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  7. Wölfe in der Börde: Monitoringbericht zeigt wachsende Territorien

Raubtier verbreitet sich weiter Immer mehr Wölfe in der Börde zu finden

Seit rund zwölf Jahren ist der Wolf auch in der Börde Zuhause. Das Wolfskompetenzzentrum veröffentlicht neue Zahlen zur Vermehrung der Tiere und der Situation in den Territorien.

Von Anna Maria Sternhagen Aktualisiert: 19.01.2025, 14:37
Ein im Flechtinger Höhenzug heimischer Wolf hat eine der Wildkameras entdeckt und nähert sich langsam.
Ein im Flechtinger Höhenzug heimischer Wolf hat eine der Wildkameras entdeckt und nähert sich langsam. Foto: Wolfskompetenzzentrum Iden

Haldensleben. - Der Wolf gehört seit Jahren zum Alltag in der Börde dazu. Das Wolfskompetenzzentrum Iden (WZI) veröffentlicht jetzt den jährlichen Monitoringbericht, über die beobachtete Entwicklung der Tiere. In machen Gegenden hat sich die Anzahl vervielfacht.

Die ersten Sichtungen im Bereich der Colbitz-Letzlinger Heide gab es schon vor mehr als 15 Jahren. „Truppenübungsplätze bieten generell günstige Bedingungen für Wölfe, da sie eine große, unzerschnittene Fläche bieten und über große ungestörte Rückzugsräume verfügen“, heißt es aus dem WZI.

Offiziell in die Berichte aufgenommen wurde das Territorium aber erst 2012, als dort ein etabliertes Wolfspaar gesichtet wurde. Mittlerweile gibt es dort mehr Tiere. In der aktuellen Zählung wurden insgesamt sechs Tiere erkannt.

Eines davon ist die Fähe, die bereits seit 2014 fester Bestandteil des Rudels ist. Welpen hat es im vergangenen Jahr allerdings nicht gegeben. „Möglicherweise ist die Fähe inzwischen schon zu alt“, lautet eine Vermutung.

Kurzfristig gab es im Bereich Colbitz-Letzlinger Heide eine Serie an Wolfsrissen. Insgesamt wurden drei Risse durch genetische Nachweise den ansässigen Wölfen nachgewiesen. Nachdem die Herdenschutzmaßnahmen angepasst wurden, konnte die Serie jedoch gestoppt werden.

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Wölfe in der Region Haldensleben: Besonders attraktives Gebiet

Das Territorium Haldensleben wird in den Berichten das erste Mal von 2018 auf 2019 aufgezeichnet. Zu Beginn wurden fünf Tiere festgestellt, eines davon ein Welpe. „Es handelt sich offenbar um ein recht attraktives Territorium, dass auch von Durchziehern häufig besucht wird“, so das WZI.

Das zeigen auch die aktuellen Ergebnisse: Von 2023 auf 2024 hat sich die Anzahl der Tiere mehr als verdoppelt. Insgesamt wurden zwölf Wölfe gezählt, es sei auch zu einer sogenannten „Doppelreproduktion“ gekommen. Dabei haben sowohl das Muttertier als auch ein Tochtertier aus einem früheren Wurf im selben Jahr Nachwuchs. Sieben Wölfe der aktuellen Zählung sind Welpen, zwei von ihnen kamen später bei Unfällen ums Leben.

Auf den neuen Aufnahmen aus dem Territorium Flechtinger Höhenzug sind die heimischen Wölfe auf Streifzug zu entdecken.
Auf den neuen Aufnahmen aus dem Territorium Flechtinger Höhenzug sind die heimischen Wölfe auf Streifzug zu entdecken.
Foto: Wolfskompetenzzentrum Iden (WZI)

Die Bilanz der Wolfsrisse für den Zeitraum fällt für das Territorium positiv aus. Insgesamt gab es nur einen Vorfall, bei dem ein Hund gerissen wurde. Der Wolf konnte aber als Verursacher weder festgestellt noch ausgeschlossen werden.

Seit rund sechs Jahren besteht das Territorium um den Flechtinger Höhenzug. Zu Beginn der Überwachung zwischen 2018/2019 haben die Zuständigen ein Wolfspaar beobachten können, welches sich in der Region etablierte. Heute hat sich auch hier die Anzahl der Tiere vervielfacht. Ähnlich wie in den vergangenen Jahren besteht das Rudel aus vielen Jungtieren.

„Die Reproduktion ist überdurchschnittlich, im letzten Monitoringjahr gab es möglicherweise eine Doppelreproduktion“, erklärt das WZI. Ein Grund dafür könnte die Sicherung des Territoriums gegen andere Wölfe sein. Insgesamt konnten 13 Tiere gezählt werden, 8 von ihnen sind Welpen. Durch Verkehrsunfällen starben 2 von ihnen noch während der Beobachtungszeit.

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Insgesamt wurden vier Nutztiere nachweislich von Wölfen gerissen, aber nur ein Vorfall konnte dem Rudel aus dem Flechtinger Höhenzug zugeordnet werden.

Wölfe im Drömling: Ein erfolgreiches Pärchen

Seit neuestem hat sich der Wolf auch im Drömling verbreitet. „Das Territorium Drömling ist ein noch recht junges, aber bisher stabiles Territorium“, berichtet die Einrichtung. Während es zu Beginn der Beobachtungen 2021/2022 nur ein etabliertes Weibchen gab, hat sich im darauffolgenden Jahr ein Männchen dazu gesellt. Jetzt gibt es zum ersten Mal Nachwuchs. Das Wolfspärchen hat im Beobachtungszeitraum ihrem Rudel vier Welpen hinzugefügt, eine „durchschnittliche Welpenzahl“, wie das WZI erklärt.

Auf der Futtersuche wird ein Wolf im Territorium Flechtinger Höhenzug von einer Wildkamera entdeckt.
Auf der Futtersuche wird ein Wolf im Territorium Flechtinger Höhenzug von einer Wildkamera entdeckt.
Foto: Wolfskompetenzzentrum Iden (WZI)

Besonders erfreulich für den Bereich ist das Fehlen von Wolfsrissen. Zwar gab es einen Nutztierriss im Randbereich, dieser konnte den Wolfen des Drömling allerdings nicht zugeordnet werden.

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Ein neuer Suchraum entsteht

Seit dem Zeitraum 2023/2024 ist im Landkreis Börde ein neues Gebiet von hohem Interesse. Im Landstrich Hohes Holz bei Oschersleben ist jetzt ein Suchbereich aufgrund vermehrter Hinweisen eingerichtet worden. „Die Kolleginnen und Kollegen gehen im Gebiet gezielt auf die Suche nach Hinweisen, nehmen Proben für eine genetische Analyse und installieren Wildkameras“, so das WZI.

Die Ergebnisse der Untersuchungen können aber unterschiedlich ausfallen: „Ein bekanntes Territorium hat sich verschoben oder ist größer, als bisher angenommen. Es kann sein, dass es sich um sogenannte Durchzieher handelte. Oder es wird festgestellt, dass sich ein neues Territorium gebildet hat.“

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Der Anreiz sei jetzt, die Beobachtung im Gebiet aufzubauen. Die ersten vorliegenden Genetikproben können möglicherweise rückwirkend über die Wölfe im Gebiet aufklären. Ergebnisse gebe es jetzt aber noch nicht und seien abzuwarten, so das WZI.