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Ortsumgehung Böse Überraschung für Halberstädter Firmen

Die im Industriegebiet Ost ansässigen Firmen warten auf die Ortsumgehung Halberstadt-Harsleben. Doch jetzt gab es eine böse Überraschung.

Von Jörg Endries 26.09.2019, 04:00

Halberstadt l In etwa zwei ­Monaten soll die Ortsumgehung Halberstadt-Harsleben – also die neue B 79 zwischen der B 81 und dem Abzweig Wester­hausen hinter Harsleben – komplett für den Verkehr freigegeben werden. Die Trasse soll nicht nur die Kreisstadt und Harsleben vom Durchgangsverkehr entlasten. Vielmehr verkürzen sich für viele in der Kreisstadt ansässige Firmen die Wege zum überregionalen Bundesstraßen-Netz beziehungsweise weiterführend zur Autobahn 36. Das ist allerdings noch Wunschdenken, denn das direkt an die Ortsumgehung angrenzende Industriegebiet Ost und weiterführend das Gewerbegebiet In den langen Stücken verfügen bislang über keine direkte Verkehrsanbindung. Das wird sich auch so schnell nicht ändern.

Bei der für den Bau der neuen Ortsumgehung zuständige Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt reißt man die Hände hoch. Der Abzweig von der neuen B 79 ins Industriegebiet Ost vor den Toren Halberstadts ist fertig, endet aber im Nichts.

„Für die Anbindung der Gewerbegebiete an die Ortsumfahrung ist die Stadt Halberstadt zuständig. Unsere Verantwortung endet hier“, sagt Hilmar Klietz, Fachbereichsleiter Straßen bei der Landesstraßenbaubehörde. Er verfüge auch über keine Informationen darüber, ob und wann die Stadtverwaltung dort bauen will.

Hat die Stadt Halberstadt die Verkehrsanbindung verschlafen? Davon kann keine Rede sein, betont Rathaussprecherin Ute Huch. Die Verwaltung und der Stadtrat beschäftigen sich seit Monaten mit dem ­Thema. „Das Bauvorhaben zur Anbindung der neuen B 79 an das Industriegebiet hat sich bedauerlicherweise verzögert“, informiert Ute Huch.

Bereits im März und im Mai 2019 ­seien zwei Vergabeverfahren zum Bau der Verkehrsanbindung an die neue Ortsumgehung gestartet worden. Allerdings hätten beide aus unterschiedlichen Gründen nicht zum Erfolg geführt. Zum einen sei die Verwaltung von zu niedrigen Baukosten ausgegangen. Auf der anderen Seite gaben Baufirmen, die sich an der Ausschreibung beteiligten, viel zu hohe Angebote ab. Derzeit wird davon ausgegangen, dass sich die Gesamtkosten für den Bau der ­Verkehrsanbindung des Industriegebietes Ost auf etwa 951.000 Euro belaufen.

Die Stadtverwaltung werde in den kommenden Wochen erneut eine Ausschreibung auf den Weg bringen. „Sie hat zum Ziel, im Frühjahr des ­kommenden Jahres das Bauvorhaben zur Anbindung des Industrie­gebietes an die neue B 79 zu beginnen“, so die Rathaus­sprecherin. Natürlich wäre es in großem Interesse der Stadt gewesen, die Anbindung planmäßig umzusetzen.

Fakt ist jedoch, wenn die von der Landesstraßenbaubehörde für Ende November beziehungsweise Anfang Dezember prognostizierte Verkehrsfreigabe für die Ortsumgehung erfolgt, gibt es keine Ab- oder Auffahrmöglichkeit in die Gewerbegebiete.

Aus allen Wolken fällt am gestrigen Mittwoch Martin Schäfer, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Roland-Initiative, zu der mehr als 80 Unternehmen gehören. Er ist als Geschäftsführer eines im Gewerbegebiet In den langen Stücken ansässigen Transport- und Logistikunternehmens selbst unmittelbar betroffen.

„Mein Kenntnisstand ist, dass das Gewerbe- und Industriegebiet mit Fertigstellung der Ortsumgehung den Anschluss bekommt. Ich bin fassungslos, dass erst im Frühjahr mit dem Bau der Anbindung begonnen werden soll.“ Für die dort ansässigen Unternehmen sei der kurzfristige Anschluss an die neue Bundesstraße „enorm wichtig“, betont der Firmenchef.

Nicht erst durch die oft verstopfte Stadt fahren zu müssen und direkt auf die B 81 oder die B 79 beziehungsweise schnell zur A 36 zu kommen, würde Zeit und Geld sparen. „Ich glaube für alle in den beiden Gebieten ansässigen Firmen zu sprechen, wenn ich verlange, dass die Arbeiten zur Verkehrsanbindung ­beschleunigt werden müssen“, so der Präsident der Roland-Initiative.