Unwetter Das große Aufräumen

Der sintflutartige Regen hat in Halberstadt viel Schaden angerichtet. An der Beseitigung der Unwetterfolgen wird weiter gearbeitet.

Von Sabine Scholz 04.06.2018, 01:01

Halberstadt l So mancher Kunde rieb sich am Sonnabend verwundert die Augen: Der Supermarkt an der Theaterpassage war zu. Erst Montag werden sich die Ladentüren wieder öffnen. Anders als im Gymnasium Martineum, dort fällt der Unterricht aus. Es muss aufgeräumt werden, nachdem das Wasser gut einen Meter hoch im Kellergeschoss stand.

Die Regenmassen, die am Freitagnachmittag weite Teile Halberstadts unter Wasser gesetzt hatten, haben großen Schaden angerichtet. In manchen Kellern von Mietshäusern steht noch immer das Wasser, es werden wohl erst heute Pumpen zum Einsatz kommen. In vielen Haushalten ist der Unwetterregen Gesprächsthema, wie Olaf Krähe berichtete. „Hier in der Oehlerstraße/Ecke Lieberkühnstraße stand das Wasser so hoch, dass die Gullys ihre Aufgaben nicht mehr erfüllt haben.“

Das Unwetter hatte am frühen Freitagnachmittag binnen weniger Minuten mehr als 64 Liter Wasser auf den Quadratmeter regnen lassen, die Kanalisation war hoffnungslos überfordert. Das Wasser drückte so stark, dass Gullydeckel aus den Verankerungen gerissen wurden. Überall sind in der Stadt ausgespülte Straßenränder, Geröll und Matschreste zu sehen.

In der Zentralen Einsatzleitstelle der Kreisverwaltung waren zusätzlich angeforderte Mitarbeiter damit befasst, die hunderten Notrufe entgegenzunehmen und zu koordinieren. Bis zum Abend waren es mehr als 250 Einsätze, die hier registriert wurden.

Neben der Hauptberuflichen Wachbereitschaft waren die freiwilligen Feuerwehren aller Ortsteile im Einsatz, auch Kameraden aus Wegeleben wurden gerufen. 118 Kameraden, so Feuerwehr-Sprecher Chris Buchold, kämpften am Freitag gegen die Wassermassen in Kellern, Wohnungen und öffentlichen Gebäuden. Bis 2.30 Uhr waren einige der Kameraden im Einsatz.

Zu einem Einsatz wurden auch Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) Halberstadt gerufen. Rund 20 eilten ins Ameos-Klinikum und pumpten den Keller eines Verwaltungstraktes frei. „Wichtiger war jedoch die Sicherung der Transformatoren-Station des Krankenhaus, die sich in einem anderen Teil des Komplexes, jedoch auch im Untergeschoss befindet“, berichtete THW-Sprecherin Sandra Pampus. Da die Gefahr eines weiteren Unwetters nicht auszuschließen war, musste das „betriebliche Herzstück“ der Klinik geschützt werden.

Der technische Berater für Hochwasserschutz und Deichverteidigung des Ortsverbandes Halberstadt, Thomas Preiß, empfahl nach Begutachtung der Lage den Bau eines Schutzwalles, damit kein weiteres Wasser in die Räume der Netzversorgung eindringen könne. Um diesen Wall zu errichten, wurde das THW Quedlinburg angefordert und rückte mit 17 Kräften in kürzester Zeit nach. „Für den 35 Meter langen Wall füllten die nun mehr als 30 Einsatzkräfte beider Ortsverbände knapp 2.000 Sandsäcke und verbauten sie fachmännisch um die Gefahrenzone“, berichtete Pampus.

Die Krankenhausleitung und die technischen Leiter koordinierten die Zusammenarbeit der zahlreichen Helfer. „Mancherorts, wie beispielsweise an der Zentralen Notaufnahme, hatten die Mitarbeitenden bereits mit der Bildung provisorischer Dämme begonnen“, berichtete Krankenhaus-Sprecher Axel Hengehold. Dafür waren „Bordmittel“ wie Decken und Laken genutzt worden. Mitarbeiter der Technikabteilung und die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des THW befördeten mittels Pumpen und nicht selten mit Besen und Muskelkraft das Wasser aus den Gebäuden und machten Flure und Keller wieder begehbar.

Hochwasserschutz und Deichverteidigung sind für das THW ein zentrales Thema – das aktuell bleibt, wie der Freitag zeigte. „Am 16. und 17. Juni findet eine großangelegte Bereichs­ausbildung in Magdeburg statt, an der alle elf Ortsverbände des Regionalbereiches Sachsen-Anhalt mit ihrem Technischen Zug teilnehmen und Neues zur Gefahrenabwehr bei Hochwasser-Katastrophen lernen“, teilte Sandra Pampus mit. Damit man gerüstet ist, wenn der Himmel wieder seine Schleusen öffnet.