Am Museumstag wird neue Ausstellung über den Industriepionier eröffnet Nathusius empfängt die Gäste lächelnd
Haldensleben. Das Team des Museums Haldensleben wird am Internationalen Museumstag, dem 12. Mai, wieder ins Biedermeier einladen. Von 10 bis 17 Uhr ist das Museum geöffnet. Im Handwerkerhaus oder auf dem Hof werden die Besucher mit Vorführungen zwei Jahrhunderte zurückversetzt.
Diplom-Designerin Gudrun Gaube demonstriert Porzellanmalerei mit Schmelzfarben. Am Sonnabend vorher wird sie Interessenten in einem Kurs der Kreisvolkshochschule an die Porzellanmalerei heranführen. Hans-Joachim Büchel von der Künstlergilde Haldensleben zeigt, wie Lithografie und Steindruck funktionieren. Und Marlies Hauer von der Frauengruppe Bartha wird Seidenkokons abhaspeln, denn das Museum unterhält auch eine kleine Seidenraupenzucht.
Um 11 Uhr wird Landrat Hans Walker gleich zwei neue Ausstellungen eröffnen. So erinnert eine ständige Ausstellung an Johann Gottlob Nathusius und dessen außergewöhnliches Wirken in Althaldensleben und Hundisburg. Dort gründete der Industriepionier unter anderem 1826 die erste private Porzellanfabrik in Preußen.
Daran anknüpfend zeigt eine zusätzliche Sonderausstellung historisches Porzellan aus Sachsen-Anhalt der einstmaligen Produktionsstätten in Buckau, Magdeburg, Lettin und Roßlau.
Mit der Ausstellung über Nathusius verfolgt das Museum weiter das Anliegen, an verdienstvolle Personen der Region zu erinnern. Johann Gottlob Nathusius hat diese Ehrung ganz besonders verdient, denn er hat die Entwicklung in der Region wie kaum ein andere beeinflusst. Nathusius wird die Museumsbesucher vom Gemälde an der Wand im ersten Ausstellungsraum lächelnd empfangen. Dieses Bild hatte schon einen bestimmenden Platz im Biedermeierzimmer vor der Gestaltung der Nathusius-Ausstellung.
Nathusius kam 1760 in Baruth, in der damals kursächsischen Lausitz, zur Welt. Aus bescheidenen Verhältnissen arbeitete er sich aus eigener Kraft empor, erlernte den Kaufmannsberuf in Berlin und galt 1800 als reichster Bürger Magdeburgs, berichtet Museumsleiter Ulrich Hauer. In dieser Zeit war er Preuße. Nachdem ihn Napoleon 1807 zum Westphalen gemacht hatte, fand er in Kassel seine Frau Luise, die die Freundschaft mit den Brüdern Grimm mit in die Ehe und letztlich mit nach Althaldensleben brachte.
Das dortige Klostergut konnte Nathusius 1810 und im Jahr darauf das Rittergut Hundisburg erwerben, wo die wachsende Familie fortan ihren Lebensmittelpunkt hatte.
Als nach dem Befreiungskrieg anstelle der notwendigen Reformen das alte Feudalsystem in Preußen wiederhergestellt wurde, war Nathusius enttäuscht. Dennoch verwirklichte er, umgeben von Tabak, Runkelrüben und fremdländischen Bäumen, seine Ideale und entwickelte sich zum Industriepionier. Er warb Fachkräfte in Frankreich, England und anderswo an, mit denen er einen der ersten Agrar-Industrie-Konzerne Deutschlands schuf. Unter anderem führte er 1815 die Lithographie in Norddeutschland ein und trat mit seiner 1826 in Althaldensleben gegründeten Porzellanfabrik als erster bürgerlicher Unternehmer zur Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin in Konkurrenz.
Nach Nathusius\' Tod 1835 führten seine Söhne die industriellen Unternehmen nur halbherzig weiter und entwickelten anstelle dessen Althaldensleben und Hundisburg zu landwirtschaftlichen Mustergütern. Sie vollendeten allerdings den von ihm in den Grundzügen konzipierten Landschaftspark, in den eine der größten Baumschulen im damaligen Preußen integriert war.
Viele Austellungsstücke von der Wetterfahne vom Schloss Hundisburg bis zur Tabaksdose mit seinem Bildnis erinnern an Nathusius. Dazu gibt es erläuternde Texte.