Unternehmen Herrin über 6000 Pferdestärken
Mit dem Pkw als Taxi fuhr Hartmut Bursa aus Wernigerode ab 1986 Gäste. Aus dem kleinen Betrieb ist eine große Spedition geworden.
Wernigerode l Den weinroten Wolga gibt es schon lange nicht mehr. Und aus dem Taxigeschäft hat sich längst ein Transportunternehmen entwickelt.
Die Lkw stehen auf dem Hof der Firma im Wernigeröder Gewerbegebiet Stadtfeld bereit, um von hier aus nach halb Europa Waren zu bringen. Sie hätten sich im internationalen Fuhrgeschäft etabliert, sagt Rosi Schröder, die Chefin der Spedition Bursa. Viele namhafte Unternehmen vertrauten ihrem Team, weil Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit hier oberste Priorität hätten.
Mit insgesamt zwölf eigenen Lkw werden zurzeit unterschiedlichste Güter an ihre Bestimmungsorte gebracht. 23 Mitarbeiter waren es zu den besten Zeiten. Rosi Schröder: „Heute hat sich die Anzahl der fest angestellten Beschäftigten bei 15 eingepegelt.“ Transportiert werde so ziemlich alles, meist auf oder in Paletten. Zunehmend auch Lebensmittel. Für Letztere hat die Geschäftsführerin extra zwei Spezialfahrzeuge, sogenannte Kühler, angeschafft.
Die Namen der Kunden werden nicht genannt. „Die Konkurrenz ist schließlich groß und schläft ja auch nicht“, erläutert die 59-Jährige. In der hart umkämpften Transportbranche gebe es keine Selbstläufer. Niemand lasse sich in die Karten schauen. Jeder fahre für sich allein.
Und doch habe es die Spedition Bursa geschafft, dauerhaft Fuß zu fassen. Dabei sei das alles so nicht geplant gewesen. Schon gar nicht, dass Rosi Schröder einmal über 6000 Pferdestärken durch halb Europa dirigieren würde.
An der Taxizentrale am Wernigeröder Bahnhof hätten sie sich kennengelernt. Gleich nebenan, wo Hartmut Bursa seine Fahrgäste in Empfang nahm oder abgesetzt hatte. Dort war auch Rosi Schröder beschäftigt, als Verkäuferin in einem Kiosk gleich nebenan. So manches Mal habe er sie von dort nach Hause in die Marktstraße gefahren. Zu dieser Zeit seien sie auch ein Paar geworden.
Mit dem Mauerfall übernahm Bursa die Taxizentrale und arbeitete von hier aus mit mehreren Firmen zusammen. Das Fahren für den Berufsverkehr oder kommunale Unternehmen, wie es vor der politischen Wende gang und gebe war, oder in abgelegene Orte wie seinerzeit beispielsweise Neuwerk, gehörten damit schnell der Vergangenheit an.
1990 stieg Rosi Schröder in den schnell wachsenden Betrieb mit ein. Von einem befreundeten Unternehmer aus Bad Harzburg wurden Mercedes und VW Passat gekauft, die dann im Kreis Wernigerode als Taxis fuhren. Mit dem Lkw-Geschäft konnte das Tätigkeitsfeld Stück für Stück erweitert werden. Vor allem Medizintechnik wurde von einem Hauptlager in Göttingen aus an alle Apotheken in der gesamten Region ausgeliefert.
Rosi Schröder: „2002 wurde gebaut.“ Transporte nach Österreich und Frankreich folgten. Dann verstarb ihr Lebenspartner ganz plötzlich. Die Firmenchefin: „Natürlich habe ich mir die Frage gestellt, ob ich weitermachen sollte oder nicht. Wir haben.“ Und so habe sie Sohn Alexander (40) und Hartmuts Sohn Mario (41) ins Unternehmen geholt.
2007 ersteigerte Rosi Schröder das heutige Betriebsgelände im Stadtfeld samt Gebäude aus einer Konkursmasse heraus. Mit den beiden Jungen führt sie gemeinsam die Geschäfte. In verschiedenen Unternehmen. Denn schon vor drei Jahren hat sie einen Teil des Fuhrparks an Sohn Alexander übertragen. Sie sagt: „Wir arbeiten nach wie vor zusammen. So sind wir aber besser auf alle Eventualitäten vorbereitet.“
Allerdings habe sie vor, zu arbeiten, bis sie nicht mehr will. Schließlich sei sie mit ihrem Job, vor allem aber mit ihrem Team rundherum zufrieden. Rosi Schröder: „Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben. Und stolz auf meine Mitarbeiter. Ohne sie geht hier nämlich gar nichts.“
Umgekehrt wird das genauso bewertet. Sie sehen in „ihrer Rosi“ mehr als nur ihre Chefin. Fahrer Manfred Zemaneck: „Sie hat ein Ohr für alle und nimmt Rücksicht auf vieles. Auch, wenn mal einer ein Problemchen hat. Sie managt den einen oder anderen unserer Arzttermine und nimmt sich aller Weh-Wehchen an. Auch der ganz kleinen.“ Und: „Unsere Rosi macht das schon.“