doch allein die Eintragung der neuen Eigentümer ins Grundbuch habe Monate gedauert.

Erworben hat die Gesellschaft nicht nur das Klaubhaus samt Grundstück. Zum Paket gehört eine stolze Fläche von insgesamt 18.500 Quadratmetern. Dazu zählen auch eine Villa und ein verwaister ehemaliger Teppichmarkt an der Harmoniestraße sowie die Parkfläche hinter dem Klubhaus und direkt vor dem Edeka-Markt. Gekauft wurde ebenfalls die noch in Nutzung befindliche Kegelhalle. Die Sportler müssen dort zwar ausziehen, werden aber nicht auf die Straße gesetzt. Es werde eine Lösung für sie geben, so die Investoren.

„Abrissbagger wird man wahrscheinlich erst im März 2023 sehen. Erst muss das Haus völlig entkernt werden“, sagt Thomas Kowalski. Innen ist das Gebäude völlig verwüstet. Wände und Decken sind zerstört, Schuttberge, Scherben, Dämmung liegen auf dem Boden - das Haus gleicht einem Schlachtfeld. Daher seien auch Wünsche, das Haus vor dem Abriss für die Öffentlichkeit noch einmal zu öffnen, nicht zu erfüllen. „Das ist ganz einfach auf Grund des schlechten Bauzustands zu gefährlich“, betonen die Halberstädter unisono.

Eine in Auftrag gegebene Schadstoff-Untersuchung habe ergeben, dass das Haus weitgehend frei von Schadstoffen sei. Auch die Asbestbelastung, mit der bei Gebäuden aus den 1970er Jahren immer zu rechnen ist, sei nur gering. „Aber mit Überraschungen muss man immer rechnen“, so Thomas Kowalski. Auf alle Fälle würde der Abriss des Klubhauses mit der Wiederauffüllung der Baugrube etwa ein halbes Jahr in Anspruch nehmen. „Wir reden hier von etwa 2500 Quadratmetern Fläche pro Etage. Auf dem Papier sieht immer alles so einfach aus, aber wenn man im Gebäude steht, sagt man sich, hier hast du ein paar Tage zu tun“, sagt Thomas Kowalski beim Rundgang durch die Ruine.

Fördergeld ist wichtig

„Ohne Förderung des Abrisses hätten wir uns die Klubhaus-Ruine wahrscheinlich noch 40 weitere Jahre angeguckt“, betont Thomas Kowalski. Die Arbeiten seien immens teuer. Die Stadt Halberstadt hatte allein dafür Fördergeld vom Land Sachsen-Anhalt in Höhe von 486.000 Euro erhalten sowie 63.330 Euro für den Erwerb des Hauses. Der Abriss werde allerdings weitaus teurer ausfallen, der Eigenanteil sei viel höher, so die Investoren, ohne konkreter zu werden. Die Fördergelder würden auf Schätzungen basieren, die bereits ein paar Jahre alt sind, und die aktuellen Preissteigerungen seien noch gar nicht mit eingerechnet.

Wann der nächste Schritt, die Neubebauung des Grundstücks, erfolgt, sei derzeit noch völlig offen. Vor 2024 werde es auf keinen Fall dazu kommen. „Wir sind in den Planungen noch sehr flexibel, weil auch der B-Plan noch erstellt werden muss. Es könnte eine Wohnbebauung geben oder auch eine Nutzung als Einzelhandelsstandort“, sagt Bastian Herbst. „Wir werden etwas Vernünftiges bauen, das steht fest. Wir sind ja auch Halber-städter“, betonen Bastian Herbst und Thomas Kowalski.

Unklar sei auch noch, ob die Kegler in diesem Neubau eine neue sportliche Heimat erhalten oder eine Kegelhalle auf einem anderen Grundstück errichtet wird. Vorgesehen sei weiterhin der Bau eines neuen Nahversorger-Marktes neben dem vorhandenen Edeka-Markt und die Errichtung von auf alle Fälle 180 Parkplätzen. Das benachbarte Halberstädter Theater soll ebenfalls zusätzliche Parkplätze erhalten.

Vor 30 Jahren verkauft

Anfang der 1990er Jahre hatte der Landkreis Halberstadt das Klubhaus an einen Investor verkauft. Damit begann der Niedergang des Gebäudes. Die Vereinigte Volksbank Halberstadt, die den Besitzern einst den Kredit zum Kauf des Hauses gewährte, gab die Immobilie bereits vor Jahren an die BAG Bankaktiengesellschaft weiter. Eine Art Badbank innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe der Volks- und Raiffeisenbanken, die sich um Problemkreditgeschäfte kümmert. Die Eigentümer haben 2002 beim Amtsgericht Magdeburg einen Insolvenzantrag gestellt. Das Verfahren ist 2009 mangels Masse eingestellt worden. Seit 2018 drängt die Stadt Halberstadt auf eine Lösung des Klubhaus-Problems. Kommentar

Die Zeit des ehemaligen Klubhauses Halberstadt ist abgelaufen. Das Haus belastet seit Jahrzehnten das Stadtbild.
Die Zeit des ehemaligen Klubhauses Halberstadt ist abgelaufen. Das Haus belastet seit Jahrzehnten das Stadtbild.
Jörg Endries