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Straßenbau Knochenarbeit auf Nordharztrasse

Autofahrer, die über die B 6 nach Wernigerode fahren, müssen mit Behinderungen rechnen. Die Straße wird saniert.

Von Dennis Lotzmann 17.10.2017, 12:00

Wernigerode/Thale l Straßenbau ist Knochenarbeit. Während ein Bauarbeiter gerade die dicken Wasserschläuche anschließt, um rund 4000 Liter Kühlwasser in die Asphaltfräsmaschine zu pumpen, krauchen die beiden Maschinenführer unter das tonnenschwere Gefährt. Massige Hämmer in der Hand, auf dem Kopf Gehörschutz mit Funksprech-Technik zur besseren Verständigung. Dann lassen sie ihre Hämmer unablässig auf die Fräsmeißel sausen, um diese aus den Aufnahmebuchsen zu schlagen. Klack, klack, klack poltern die verschlissenen Meißel samt jeder Menge Asphaltstaub nach unten. Dem Duo sitzt die Zeit im Nacken. Wenn der Wassertank in der Fräse über ihnen wieder gefüllt ist, wollen sie nicht nur Dutzende abgenutzte Meißel entfernt, sondern zugleich die neuen eingebaut – sprich mithilfe des Hammers – wieder eingeschlagen haben.

Minuten später ist es geschafft: Die beiden Straßenbauer aus dem sächsischen Kreis Meißen dirigieren die tonnenschwere Maschine zurück auf die Auf- und Abfahrt Wernigerode-Zentrum und fräsen dort weiter die verschlissene und rissige obere Asphaltschicht ab. Die Arbeiten an dieser Anschlussstelle der B 6 laufen seit vergangener Woche und setzen den Verkehrsbehinderungen und Umleitungen in und rund um die Harzstadt gewissermaßen die Krone auf.

Autofahrer müssen aktuell nicht nur im Stadtgebiet mit Staus, Umleitungen und geänderten Streckenführungen klarkommen, sondern auch auf der B 6. Auf der künftigen Nordharzautobahn A 36 wird insbesondere zwischen den Anschlussstellen Wernigerode-Nord und -Zentrum gebaut. Besagte Auf- und Abfahrt -Zentrum ist darüber hinaus an der Richtungsfahrbahn Ost (A 14/Bernburg) komplett gesperrt.

Während diese Arbeiten im Rahmen einer millionenschweren Streckensanierung laufen, ist die rund 15 Kilometer östlich gelegene Anschlussstelle Thale/Westerhausen seit einigen Tagen unplanmäßig dicht. Dort hat der heftige Orkan „Xavier“ mit massig Niederschlag „ganze“ Arbeit geleistet. An dem vor gut zwölf Jahren aufgeschütteten Damm ist es auf 80 bis 100 Metern Länge zu einer Rutschung gekommen. Aktuell laufen dort die Befestigungs- und Sanierungsarbeiten.

Nach Angaben von Stefan Hörold, dem Chef der Regionalniederlassung der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) in Halberstadt, beeinträchtigt der Böschungsbruch zwar nicht die Standsicherheit der rund 15 Meter über dem ursprünglichen Landschaftsniveau gebauten Straße. „Wir benötigen aber den Platz, um mit den Baumaschinen agieren zu können“, sagt Hörold.

Das Hangmaterial werde teilweise entfernt und der Hang mit dem Bagger abgetreppt. Anschließend werden Vlies und Schotter eingebaut. Fixiert wird das Material mit massiven Granitsteinen.

Letztlich wird damit ein Missstand kompensiert, der dem damaligen Straßenbau – die Anschlussstelle ging 2005 in Betrieb – geschuldet ist. Der Hang ist künstlich aufgeschüttet, also nicht gewachsen, wie Fachleute sagen. Rasen und Büsche konnten mit ihren Wurzeln die massive Auswaschungskraft des Niederschlags nicht kompensieren.

Die Anschlussstelle ist nach Hörolds Worten bis mindestens 27. Oktober gesperrt, der Verkehr wird in beiden Richtungen über die Anschlussstelle Blankenburg-Ost umgeleitet.

Zurück nach Wernigerode: Dort steht in diesem Jahr die Richtungsfahrbahn Ost (A 14/Bernburg) im Fokus der Bauleute. Nachdem in den vergangenen Monaten bereits die Auf- und Abfahrt Wernigerode-Nord erneuert worden ist, ist sie nun für die aus Westen kommenden Auto- und Lkw-Fahrer mit Ziel Wernigerode die erste Wahl. Wer verpasst, sich im einspurigen Baustellenbereich auf der B 6 rechtzeitig auszufädeln, hat seit voriger Woche das Nachsehen, weil Wernigerode-Zentrum dicht ist. „Dann bleibt den Betroffenen nichts anderes übrig, als bis Heimburg zu fahren und dort über die Gegenfahrbahn zurückzufahren“, erklärt Carsten Steyer von der zuständigen Oberbauleitung.

Mit diesen Behinderungen müssen die Verkehrsteilnehmer nach Steyers Worten noch bis voraussichtlich 27. November leben. So lange dauern die Arbeiten in Wernigerode-Zentrum und an der dazwischen liegenden rund sechs Kilometer langen Richtungsfahrbahn. Der Verkehr rollt so lange einspurig auf der Richtungsfahrbahn Niedersachsen. „Nach Abschluss der eigentlichen Bauarbeiten folgt noch die Montage der Leitplanken. Die endgültige Fertigstellung ist für den 19. Dezember geplant“, so der Ingenieur.

Dann ist die 5,2 Millionen Euro teure Sanierung der Richtungsfahrbahn Ost samt der beiden Rampen zwar beendet. Voraussichtlich ab Sommer 2018 soll sich das Spiel aber wiederholen. „Wir planen, ab Juli 2018 die Richtungsfahrbahn West zwischen Wernigerode-Nord und -Zentrum samt der Anschlussstellen zu sanieren.“ Schon im Frühjahr 2018 soll zwischen Aschersleben-Ost und -Zentrum ebenfalls gebaut werden.