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Sportfest Mit wenig Aufwand viel erreicht

Es muss nicht immer Fußball sein, um die Kinder für den Sport zu begeistern. Rhoden zeigt es eindrucksvoll.

Von Mario Heinicke 21.06.2016, 11:00

Rhoden l Es kann so einfach sein. Ein Maßband, eine Stoppuhr, ein Wurfball und eine Wiese. Und schon lässt sich ein leichtathletischer Dreikampf mit Laufen, Werfen und Springen veranstalten. So wie es der Sportverein Fallstein Rhoden am Sonntag für die Kinder im Dorf vorgemacht hat. Als Bestandteil eines Sportwochenendes.

Die Wetterbedingungen hätten kaum ungünstiger sein können. Und doch hatte es den Anschein, als sei kein Kind zu Hause geblieben. Dieses Sportfest wird seit vielen Jahren gepflegt. Und das hat sich bis nach Halberstadt he­rumgesprochen. Henning Rühe, der Präsident des Kreissportbundes, machte sich am Sonntag auf ins Fallsteindorf. Das erste Mal seit seiner früheren Tätigkeit als Landrat (bis 2007), wie er einräumte. „Solche kleinen Vereine muss man unterstützen“, sagte Rühe, wenngleich es ihm nur moralisch möglich ist.

Dabei könnte der Sportverein Fallstein auch finanzielle Unterstützung gebrauchen, wie Vorsitzender Jens Rumlich deutlich machte. Das Dach des Vereinsheims müsste repariert werden. Und die Fußballmannschaft sucht dringend einen Sponsor für einen Trikotsatz. Das Team war nach vielen Jahren Abstinenz im vergangenen Jahr wieder zum Spielbetrieb angemeldet worden, hat in der Harzklasse trotz vieler hoher Niederlagen den Mut nicht verloren und will in der neuen Saison zusammen mit Lüttgenrodes zweiter Mannschaft eine Spielgemeinschaft bilden. „Training in Lüttgenrode und Punktspiele in Rhoden“, umriss Rumlich das Konzept.

Bis dahin sollten aber zur Sicherheit noch fünf alte Pappeln, deren Äste bis übers Spielfeld ragen, weichen. Das sei beim Landkreis beantragt, wie Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (Buko) auf dem Sportplatz berichtete. Ziel sei, dass die Bäume im Herbst gefällt werden.

Henning Rühe beobachtete mit Freude, dass sich beim Fest Cornelia Zimmermann, die Leiterin der Kindertagesstätte, der kleinen Sportler annahm. Sie leitete die gemeinsame Aufwärmgymnastik, begleitete die Wettbewerbe. Solch ein persönliches Engagement außerhalb der Dienstzeiten sei heutzutage nicht mehr selbstverständlich, bedauerte nicht nur Rühe. Früher seien Schulen noch stolz auf ihre Spartakiadeteilnehmer gewesen, heute spiele der Sport eine immer geringere Rolle, was sich auch in Teilnehmerzahlen ausdrücke.

Nicht so beim Sportfest in Rhoden. Beim Sportverein Fallstein gibt es zwar keine Nachwuchsabteilung, aber in der Kindertagesstätte ist Bewegung allgegenwärtig. „Mittwochs ist unser Sporttag“, berichtete Cornelia Zimmermann. Dann geht es auf den Sportplatz oder in die Halle des Kulturhauses. Dafür wurden extra Geräte angeschafft. Und beim donnerstäglichen Wandertag in die Natur wird geklettert und gelaufen. „Da kann man so viel reinpacken“, sagte die Erzieherin.

Dass einige Rhodener Kinder gute sportliche Leistungen erbracht haben, ist auch Dieter Gersten aufgefallen. Er war jahrzehntelange Skitrainer in Wernigerode, seine Enkel wohnen in Rhoden. „Wenn ein Achtjähriger den Ball 24 Meter weit wirft, soll mir keiner sagen, es gibt keine Talente auf dem Lande“, stellte er fest. „Da kann man doch was draus machen.“ Aber auf dem Lande liege der Sport quasi brach.

Am Sportwochenende wurde auch Fußball gespielt. Die Gäste aus dem niedersächsischen Wehre gewannen ein Turnier von vier Vereinsmannschaften. Beim Volleyball traten sechs Teams an, außerdem gab es noch ein Fußballturnier mit Freizeitspielern aus mehreren Orten. Jens Rumlich und seine Mitstreiter hatten sich jedenfalls Respekt damit verdient, was sie in dem kleinen Verein, der nur eine Fußballmannschaft und eine Gymnastikgruppe beherbergt, auf die Beine gestellt haben.