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Naturschutz „Kopfarbeit“ im Biotop

36 ältere und jüngere Kopfweiden werden seit dem gestrigen Dienstag am Assebach in Klein Quenstedt zurückgeschnitten.

Von Jörg Endries 10.10.2017, 19:31

Klein  Quenstedt l Äste brechen unter den eisernen Klauen eines Spezialfahrzeugs. Von hochaufgeschossenen Weiden bleiben nur Stümpfe stehen. Was auf den ersten Blick nach Naturzerstörung am Assebachweg von Klein Quenstedt nach Groß Quenstedt aussieht, geschieht mit Kopf und Verstand. Die Stadtverwaltung Halberstadt und der Regionalverband Harz haben gemeinsam ein Naturschutzprojekt aufgelegt. Beiden ist es gelungen in das Umweltsofortprogramm des Landes Sachsen-Anhalt zu kommen. Das ermöglicht das Rückschneiden von Kopf­weiden am Assebach, die seit vielen Jahren nicht mehr beschnitten wurden.

„Anfang März 2017 wurde das Umweltsofortprogramm der Landesregierung aufgelegt. Insgesamt standen zehn Millionen Euro zur Verfügung, davon 3,5 Millionen für den Naturschutz“, berichtet Roswitha Hutfilz, Teamleiterin Stadtgrün/Sauberkeit der Stadtverwaltung. Die Chance auf eine 100-prozentige Förderung eines Naturschutzprojektes habe man sich nicht durch die Lappen gehen lassen wollen. „20 000 Euro haben wir für das Vorhaben in Klein Quenstedt aus dem Programm erhalten“, berichtet Isabel Reuter vom ­Regionalverband Harz.

Eine regelmäßige Pflege der elf alten und 25 jüngeren Kopfweiden in der rund 700 Meter langen Reihe habe man in den zurückliegenden Jahren nicht gewährleisten können. Das Geld fehlte. Eigentlich müssen die Bäume alle drei Jahre eingekürzt werden. „Daher sind wir froh, mit dem Vorhaben in das Förderprogramm gekommen zu sein“, sagt Ros­witha Hutfilz. Damit werde ein Beitrag zum Erhalt dieses bedeutenden Biotops geleistet.

Kopfbäume sind gesetzlich geschützte Biotope, in denen unzählige Insekten, Kleinsäuger und Vögel leben, erklärt die Teamleiterin. Am Assebach in Klein Quenstedt sei der Handlungsbedarf groß.

An den alten Kopfweiden, die teilweise um die 80 Jahre alt sind, sowie an den jüngeren aus den 1990er Jahren seien dringend Pflegearbeiten notwendig. Letztmalig sind die Bäume vor etwa 15 Jahren beschnitten worden. Ihre typische Kopfform haben sie mittlerweile verloren. Teilweise brechen die Bäume unter der Last der Äste ­auseinander. „Der Bestand der Kopfweiden ist stark gefährdet, da die wirtschaftliche Notwendigkeit für deren Pflanzung sowie Pflege und Erhaltung durch Landwirte nicht mehr gegeben ist“, so Roswitha Hutfiltz. Diese Fehlentwicklung wird seit dem gestrigen Dienstag von den Mitarbeitern eines Gartenbaufachbetriebes aus Oschersleben korrigiert. Das sei im derzeitigen Zustand der Bäume nur mit schwerer Technik möglich, die die Weiden bis auf die Köpfe einkürzt. Damit habe man die Chance, den neuen Austrieb mit deutlich weniger technischem Aufwand mit einer Säge einkürzen zu können.

Nach Abschluss der Arbeiten lässt der Regionalverband Harz am Assebach eine Informations-Tafel errichten, die die Bedeutung der Kopfweiden erklärt, kündigt Isabel Reuter an.