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Polizei bereitet illegale Pyrotechnik Sorge / Private Feuerwerke müssen angemeldet werden Nach Silvesterknallerei mit schlimmen Folgen laufen Ermittlungen auf Hochtouren

Von Regina Urbat 05.01.2013, 02:36

Die Silvesterknallerei hat in Wernigerode einem Zwölfjährigen das rechte Augenlicht gekostet. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Insgesamt wird der Jahreswechsel im Harzkreis von Polizei, Leitstelle und Ordnungsämtern als normal und ruhig eingeschätzt. Sorgen bereitet den Experten jedoch die Zunahme von illegaler Pyrotechnik.

Halberstadt/Wernigerode l Noch ist die Polizei auf der Suche nach Zeugen, um die Silvesterknallerei mit den schweren Folgen aufzuklären.

In Wernigerode wurde ein zwölfjähriger Junge von einem Böller so schwer am Kopf verletzt, dass auch eine Notoperation in einer Spezialklinik in Magdeburg sein rechtes Augenlicht nicht mehr retten konnte (Volksstimme berichtete gestern). "Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Wir suchen vor allem Zeugen, die zur Tatzeit am Montag, 31. Dezember, gegen 20.45 Uhr am Tatort, Einmündung Unterm Ratkopf/Am Eisenberg, eine Gruppe beobachtet haben, die Böller um sich warf", sagt Polizeisprecher Peter Pogunke.

Bisher werde davon ausgegangen, dass es sich bei dem Böller, der den Jungen so schwer verletzte, um illegale Pyrotechnik handelt. "Leider hat das Abbrennen sogenannter Polen-Böller erheblich zugenommen", so der Polizeisprecher weiter. Es sei auch regelrecht eine Sucht geworden, mit den illegal besorgten Sprengstoffsätzen Dinge in die Luft zu jagen. In Halberstadt sei damit in der Silvesternacht eine Telefonzelle total zerstört worden.

Um diesen, wie das Beispiel in Wernigerode zeigte, auch für Menschen so sehr gefährlichen Umgang einzudämmen, waren in der Silvesternacht in vielen Städten zusätzlich die Mitarbeiter vom zentralen Einsatzdienst unterwegs. In Wernigerode hatten sie zwei Personen gefasst, die mit Rucksäcken voller Polen-Böller unterwegs waren. Sie werden nun wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz zur Verantwortung gezogen.

"Leider ist es heuzutage einfach, sich illegale Pyrotechnik zu besorgen", weiß Peter Pogunke. Ob im Internet oder auf einem der zahlreichen Polen-Märkte. "Hat man sich früher eine Stange Zigaretten mitbringen lassen, heißt es heute, bring mal eine harte Kanone mit." Dass diese verboten seien und der Umgang mit hohen Strafen geahndet werden könne, sollte jedem bewusst sein. Übrigens seien die meisten illegalen Böller von den erlaubten, handelsüblichen Feuerwerkskörpern zu unterscheiden: am erheblich lauteren Knall und einer deutlich spürbaren Druckwelle im Umfeld.

Insgesamt, so der Polizeisprecher ergänzend, hätten sich die Vorfälle zum Jahreswechsel im Harz in Grenzen gehalten. "Es war normal. Das heißt, kaum waren Raketen, Böller und Co. verkauft worden, hat bei uns das Telefon geklingelt." Auch am Neujahrstag und danach habe es Beschwerden wegen der Knallerei gegeben. "Ich kann die Bürger verstehen, sie sich über lautstarke Belästigungen aufregen. Es ist aber schwierig, die Sünder auf frischer Tat zu ertappen."

Von der Leitstelle in Halberstadt wurden die Rettungseinsätze in der Silvesternacht ebenfalls als normal eingeschätzt. "Für den langen Zeitraum, in dem die Pyrotechnik abgefeuert wurde, und die vielen Menschen, die sich im Harzkreis über den Jahreswechsel aufgehalten hatten, war es verhältnismäßig ruhig", sagte Kai-Uwe Lohse. Die Masse sei aus seiner Sicht vernünftig mit dem "Knallzeug" umgegangen. Eines sei dem Chef der Leitstelle jedoch aufgefallen: "Es wurde dieses Mal verdammt viel in den Himmel gejagt." Positiv schätzte er die Einschränkungen zu Silvester in Wernigerode und Quedlinburg ein. In beiden Innenstädten ist Feuerwerk verboten. "Daran haben sich auch die meisten gehalten", so Wernigerodes Pressesprecher Andreas Meling. Beschwerden im Ordnungsamt habe es wegen einer "sehr verspäteten Silvesterknallerei" auf dem Großparkplatz Am Anger gegeben.

Zufriedenheit auch im Quedlinburger Rathaus. "Die umfangreiche und rechtzeitige Information über das Feuerwerksverbot in unserer Fachwerkstadt hat Früchte getragen", sagte Pressesprecherin Sabine Bahß. Die Weltkulturerbestadt sei von Ausschreitungen verschont geblieben. "Darüber sind wir auch sehr glücklich."

Mit Silvester sind Feuerwerke jedoch nicht tabu. In der Regel gehen diese immer friedlich aus, so der Leitstellenchef Kai-Uwe Lohse. Auf das Jahr gerechnet, finde im Durchschnitt jedes Wochenende ein Feuerwerk statt - zu Großveranstaltungen, Stadt- und Schützenfesten, Firmenjubiläen, Hochzeiten und anderen Anlässen. Diese Feuerwerke müssen bei den Ordnungsämtern angemeldet werden und sind an bestimmte Auflagen gebunden. Beispielsweise dürfen nur Personen mit einer sogenannten sprengstoffrechtlichen Erlaubnis und Fachkunde die Feuerwerkskörper abbrennen. Über die Genehmigungen werden die Polizei und Leitstelle informiert. Lohse: "Steigen also irgendwo Raketen auf, wissen wir Bescheid. Vorausgesetzt, das Feuerwerk ist angemeldet."