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Kulturstiftung Halberstadt will Domschatz besser vermarkten

Der Domschatz zu Halberstadt ist etwas Besonderes, aber fast verborgen. Das könnte sich ab Januar 2020 ändern.

Von Sabine Scholz 06.12.2018, 00:01

Halberstadt l „Wir wollen Halberstadt voranbringen“, sagt Christian Philipsen. Der Generaldirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt macht keinen Hehl daraus, dass ihn der Domplatz in Halberstadt fasziniert. Mit den beiden großen Kirchen, flankiert von den ehemaligen Kurien sei dieser Platz europaweit etwas Besonderes. „Da müssen die Leute hingeführt werden“, sagt er und meint mit Leuten Touristen. Zwar ist die Kulturstiftung kein Reiseveranstalter, aber sie habe die Aufgabe, die Kulturschätze des Landes der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Was auch für den Halberstädter Dom mit seinem einmaligen mittelalterlichen Kirchenschatz gelte.

Eine Aussage, die all jene beruhigen dürfte, die seit Gründung der Domstiftung deren Handeln immer etwas argwöhnisch beobachteten. Denn als das Land Sachsen-Anhalt als Eigentümerin des Doms diesen in die Stiftung überführte, gab es Befürchtungen, damit den Schatz an ein zentrales Museum in Magdeburg zu verlieren. Diese Befürchtungen waren ein Grund, warum 1997 nach längeren Verhandlungen die damalige Domgemeinde sich das Nutzungs- und Präsentationsrecht für den Kirchenschatz sicherte.

Zumal einzelne Objekte nach wie vor im Gottesdienst Verwendung finden – was wiederum das Einzigartige des Domschatzes ausmacht. Mit dem Präsentationsrecht verbunden ist die Verantwortung für die Betriebsführung des Domschatzes. Keine leichte Aufgabe, zumal es keine Landesgelder für den laufenden Betrieb der Domschatzverwaltung gibt. Und Kulturbetriebe sind per se eher defizitär. Ein Fakt, den die Kirchengemeinde schmerzhaft spürte.

Der Kirchenkreis sprang ein, um den ehrenamtlich arbeitenden Gemeindekirchenrat von der Aufgabe, einen hauptamtlichen Betrieb zu organisieren, zu entlasten. Angelika Zädow begann als Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Halberstadt schon vor geraumer Zeit nach Lösungen zu suchen. Ihre Überlegung, die Landeskirche mit ins Boot zu holen, stießen nicht auf die von ihr erhoffte Resonanz. Aber die Sorgen blieben nicht verborgen. Und so ist nun die Kulturstiftung als Eigentümerin von Dom und Domschatz, im Gespräch mit der Kirchengemeinde.

Der zollt Claus Rokahr, Verwaltungsdirektor der Kulturstiftung, Hochachtung. Genauso wie den Mitarbeitern der Domschatzverwaltung. „Es ist ein Riesenerfolg, trotz aller Probleme jedes Jahr rund 28.000 Menschen in den Dom und den Domschatz zu holen“, so Rokahr. Er verweist auf ein Gutachten der Hochschule Harz, das vor der Neueröffnung des Domschatzes 2008 angefertigt worden war. Darin ging man von rund 25.000 Besuchern im Jahr aus, wenn die Neupräsentation fertig sei. Bislang werde viel mit ehrenamtlichen Kräften abgedeckt, mit Praktikanten und mit Unterstützung des Jobcenters. Aber das ist keine Lösung auf Dauer, will man diesen Kirchenschatz von Weltgeltung besser in der Öffentlichkeit bekannt machen.

„Wir haben in den vergangenen Jahren enorme Kostensteigerungen erlebt, allein bei den Betriebskosten“, sagt Rokahr. Daher sei es wichtig, den Anteil der Eigenfinanzierung im Domschatz zu erhöhen. „Doch das gelingt nur, wenn wir uns räumlich vergrößern“, sagt Christian Philipsen.

Zum Januar 2020, so der bisherige Verhandlungsstand, soll die Domschatzverwaltung in die Kulturstiftung eingegliedert werden. „Ein Jahr ist nicht viel Zeit“, sagt Philipsen. Da sind viele Fragen zu klären, rechtlich, finanziell und auch räumlich. So prüfe man gegenwärtig, ob in der Stolbergschen Kurie, in der die Wissenschaftsdirektion der Stiftung untergebracht ist, oder im leer stehenden Gebäude Domplatz 20 zusätzliche Räume für die Domschatzmitarbeiter genutzt werden könnten. So soll der Schatz-Shop erweitert werden, es fehlt an Sozialräumen für die Mitarbeiter. Und auch für Vorträge und Seminare gebe es kaum Platz. Zu den Plänen gehört, neben einer besseren gemeinsamen Vermarktung dieses besonderen Kulturerbes, dass auch die nach dem Tod von Thomas Labusiak seit Juli 2017 verwaiste Kustos-Stelle, neu besetzt wird. Allerdings wird es kein Kustos sein, der Wissenschaftler, der sich hier bewirbt, muss auch die Betriebsleitung im Blick haben.

Außerdem wolle man enger mit der Stadt zusammenarbeiten. „In Magdeburg haben wir beim Aufbau des neuen Dommuseums gute Erfahrungen gemacht mit der gegenseitigen touristischen Unterstützung“, berichtet Claus Rokahr. Die Stiftung möchte in Gesprächen mit der Stadt erreichen, dass die Besucher der Stadt mehr auf den Domplatz und vor allem in den Domschatz gelenkt werden. „Wie gesagt, wir wollen Halberstadt voranbringen“, so Philipsen.