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Tierschutz Blick hinter Kulissen der Fundtierunterkunft

Halberstadts Tiegartenleiter äußert sich zur Kritik einer Tierschützerin an den Zuständen in der Funtierunterkunft.

Von Jörg Endries 31.01.2019, 11:04

Halberstadt l Einen Blick hinter die Kulissen der Fundhundeunterkunft auf dem Gelände des Tiergartens Halberstadt gewährten am Dienstag Tiergartenchef David Neubert und sein Stellvertreter Michael Bussenius. Hintergrund für die Einladung war der Bericht „Hundebetreuung: Schlecht und untragbar“ in der Sonnabend-Ausgabe der Volks­stimme. Tierschützerin ­Frauke Becker kritisierte, dass die Vermittlung der Fundhunde vernachlässigt wird und die Vierbeiner nicht gut betreut werden.

„Wir haben nichts zu verbergen. Die Tiere werden art- und fachgerecht betreut und sind gut aufgehoben“, betont David Neubert. Seit etwa 20 Jahren unterhält die Stadt Halberstadt die Einrichtung in den Spiegelsbergen, um Hunde, die streunend im Stadtgebiet aufgegriffen werden oder aus problematischer Haltung kommen, unterzubringen und anschließend in ein neues Zuhause zu vermitteln. Wobei die Vermittlung durch die Mitglieder des Tierschutzvereins Halberstadt erfolgt. Das alles sei in einem Vertrag zwischen der Stadt Halberstadt und dem Tierschutzverein fixiert, der erst im April 2018 aktualisiert wurde.

„Die Hunde gehen zwei Wochen nach ihrer Ankunft in der Unterkunft in die Obhut des Vereins über“, informiert der Tiergartenleiter. Wobei die Versorgung und Betreuung der Tiere bis zur Vermittlung durch einen langjährigen Mitarbeiter des Tiergartens erfolgt. Er ist täglich für die Hunde von 7.15 bis 15.30 Uhr da, füttert sie und hält die eine oder andere Streicheleinheit für seine Schützlinge bereit. „Er macht seine Arbeit wirklich gut“, bestätigt Michael Bussenius.

Untergebracht sind die Fundhunde in Boxen mit einem Freilauf. Sie erhalten aber auch zusätzlich Auslauf. Dafür engagieren sich bis zu 14 Ehrenamtler, die mit den Vierbeinern Gassi gehen. „Die gesetzlich vorgeschriebene eine Stunde Auslauf pro Tag ist gewährleistet. Sogar mehr, weil die Gassi-Gänger die Tiere zu ausgedehnten Spaziergängen mitnehmen“, so ­Michael Bussenius. Teils kämen sogar Menschen spontan zur Fundhundeunterkunft, die noch nie da waren und nehmen einen Hund mit, um mit ihm einige Stunden zu verbringen.

„Natürlich schauen wir genau hin, dass der passende Hund herausgegeben wird“, betont David Neubert. Denn nicht alle seien unproblematisch. Aber sogar für den imposanten und temperamentvollen Odi, ein fünf Jahre alter Dobermann Staffordshire Terrier Mischling, fand sich ein passender Gassi-Gänger.

Die Hunde würden außerdem sehr gut medizinisch von Tierärzten betreut und mit gutem Futter versorgt. „Das alles lässt sich die Stadt Halberstadt viel Geld kosten“, unterstreicht Michael Bussenius.

Beim Betreten der Futter­küche fällt eine Decke auf dem Boden auf, davor steht ein Wassernapf. David Neubert klärt auf: „Hier verbringt Snoopy tagsüber viel Zeit.“ Der Terrier-Mischling ist seit 2011 Dauergast der Einrichtung. Leider hat sich für den sehr menschenbezogenen und verschmusten Hund bis heute noch kein Liebhaber gefunden. „Wahrscheinlich weil er ein schwarzes Fell hat. Diese Hunde haben es schwer, ein neues Zuhause zu finden“, erklärt ­Michael Bussenius. Es habe nichts mit mangelndem Engagement des Tierschutzvereins zu tun, wenn Hunde wie Snoppy Dauergäste der Fundhundeunterkunft sind. Snoopy ist mittlerweile so etwas wie das Maskottchen der Einrichtung und wird auch so von allen behandelt. „Ich denke, dass er seinen Lebensabend hier verbringen wird. Das Tier ist 13 Jahre alt und mit jedem weiteren Jahr, das er hier verbringt, sinkt seine Vermittlungs­chance“, stellt David Neubert fest. Dem Hund würde es an nichts fehlen.

Der Tiergartenchef informiert über ein Projekt zur weiteren Verbesserung der Bedingungen in der Fundhundeunterkunft. Danach sei derzeit ein Projekt in der Vorbereitung, um die ­Dächer und Böden im Außenbereich des Gebäudes zu erneuern.

Derzeit warten sieben Vierbeiner auf eine Vermittlung. Im Vergleich zu den Vorjahren sei die Zahl stark zurückgegangen, so Michael Bussenius. Er kann sich an Zeiten erinnern, als es mehrere Hundert pro Jahr waren. Jetzt sind es im Jahr zwischen 30 und 40 Hunde. Viele von ihnen finden ein neues Zuhause. David Neubert versteht daher die Kritik von Frauke Becker nicht, dass der Tierschutzverein keine Vermittlungen aufweisen könne. „Gut, die Internetseite des Vereins ist vernachlässigt worden und es wurde nicht über die Vermittlungserfolge berichtet.“

Diesen Fakt bedauert auch Waltraud Hammer, Vorsitzende des Tierschutzvereins Halberstadt. Unwahr sei die Behauptung, dass die Hunde-Vermittlungen in den vergangenen zwei Jahren, in denen Cassandra Sieland sich darum gekümmert hat, zurückgegangen sind.

„Insgesamt hat Frau Sieland, die die Arbeit übernommen hatte, in ihrer zweijährigen Tätigkeit 21 Hunde in neue Familien vermittelt. Dafür bedankt sich der Tierschutzverein.“

Die Vermittlung von Fundhunden über den Tierschutzverein sei in den vergangenen Jahren weniger geworden, da die Anzahl von Hunden im Hundehaus bis zur Übergabe an den Tierschutzverein zur Vermittlung insgesamt gesunken sei, unterstreicht Waltraud Hammer. Die Fundtierliste wird wöchentlich erstellt, unter anderem für den Aushang am Rathaus Halberstadt.

Bis Ende 2016 kümmerte sich Frauke Becker ehrenamtlich und erfolgreich um die Vermittlung der Fundhunde. Dann führten Unstimmigkeiten mit dem Tierschutzverein Halberstadt dazu, dass sie aus dem Verein austrat und die Hundevermittlung einstellte. Seit Kurzem ist sie wieder Ansprechpartnerin für Fundhunde-Interessenten, weil Cassandra Sieland aufgehört hat. Tierschutzverein und Frauke Becker einigten sich auf eine vorerst auf drei Monate begrenzte Zusammenarbeit.