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20. Holzrücken Flechtinger Lokalmatador gewinnt Pflügen

Thomas Klumpe hat das 20. Leistungspflügen in Flechtingen gewonnen. Der Lokalmatador zog mit seinen beiden Kaltblütern die beste Furche.

Von Carina Bosse 16.08.2016, 01:01

Flechtingen l Starke Pferde, kraftvolle Männer, couragiert Frauen, geschickte Auszubildende, rasante Stuntleute sowie ein breitgefächertes Rahmenprogramm - diese Mischung brachte dem 20. Pflügen und Holzrücken am Sonntag einen erfolgreichen Tag ein.

Deutlich mehr Zuschauer als noch vor einem Jahr besuchten das alljährliche Spektakel an den Median-Kliniken um die Meisterschaften im Pflügen und Holzrücken.

Zur Begrüßung überreichte der Flechtinger Heimat- und Mühlenverein als Ausrichter Landrat Hans Walker und der Vertreterin des Landwirtschaftsministeriums einen einheimischen „Fuhrmannsschluck“. Das Besondere: Neben dem Jubiläumsetikett zum 20. Wettstreit im Flechtinger Höhenzug gesellte sich ein druckfrisches Fotoetikett mit den prominenten Gästen. Die konnten es kaum glauben, dass so ein Etikett so schnell auf die Flechtinger Kräuterlikörflaschen „gezaubert“ werden konnten. Verbandsgemeindebürgermeister Mathias Weiß und Flechtingens Bürgermeister Dieter Schwarz hatten sich gleichfalls zur Eröffnung eingestellt und bummelt im Anschluss gemütlich über die große Festmeile.

Von einer Reise ins Glück erzählte das Auftaktlied des „Duos Saxophon“, hervorgegangen aus den Allertaler Musikanten, die mit ihrer Sängerin Doreen und einem DJ den ganzen Tag lang im Festzelt für Stimmung sorgten. Und allerlei Glück konnten zunächst die Pflüger beim Leistungspflügen gebrauchen.

Das größte Glück beim ersten Wettkampf des Tages hatte Lokalmatador Thomas Klumpe. Er ließ sich mit seinen beiden Kaltblütern Oskar und Emma nicht aus der Ruhe bringen, zog sicher und ruhig seine Furchen und überzeugte die Jury. Auf Platz 2 folgte Walter Heuer aus Brunau mit seinen schmucken Haflingern vor Axel Geide aus Horka in Sachsen, der zwei schwere Warmblut angespannt hatte.

Insgesamt zwölf Gespanne gingen in diesem Jahr an den Start und wirbelten auf dem ausgetrockneten Boden ordentlich Staub auf, um die Furchen möglichst exakt in die Tiefe einzugraben. Ohne Zweifel befanden sich in diesem Jahr im Feld der Routiniers auch zwei besondere Gespanne. Zum einen hatte Michael Böttcher aus Rottleben in Thüringen nicht nur ein Pferde, sondern auch ein Rind der Rasse Harzer Höhenvieh mitgebracht und beide vor den Pflug gespannt. Gemächlich zogen beide als eingespieltes Duo auf Bahn A ihre Furche nach Anweisung ihres Gespannführers. Und auch wenn sie nicht auf den vorderen Plätzen landen konnten, zogen sie doch zahlreiche Blicke des Publikums auf sich, die beobachteten, wie souverän sich beide gemeinsam abrackerten.

Auf Bahn H zog geballte Frauenpower ihre Runden. Allein schon die historische Arbeitskleidung von Jessica Läufer und ihre Sozii hätten einen Sonderbonus verdient. Der Hamburger Egbert Läufer war mit seiner Familie und zwei Schleswiger Kaltblütern nach Flechtingen gekommen. „Wir hatten in den vergangenen Wochen kein gutes Wetter zum Üben“, scherzte das Nordlicht. Darum wolle man in Flechtingen für die Deutschen Meisterschaften in Horka üben.

In seiner unnachahmlich charmanten Art moderierte Jürgen Böhm zunächst das Pflügen und im Anschluss den Wettstreit der Forstleute.

Das Schauprogramm zwischen den Wettbewerben bestritten Catharina Konrad-Schwan aus Böddensell mit ihrem Shirehorse und die Stuntmengruppe Apolinarski aus Polen.

Die Gruppe war nach einem Auftritt am Sonnabendnachmittag erst in der Nacht zuvor in Flechtingen eingetroffen, aber trotzdem hochkonzentriert. Ihre tollkühnen Vorführungen an und mit den Pferden ließen bei so manchem Zuschauer den Atem stocken.

Dreimal ritten die tollkühnen Kosaken, Atamanen und berittenen Krieger im Laufe der Veranstaltung über das Gelände des Forstparcours, so dass jeder Gast im Laufe des Tages mindestens einmal in den Genuss der Vorführungen kommen konnte.

Bei den Schaukämpfen mit meterlangen Lanzen zu Pferde oder mit dem Säbel machten die Profis den Eindruck von einer Männerbande, die tierischen Spaß am Ritterspiel zu haben schienen. Professionell gingen sie mit ihren Pferden um, und das (absichtliche) Steigen des Pferdes oder selbst der (gewollte) Sturz vom Pferd wurden zum sehenswerten Schauspiel. Das Publikum sparte nicht mit Applaus.

Besonders mutig erwies sich ein junger Mann aus dem Publikum, der bei der Peitschenvorstellung mutig einen Zweig in der Hand und seinem Mund hielt, damit dieser per Peitschenhieb abgeschlagen werden konnte. So mancher Gast konnte gar nicht hinsehen, als dann auch noch ein Kunststück mit verbundenen Augen beider Akteure angezeigt wurde. Das allerdings erwies sich als Trick.

Im letzten Teil ihrer Show zeigten die Männer und eine Frau in polnischen Folklorekleidern akrobatische Übungen am Pferd. Dabei ließen sie sich scheinbar spielend am Sattel des trabenden Pferdes herunter, um Übungen wie Kerze oder Waage zu zeigen. Für die abschließende Pyramide mit drei Pferden und Männern sowie dem Mädel obendrauf gab es donnernden Beifall.

Mehr als 30 Händler, Gewerbetreibende und Gastronomen hatten auf der bunten Geschäftsstraße ihre Stände aufgebaut. An den fünf Eisständen bildeten sich nicht selten lange Schlangen. Im Festzelt luden die Frauen des Heimat- und Mühlenvereins selbstgebackenen Kuchen und Kaffee zum Verweilen und Genießen an.

Der Verein rechnete zum Ende der Veranstaltung bereits mit deutlich mehr Besuchern als im Jahr zuvor, als es sehr heiß war. In diesem Jahr machten Schönwetterwolken die Temperaturen annehmbarer und erträglicher.

Totgesagte leben länger, sagt ein Sprichwort. Gerüchte, die sich seit einiger Zeit im Ort hartnäckig verbreiteten und nach diesem Jahr von einem Aus für die alljährlichen Meisterschaften im Pflügen und Holzrücken berichteten, kann getrost eine Absage erteilt werden.

„Wir werden auch im kommenden Jahr bestimmt wieder an dieser Stelle stehen, wo wir das Pflügen und Holzrücken ausrichten“, zeigte sich Heimat- und Mühlenvereinsmitglied Hubertus Nitzschke kämpferisch. Den Worte konnte sich der amtierende Vereinsvorsitzende Klaus Pieper nur anschließen.

Beide waren hochzufrieden mit der 20. Auflage des einst von Karl Wiegel erdachte und initiierten Spektakels.