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Kostenexplosion bei Denkmalsicherung Halberstadt: Invest-Loch für Harz-Turnhalle

Die Kosten für die Sicherung der Harz-Turnhalle in der Harzstraße klettern in rasantem Tempo. Was die Stadt Halberstadt unternimmt, um die Lücke zu stopfen.

Von Jörg Endries Aktualisiert: 14.12.2023, 14:45
Seit über 20 Jahren ist die Harz-Turnhalle Halberstadt verwaist.
Seit über 20 Jahren ist die Harz-Turnhalle Halberstadt verwaist. Fotos (2): Jörg Endries

Halberstadt. - Ist die Rettung der Harzturnhalle gescheitert? Ein Baugerüst, das über Monate am Südgiebel stand, ist verschwunden. Der Zahn der Zeit knabbert nach wie vor an der Harz-Turnhalle an der Harzstraße in Halberstadt. Bestätigen sich damit Befürchtungen, dass der über 130 Jahre alte Fachwerkbau nicht mehr zu retten ist?

Seit Jahren versucht der Eigentümer, die Stadt Halberstadt, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude vor dem weiteren Verfall zu retten. Da das aus eigener finanzieller Kraft nicht möglich ist, setzt die Kommune auf eine kräftige Förderung des Vorhabens. Bereits 2022 ging die Rechnung auf, die Stadt erhielt einen Zuschuss für die anstehenden Arbeiten in Höhe von 1,75 Millionen Euro. Geschehen ist bislang trotzdem (fast) nichts. Warum, erklärt im Gespräch Jens Klaus, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung im Halberstädter Rathaus.

„Wie sich bei den genauen Untersuchungen an der Bausubstanz der Harz-Turnhalle herausgestellt hat, reichen die Fördergelder, die wir bereits erhalten haben, für die Sicherung des Gebäudes nicht aus, weil die Schäden viel umfangreicher als gedacht sind“, informiert Jens Klaus. Für die anstehenden Arbeiten benötige die Kommune einen weiteren Zuschuss in Höhe von 1,48 Millionen Euro. Damit beziffert sich der Gesamtinvestitionsbedarf auf nunmehr etwa 3,2 Millionen Euro. „Das Haus ist es wert“, betont Jens Klaus. Daher habe man einen weiteren Antrag für Fördergeld stellen müssen. Die Unterlagen dafür seien von einem Planungsbüro nach einer europaweiten Ausschreibung des Auftrags erstellt und jetzt im November an das Bau- und Liegenschaftsmanagement des Landes Sachsen-Anhalt zur Bewilligung eingereicht worden.

„Es ist kein kleines Gebäude, und die Aufwendungen sind sehr groß“, so der Fachbereichsleiter. Vor allem der Schwamm habe das Gebäude großflächig befallen. Davon betroffen sind nicht nur die Holzkonstruktionen, sondern auch das Mauerwerk. Außerdem müsse die Dacheindeckung gewechselt werden.

Einen tatsächlichen Baubeginn werde man frühestens 2025 haben, schätzt Jens Klaus ein. Das kommende Jahr werde für die Planungen benötigt. Vorher muss natürlich der zweite Fördergeldantrag erfolgreich sein. „Ich gehen davon aus, dass der Antrag bewilligt wird, aber es wird dauern.“

Trotz dieser enormen Summe spricht die Stadt immer noch von Sicherungsarbeiten und nicht von einer Sanierung. Um die müsste sich dann der mögliche Käufer kümmern.

Um 1890 ist das zuletzt als Sporthalle genutzte Haus als Reithalle für das einst in Halberstadt ansässige Infanterie-Regiment Nummer 12 erbaut worden. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist die Halle verwaist.

Ein möglicher Investor steht bereits seit 2019 in den Startlöchern. Burghard Sinna aus Westerhausen möchte die Harzturnhalle und das Land drumherum sowie das angrenzende Gelände der ehemaligen Ost-West-Abfallentsorgung erwerben, um dort eine Reitschule mit Internat ins Leben zu rufen. Dort soll ein Zentrum der Kavallerie-Reitkunst mit ihrer über 1.000-jährigen Tradition entstehen − der Vorsitzende des Kavallerievereins Harz und stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Kavallerieverbandes hält bislang an seinem Plan fest.

Die Wände des über 130 Jahre alten Gebäudes sind marode.
Die Wände des über 130 Jahre alten Gebäudes sind marode.
Jörg Endries