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Russlanddeutsche Kochen, Deutsch lehren, Heimat sein

Monika Schlüter engagiert sich seit elf Jahren für in Halberstadt lebende sogenannte Spätaussiedlerinnen.

Von Sabine Scholz 05.08.2015, 01:01

Halberstadt (sc) l Bereits seit 11 Jahren engagiert sich Monika Schlüter im Frauenzentrum Lilith des Unabhängigen Frauenverbandes Landkreis Harz (UFV) wöchentlich für in Halberstadt lebende Spätaussiedlerinnen. Es gab Bedarf für solche Treffen im Stadtteil Richard-Wagner-Straße, wo viele der deutschstämmigen Aussiedler leben.

Gestartet wurde mit einem Sprachkurs, korrekt hieß dieser Kursus „Erweiterung der deutschen Umgangssprache für Aussiedlerinnen und Migrantinnen“. Dazu kamen Informationen zur Arbeitsmarktorientierung, bei denen Monika Schlüter neben dem Erwerb und der Verbesserung der Deutschkenntnisse und einem Überblick über den Arbeitsmarkt und notwendigen Kenntnissen ihren Zuhörerinnen auch Wissenswertes über deutsche Kultur und Politik vermittelte. Finanziert worden waren diese Angebote über die Programme „Lokales Kapital für soziale Zwecke“ und „Stärken vor Ort“.

In einem nächsten Projekt erarbeitete die ehemalige Lehrerin gemeinsam mit den Frauen einen Wegweiser zu Anlauf-, Begegnungs- und Beratungsstellen für Aussiedlerinnen und Migrantinnen für den Stadtteil Richard-Wagner-Straße und für das Stadtgebiet insgesamt. Entstanden sind diese Broschüren zunächst auf Deutsch und Russisch, später auch auf Englisch.

An ein anderes Projekt erinnert sich Monika Schlüter besonders gerne. „Spannend war dann die Arbeit für die Broschüre über die Lebenswegen von Aussiedlerinnen. Wir interviewten Spätaussiedlerinnen und stellten deren oft sehr verschlungenen Lebenswege dar“, berichtet sie. Diese Biografien stellte Monika Schlüter anschließend in Schulklassen vor und sensibilisierte die Jugendlichen für die Situation vieler Aussiedler.

Als die Fördergelder aus den EU-Töpfen nicht mehr flossen, stellte Monika Schlüter nicht etwa die Arbeit ein. Nein, sie machte ehrenamtlich weiter und ermöglichte so Aussiedlerinnen aus Halberstadt ein regelmäßiges Treffen im Frauenzentrum Lilith. Neben dem persönlichen Austausch steht immer noch die Erweiterung der Kenntnisse in der deutschen Umgangssprache auf dem Plan. Außerdem setzt sie sich mit ihnen zu den unterschiedlichsten Themen aus Kultur, Politik, Alltag, Geschichte und vielem mehr auseinander.

Monika Schlüter ist für viele der Frauen eine wichtige Ansprechpartnerin geworden, ergänzt Cathrin Rabe vom UFV. „Sie berät und unterstützt die Frauen unermüdlich beim Verstehen und Beantworten von Behördenbriefen und dabei, sich im deutschen Behördendschungel zurechtzufinden.“ Das Frauenzentrum profitiere im Gegenzug sehr von den Aussiedlerinnen, die viele der Veranstaltungen und Feste wie zum Beispiel die Walpurgisfete mit ihren russischen Spezialitäten bereichern und mit Engagement unterstützen.

Auch die interkulturellen Nachmittage, an denen im Frauenzentrum mit 30 bis 40 Kindern Essen aus aller Welt zubereitet wird, bereichern die Aussiedlerinnen mit unterschiedlichsten Rezepten. „Es hat sich ein wirklich tolles Miteinander entwickelt“, sagt Cathrin Rabe, „das ist ganz wesentlich der stillen, unaufgeregten und unermüdlichen Arbeit von Monika Schlüter zu verdanken. Und der bereitschaft der Frauen, sich hier in Halberstadt eine neue Heimat zu schaffen.“