Vortrag im Gleimhaus Warum der Park am Ententeich in Halberstadt einen neuen Namen bekommen sollte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim hat in Halberstadt den Grundstein für Vieles gelegt. Das erste deutsche Literaturarchiv ist ihm zu verdanken. Und ein Garten. Dem widmet das Gleimhaus zahlreiche Veranstaltungen. Und nicht nur das.

Halberstadt. - Gartenzeit ist angesagt. Auch im Gleimhaus Halberstadt. Dabei liegt das mitten in der Stadt.
Den Auftakt machte die aktuelle Sonderausstellung „Wir sollten uns eine schöne Rast halten - Olaf Wegewitz und Gleims Hüttchen“. Gefolgt jetzt von einem Spaziergang durch Dichtergärten des 18. Jahrhunderts. Im Rahmen der Veranstaltungsreiche „Geist und Muse bei Gleim“ im Gleimhaus lud Jana Kittelmann zum literarischen Kennenlernen vergangener wie erhaltener poetischer Gartenanlagen ein. Der Fokus lag dabei auf den Gärten von Gleims Freunden wie Johann Georg Sulzer, Karl Wilhelm Ramler und Anna Louisa Karsch.
Gärten hatten im Zeitalter der Aufklärung eine große Bedeutung
„Weite Felder liegen ihr“, sagte Gleimhausdirektorin Ute Pott zur Begrüßung der Wissenschaftlerin von der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, deren Wissen auf drei Säulen ruhe: Literatur, Bildende Kunst und Garten-Landschaftskunst/Botanik.
Die Kennerin des Landschaftsparks Spiegelsberge und angesagte Expertin vermittelte ihren Zuhörern mittels Auszügen aus Briefen, Gedichten sowie durch Gemälde und Radierungen ein detailreiches Bild von der Bedeutung eines Garten für die Schriftsteller im Zeitalter der Aufklärung.
Die Palette von „urbanen Idyllen als Refugium vor der Grausamkeit der Welt“ reichte etwa von Sulzers ehemaligem hochgelobten Garten auf der heutigen Museumsinsel in Berlin über den Garten von Heinrich Wilhelm Bachmann, einem Kunstmäzen und wohlhabenden Kaufmann, heute zum Insel Theater (Theater an der Angel) in Magdeburg gehörig, bis hin zum Gartenreich Dessau-Wörlitz.
Menschliches Miteinander im Zentrum
Charmant der Rückgriff auf Horaz, Epikur oder Cicero, deren Passion für einen Garten in „ihrer Einheit von Inspiration, Ruhe, Erholung, Denken, Lesen, Schreiben und Dichten“ starken Widerhall bei den Dichtern der Aufklärung fand. Siehe Klopstock, der im nicht mehr bestehenden Bachmannschen Garten begann, am Messias zu schreiben, und, wie Kittelmann weiter berichtete, seiner „Fanny“ zu himmlischer Stunde einen Brief schrieb.
Neben der facettenreichen Beschreibung des Gartens als einem Lebens-, Lese- und Schreibort, gelegentlich durch Regen oder Sturm bedroht, ließ der Passus zum Miteinander im Garten die Zuhörer lächeln. Wenn etwa Gleim während eines Berlin-Besuches vom Tiergarten deshalb so fasziniert war, weil man nicht nur „auf der Spree mit den Schwänen um die Wette (….) schwimmen“, sondern „sich mit der gantzen Gesellschaft unter tausend Mädchen verirren“ konnte.
Gleimhaus will neuen Namen für Parkanlage
Jana Kittelmann beschloss ihren Vortrag mit bereichernden Informationen zum Park Wörlitz, dem ersten englischen Landschaftsgarten in Europa. Besonders interessant die Würdigung von Cay Lorenz Hirschfeld und dessen Theorie der Gartenkunst. Unschwer zu erraten, dass die eloquente Kennerin der Gartenkunst selbst einen Garten voller Rosen hat.
Am Rande der Veranstaltung informierte Ute Pott, dass auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung des Kultur- und Sportausschusses der Stadt der Antrag ihres Hauses stehe, den Park „Zum Ententeich“ in Gleims Garten umzubenennen. Schließlich befand sich Gleims Garten einst tatsächlich dort.