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Projekte Kistenpacken in der "Rappelkiste"

Übergangslösung wegen Sanierung - Im Fall der Halberstädter Kindertagesstätte "Rappelkiste" klingt das schlimmer, als es ist.

Von Sandra Reulecke 10.02.2019, 18:13

Halberstadt l Für 47 Mädchen und Jungen der Halberstädter „Rappelkiste“ beginnt die neue Woche mit einer großen Veränderung. Ihre Kindertagesstätte befindet sich nun an einer neuen Adresse. Ein und ein Viertel Jahr lang lautet die Juri-Gagarin-Straße 19. Der Grund: Das Häuschen, in dem die Kindertagesstätte normalerweise untergebracht ist, wird saniert. Gut eine Million Euro investiert der Träger, das Cecilienstift, dafür.
Doch nur, weil sie jetzt in einer Übergangslösung untergebracht sind, müssen die Kinder auf nichts verzichten. Sechs Lkw-Ladungen Kisten haben sie mit in ihre neuen Räume gebracht, berichtet Sarah Glockmann. Sie gehört zum zwölfköpfigen Team, Erzieher und Heilerzieher, das die Kinder betreut. „Wir versuchen, die Räume ähnlich zu gestalten wie vorher, damit die Kinder alles wiedererkennen“, sagt Janine Häusler.
Der Umzug sei gerade für die Kleinen mit viel Aufregung verbunden. „Sie haben gemerkt, dass irgendetwas anders ist und sind nervös, aber sie freuen sich auch.“ Dank Erklärungen und Spaziergängen, vorbei am neuen Domizil, haben die Erzieher versucht, die Kinder auf die Situation vorzubereiten.
Das bedarf einiges an Einfühlungsvermögen. Die „Rappelkiste“ ist eine integrative Tagesstätte. Bis zu 20 Kinder mit Behinderungen werden betreut. „Auch mit schweren Behinderungen, damit haben wir fast ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Holger Thiele, Vorstand des Cecilienstifts. Das sei ein Aspekt, der bei der Sanierung natürlich beachtet werden muss.
Das Gebäude, Hinter der großen Ringstraße, wurde 1953 erbaut, als Kindertagesstätte der Reichsbahn. Seit Jahrzehnten gehört es zum Cecilienstift. Obwohl der Träger seitdem immer wieder etwas erneuerte, sei der Sanierungsbedarf hoch. „Gerade im energetischen Bereich gibt es einiges zu tun“, so Thiele. Trockenlegung und die Heizung seien nur einige Beispiele. Zudem soll die Kneipp-Ausrichtung noch mehr verstärkt werden.
Die ursprünglich mit 1.006.000 Euro veranschlagte Bausumme reicht laut jetzigem Stand nicht. „Es sind 65.000 Euro mehr geworden“, erläutert Thiele.
Finanziert wird die Sanierung dank Eigenkapital, einem 400.000-Euro-Kredit, einem Förder-Darlehen der Investitionsbank über mehr als 180.000 Euro sowie einer Förderung aus dem Stark-III-Programm des Landes (rund 370.000 Euro für die energetische Sanierung sowie weitere 52.800 Euro für die allgemeine). „Zusätzlich erhalten wir noch eine begrenzte Förderung der „Aktion Mensch“, weil zumindest ein Teil der Kita barrierefrei ist.“ Zu 100 Prozent ließe sich das baulich nicht umsetzen. So ist das Büro der Leiterin im ersten Geschoss nur über eine Treppe zu erreichen.
Bis die Arbeiten beendet sind, nutzt die „Rappelkiste“ das Gebäude, in dem der Hort der Förderschule Reinhard Lakomy, ebenfalls in Trägerschaft des Cecilienstifts, untergebracht ist. Erst im vergangenen Sommer hat der Hort diese Räume bezogen. Dafür wurde die ehemalige Kindertagesstätte „Makarenko“, die viele Jahre leer stand, für gut 335.000 Euro saniert. Unter anderem wurden das Dach saniert, Fußböden verlegt und Wände gestrichen.
Wenn die „Rappelkisten“-Kinder in ihr Haus zurückziehen, werden ihre Ausweich-Räume nicht leer stehen. Wie Holger Thiele ankündigt, wird dann die Kapazität des Horts erhöht. Dort gibt es dann auch für Kinder, die nicht die Lakomy-Schule besuchen, Platz.