Hilfsaktion Päckchenweise Freude für Kinder
Dafür, dass sich Kinder in Not über ein Weihnachtsgeschenk freuen können, setzen sich Mitglieder der Halberstädter Bahnhofsmission ein.
Halberstadt l Weihnachten naht, die Auslagen im Supermarkt lassen daran keinen Zweifel. Und auch in der Halberstädter Bahnhofsmission kündigen sich die Festtage bereits an. Die ersten, liebevoll verpackten Pakete stapeln sich in dem kleinen Gebäude. Sie haben noch eine weite Reise vor sich, um pünktlich zu den Festtagen bei denen anzukommen, für die sie gedacht sind: notleidende Kinder. Die Geschenke sind Bestandteil der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“, an der sich die Halberstädter Bahnhofsmission beteiligt.
„Noch bevor wir irgendwelche Werbung gemacht haben, sind die ersten Kartons bei uns eingegangen“, berichtet Constantin Schnee, der Leiter der Einrichtung. Das habe das Team ermutigt, sich auch in diesem Jahr wieder um die Aktion zu kümmern – neben dem Alltagsgeschäft.
„Allerdings können wir dieses Mal nicht einen so großen Aufwand betreiben wie in den Vorjahren. Das können wir momentan einfach nicht stemmen, weil wir zu wenig Leute sind“, sagt Schnee bedauernd. Mit gerade einmal 14 Ehrenamtlern können dieses Mal keine Packpartys im Bahnhofsgebäude ausgerichtet oder fertig dekorierte Kartons verteilt werden. Auch, dass die Mitglieder der Bahnhofsmission aus einzelnen Spenden selbst Kartons zusammenstellen, sei nicht möglich.
„Wir können gerade nicht einmal die Öffnungszeiten abdecken, die wir uns wünschen.“ So ist die Mission aktuell von montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. In dieser Zeit können die gepackten Schuhkartons auch bis zum 15. November abgegeben werden.
Trotz der personell schwierigen Situation wolle das Team nicht darauf verzichten, das Hilfsprojekt zu unterstützen. „Bei dieser Aktion können wir uns sicher sein, dass die Geschenke auch tatsächlich bei den Kindern ankommen, für die sie gedacht ist“, betont Constantin Schnee. Häufig übernehmen christliche Gemeinde die Verteilung vor Ort.
Ein Fakt, der Kritiker weckt. Es wird immer mal wieder der Vorwurf laut, dass „Weihnachten im Schuhkarton“ – Teil der weltweit größten Geschenkaktion für Kinder in Not, „Operation Christmas Child“ des christlichen Hilfswerks Samaritan‘s Purse – eine missionarische Wirkung habe. „Das ist ja auch so“, sagt Constantin Schnee achselzuckend. „Es ist eine christliche Aktion und wir als Bahnhofsmission sind eine christliche Einrichtung. Wir handeln aus dem christlichen Glauben heraus.“ Außerdem sei Weihnachten ein christliches Fest.
Ein weiterer Punkt, der nicht nur auf Zustimmung trifft, sind die Zielländer der Aktion. Laut Organisatoren gehen Geschenke aus Deutschland dieses Jahr nach Georgien, Litauen, Lettland, Montenegro, Polen, Nordmazedonien, Rumänien, Bulgarien, in die Slowakei und Ukraine. „Warum profitieren von der Aktion nicht Kinder in Deutschland?“, wird immer wieder gefragt. „Das stimmt so nicht“, entgegnet Schnee auf diese Kritik. „Wer schon einmal mit einem Kind einen Schuhkarton gepackt hat, weiß, dass ihm dabei ganz viel zugute kommt. Aber eben nichts Materielles“, sondern die Gewissheit, Menschen eine Freude zu bereiten, die Not leiden.
Auffällig sei, so sagt Schnee, dass sich viele Halberstädter daran beteiligen, die selbst finanziell schlecht aufgestellt sind. „Ich denke, dass trifft auf 70 bis 80 Prozent der Packer zu.“ Darum bestehe die Bahnhofsmission nicht auf die zehn Euro Transportgebühr, die pro Päckchen anfällt. Diese wird dann dank Spenden finanziert. Eine Spendenkasse ist in der Bahnhofsmission aufgestellt. „Für alle, die Aktion also unterstützen möchten, aber nicht die Zeit oder Möglichkeit haben, selbst zu packen.“
Und was soll nun rein in die Kartons? „Das ist auf dem Flyer und der Internetseite sehr gut erklärt“, informiert Schnee. Zu beachten sei, dass die Sachen ungebraucht sind – nicht nur aus hygienischen Gründen. „Manche der Kinder haben in ihrem Leben noch nie etwas bekommen und vielleicht bekommen sie auch nie wieder ein Geschenk“, gibt Schnee zu bedenken. Deshalb sei es schön, den Kartons eine persönliche Note zu geben. Dank etwas Selbstgemachtem zum Beispiel, wie ein gestrickter Schal, ein gemaltes Bild oder ein Foto vom Packer. Wichtig sei außerdem, auf die Größe des Pakete zu achten. „Bitte keine Kartons von Stiefeln nehmen, es soll schließlich gerecht zugehen.“
Von der Sammelstelle in Halberstadt aus gehen die Geschenke zunächst nach Berlin. Dort wird kontrolliert, ob der Inhalt der Päckchen den Kriterien der Organisatoren sowie den Zoll- und Einfuhrbestimmungen der Zielländer entspricht. Von Berlin aus findet dann der Weitertransport statt. Der kann auf der Homepage „geschenke-der-hoffnung.org“ verfolgt werden.
Dort ist zudem nachzulesen, dass 2018 weltweit 10.623.776 Schuhkartons gepackt wurden, 360.228 davon in Deutschland. In der Sammelstation am Halberstädter Bahnhof kamen im vergangenen Jahr 450 Pakete zusammen.
Weihnachten im Schuhkarton“ gibt es seit 1993. Laut Organisatoren wurden seitdem mehr als 157 Millionen Kinder in mehr als 150 Ländern erreicht.