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1450 Euro vom Adventsmarkt für Rechner und Kopierer in einem Dorfzentrum in der Nähe des Kilimandscharo Weferlinger Gymnasiasten helfen seit 2007 in Tansania

Von Marita Bullmann 29.01.2014, 02:25

Weferlingen l Seit 2007 unterstützt das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Weferlingen ein Hilfsprojekt in Tansania. Nach dem alljährlichen Adventsmarkt geben alle Klassen einen Teil ihrer Einnahmen in den "großen Topf". 1450 Euro kamen beim jüngsten Markt zusammen. Schülersprecher Kevin Jakisch übergab gemeinsam mit der Lehrerin Gabi Anders, die den Markt organisiert hatte, einen symbolischen Scheck an Eckard Krause, den Initiator des Hilfsprojektes. Die Schüler wollen damit das Projekt in Nambala weiter unterstützen, versicherte der Elftklässler aus Siestedt.

Eckard Krause war in das Gymnasium gekommen, um von den neuesten Ergebnissen zu berichten. Die Mädchen und Jungen aus dem Schülerrat und zwei 7. Klassen, die das Thema anschließend im Ethikunterricht noch vertieften, waren aufmerksame Zuhörer und stellten viele Fragen. Ein kleiner Film gab am Anfang einen Einblick in die Hilfe vor Ort.

Eckard Krause hatte Mitte der 1990er Jahre nach einer Besteigung des Kilimandscharo die Lehrerin Anne Mshana und ihre Familie in dem Dorf Tengeru kennengelernt. Daraus entwickelte sich ein freundschaftlicher Briefwechsel, und bei einem erneuten Besuch 2004 lernte der gebürtige Böddenseller die Bedingungen kennen, unter denen die Kinder aus den Dörfern Tengeru, Nambala und Nganana unterrichtet werden. Zunächst sollte nur Geld für ein kleines Schulhaus gesammelt werden, doch da hatte Eckard Krause längst erkannt, dass viel, viel mehr Hilfe nötig ist.

"Die Mitglieder bekommen einen kleinen Kredit, den sie mit Zinsen zurückzahlen. Davon werden neue Kredite vergeben"

Inzwischen ist ein zweites Schulgebäude entstanden, unter anderem mit den Spenden vom Weferlinger Gymnasium. Es wird auch als Dorfgemeinschaftszentrum genutzt, Lehrer für die Grund- und Sekundarschulen der Region sollen hier weitergebildet werden. Die jüngste Spende vom Gymnasium wird für einen Rechner und Kopierer für dieses Gebäude verwendet, erzählte Eckard Krause. Lehrmittel sind knapp.

In diesem Haus treffen sich auch die 30 Mitglieder der Selbsthilfegruppe Mikrofinanzierungsprojekt regelmäßig. Die Hilfsorganisation Fri Sucode, die vor einigen Jahren in der Region in Tansania gegründet wurde, hat den Grundstock für die Kredite zur Verfügung gestellt. Damit arbeitet die Gruppe ganz gewissenhaft allein. "Hier wird die Hilfe zur Selbsthilfe besonders deutlich", erläuterte Eckard Krause. "Die Mitglieder bekommen einen kleinen Kredit, den sie mit Zinsen zurückzahlen. Daraus können neue Kredite vergeben werden." Die meisten in der Gruppe sind Frauen. Sie haben sich mit der finanziellen Unterstützung eine Existenz aufgebaut. Die Frauen kaufen beispielsweise Saatgut und verkaufen die Ernte auf dem Markt, kaufen Ziegen und verkaufen die Milch oder kaufen Material für Näharbeiten. Im ersten Jahr des Bestehens haben die 26Frauen und vier Männer über 19 Millionen Tansanische Schillinge umgesetzt, das sind etwa 9000 Euro. Fast 100 Kleinkredite wurden vergeben. Damit haben sich die Verhältnisse in vielen Familien bereits spürbar verbessert.

Ähnlich sieht die Situation in den Familien aus, die von der Hilfsorganisation besonders betreut werden. Hier handelt es sich meist um Waisen oder Halbwaisen, die bei nur einem Elternteil oder Verwandten leben. "Malaria ist die Todesursache Nummer 1", weiß Eckard Krause. "Tbc und Unterernährung stehen auf Platz 2, Aids kommt an dritter Stelle." Unter- und Mangelernährung tragen dazu bei, dass die Krankheiten häufig zum Tod führen.

Für 91 Kinder und Jugendliche zahlen deutsche Paten inzwischen das Schulgeld, damit die Kinder lernen können. "Die Kinder haben den Willen und die Energie, viel zu lernen", erzählt Eckard Krause. Sie haben Schulwege von sieben bis acht Kilometer. Und Schulessen gibt es nicht. Umso wichtiger sei die Hilfe, dass die Familien genug zu essen haben.

In einem Projekt von Fri Sucode erhielten in den vergangenen Jahren besonders arme Familien Milchziegen, so dass sie die Milch für sich oder sogar zum Verkauf zur Verfügung haben. Die Ziegen haben längst Nachwuchs und sorgen so für weitere Stabilität. Ein Tierarzt hat die Familien von Anfang an in die Haltung der Tiere eingewiesen, er kontrolliert auch regelmäßig, ob die Tiere entsprechend gehalten werden.

Im Juni wird Anne Mshana mit ihrem Mann Patrick und ihrem Sohn Baraka, der Sozialarbeiter ist, nach Deutschland kommen. Der Besuch wird von Eckard Krause und Freunden privat finanziert. Die Gäste werden dann auch nach Weferlingen kommen.

www.nambala-help.de