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Regenrückhaltebecken, Gräben und Kanäle schützen Fallsteindorf nun vor Wassermassen vom Berg Osteröder sollen keine Schlammflut mehr erleben

Von Mario Heinicke 22.11.2013, 02:12

Schlammlawinen nach heftigen Regenfällen sollten in der Zukunft nicht mehr durch das Fallsteindorf Osterode rollen. Zur Vorsorge wurden seit dem Sommer Gräben, Kanäle und ein Regenrückhaltebecken gebaut. Am Donnerstag erfolgte die Bauabnahme.

Osterwieck l Hochwasser in Osterode, das kann man sich gar nicht vorstellen. Die wasserführenden Gräben des Großen Bruches liegen unterhalb des Dorfes. Und doch wurde der Ort in regelmäßigen Abständen von Hochwasserereignissen heimgesucht. Zuletzt im August 2011, und damals gleich zweimal innerhalb weniger Tage.

Das Wasser kam von oben, vom Fallstein. "Die Überschwemmungen hatten ihre Ursache darin, dass nach starken Regenfällen im Bereich des Fallsteins das Oberflächenwasser ungebremst und ungelenkt in die Ortslage geführt wurde", erläuterte gestern Bernd Weber aus dem Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten. Auf 1,4 Kilometern Länge und 120 Höhenmetern bergab konnte das Wasser viel Kraft entwickeln und Ackerboden mitspülen.

Schlamm und Wasser bündelten sich unter anderem in der Fallsteinstraße und lagerten sich letztendlich auf der Landesstraße im Dorf ab. Feuerwehren, Bauhof der Stadt und Freiwillige hatten vor zwei Jahren lange zu tun, den Schlamm zu beseitigen.

Das Problem wurde noch verstärkt, weil die historischen Wasserführungen im Großen Bruch zu DDR-Zeiten zwecks Grenzsicherung verändert wurden. Durchlässe waren eng bemessen, damit kein möglicher Flüchtling durchpasste.

Nun also ist den Osterödern geholfen worden. Ein Bodenordnungsverfahren machte es möglich. Vor Ort wird es von einer lokalen Teilnehmergemeinschaft begleitet, der Friedrich Neuhaus vorsitzt. Die Gemeinschaft bringt auch Eigenkapital für diverse Bauprojekte auf.

2012 wurde das Fallsteindorf in das Förderprogramm aufgenommen. Es bietet sehr hohe Fördersätze, im Fall des Hochwasserschutzes profitierte finanziell gesehen die Stadt Osterwieck davon. Von den 300 000 Euro Kosten für den Hochwasserschutz brauchte sie nur einen Anteil von 13 Prozent zu tragen. "Das ist für die Stadt ein Glücksfall", betonte Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (Buko). "Ich wüsste nicht, wie wir das Problem sonst hätten lösen können. Ich bin froh, dass die Menschen hier keine Schlammlawinen mehr erleben müssen."

Tiefbauplaner Andreas Crome vom Büro Evplan aus Derenburg berichtete, dass bei den hydraulischen Berechnungen von einem sogenannten hundertjährlichen Ereignis ausgegangen wurde. Wie die Regengüsse 2011 einzuordnen waren, ist jedoch offen. Da das ein rein lokales Ereignis war, konnte seinerzeit keine Messung vorgenommen werden.

400 Lkw-Ladungen Erde für Regenrückhaltebecken bewegt

Seit Juli haben die Mitarbeiter der Langelner Firma Blümler Bau Unmengen an Erde bewegt. Allein für das Regenrückhaltebecken waren es etwa 400 Lkw-Ladungen. "Wir haben darüber Strichlisten geführt, das Blatt war ganz schön voll", erzählte Firmenchef Michael Schmalz. Darüber hinaus haben die Bauleute zur schadlosen Ableitung des Regenwassers aus dem Rückhaltebecken den Kanal in der Fallsteinstraße um 240 Meter verlängert sowie in der Feldflur zwei Kilometer Gräben vertieft beziehungsweise neu angelegt. Und es wurden neun Wegedurchlässe neu hergestellt.

Das Hangwasser wird somit geteilt. Ein Großteil des Wassers wird bereits auf dem Fallstein gesammelt östlich um das Dorf herumgeleitet.

Das oberhalb der Fallsteinstraße anfallende Oberflächenwasser fließt nun in das Regenrückhaltebecken und danach über einen sogenannten Drosselschieber in die in der Fallsteinstraße befindliche Rohrleitung. Diese mündet im Schleppergraben, der nun sein Wasser durch einen neuen Durchlass an der Kläranlage entlang zum Großen Bruch führt.

Während des Bodenordnungsverfahrens passiert bis voraussichtlich 2016 aber noch mehr Bauliches. Landwirtschaftswege erhalten Betonspuren - in diesem Jahr insgesamt 2,2 Kilometer und im nächsten Jahr weitere 3,3 Kilometer, berichtete Planer Andreas Crome.

Rings um Osterode wurden außerdem etwa 150 alte Pappeln gefällt, was das Landschaftsbild vor allem im Großen Bruch verändert hat. Hier sollen neue Bäume gepflanzt werden, bevorzugt Esche, Erle und Eiche, die sehr hoch wachsen und in einigen Jahren wieder dem Rotmilan Lebensraum bieten sollen.

Einige Pflanzungen, jedoch von flacheren Feldgehölzen, soll es zusätzlich am Regenrückhaltebecken geben. Ein lauschiges Plätzchen zum Verweilen wird dort allerdings nicht entstehen. Wasser sollte im Becken nur nach Regenfällen sein.