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Breitbandausbau Das lange Warten auf schnelles Internet

Das Warten hat kein Ende: Noch immer hat die Telekom nicht alle Haldensleber Haushalte mit schnellem Internet versorgt.

Von Jens Kusian 01.04.2019, 01:01

Haldensleben l „Momentan stehen noch rund 10 Prozent der Standorte aus“, bilanziert Joachim Fricke, der den Ausbau für die Telekom in technischer Hinsicht betreut. Einmal mehr wird wieder um eine Monatsfrist vertröstet: „In der Kernstadt Haldensleben werden wir die verspäteten Standorte mit VDSL-Technik sukzessive bis 30. April in Betrieb nehmen.“

Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen. Um die politischen Vorgabe, alle Haushalte bis Ende 2017 mit schnellem Internet zu versorgen, halten zu können, hatte sich die Stadt Haldensleben mit der Telekom einen starken Partner für den Ausbau ins Boot geholt. Denn innerhalb von zwölf Monaten nach Vertragsabschluss sollte die Baumaßnahme umgesetzt werden. Im März 2017 hatte die Stadt den Bescheid über 1,1 Millionen Euro an Fördermitteln für den Netzausbau erhalten, Anfang Mai ist der entsprechende Vertrag mit der Telekom geschlossen worden. Am 27. Juni erfolgte öffentlichkeitswirksam der symbolische Spatenstich für den Ausbau – und dann eine ganze Weile nichts mehr. Die nach den Förderrichtlinien geforderte Zielstellung, nach zwölfmonatiger Bauzeit dann im Mai 2018 fertig zu sein, scheint ab diesem Zeitpunkt nicht mehr verfolgt worden zu sein.

Erst im März 2018 haben die eigentlichen Arbeiten begonnen. Der Verzug – so die offizielle Begründung – hatte mit dem Stadt-Projekt „Smart City“ zu tun. Darin enthalten sind unter anderem freies WLAN im Stadtgebiet, die Vernetzung kommunaler Gebäude untereinander sowie der Aufbau „smarter“ E-Ladesäulen. Das musste zusätzlich geplant werden. Unter der Hand hieß es jedoch, dass sich die Telekom übernommen hätte. Schließlich war und ist Haldensleben nicht die einzige Kommune, die beim Netzausbau mit dem Kommunikationsgiganten zusammenarbeitet.

Nach dem Beginn der Arbeit im März hatte die Telekom das Fertigstellungsziel November 2018 ausgegeben. Viel zu optimistisch, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. Lediglich der Ortsteil Hütten konnte zu diesem Zeitpunkt bereits an das schnelle Internet angebunden werden. Für die Kernstadt sowie die Ortsteile Uthmöden und Satuelle hieß die Devise „Geduld“.

Im Juli 2018 hieß es dann, die Arbeiten sind bis Ende des Jahres abgeschlossen. Wieder eine Aussage, welche die Telekom nicht halten konnte. Mitte November waren zwar die Tiefbauarbeiten beendet, doch es gab Probleme, die vorhandenen und die neu installierten Verteilerkästen ans Netz zu bekommen. Begründung der Telekom: fehlende personelle Kapazitäten. Davon betroffen waren auch Satuelle und Uthmöden. Deren Ausbau sollte erst Ende des 1. Quartals 2019 abgeschlossen sein, hieß es. Die Buchungen schneller Anschlüsse in der Kernstadt hatte die Telekom jedoch schon in Aussicht gestellt und ging fleißig auf Akquise-Tour.

Mitte Januar dann die neue Ankündigung. „Bis Ende Januar ist im gesamten Stadtgebiet schnelles Internet buchbar. Definitiv!“, versicherte damals Joachim Fricke. Ausnahmen bildeten jedoch nach wie vor die Ortsteile Uthmöden und Satuelle, wo der Ausbau noch immer auf sich warten ließ.

Als die Telekom auch dieses Ziel riss, erklärte Georg von Wagner, Pressesprecher der Deutschen Telekom AG in der Hauptstadtrepräsentanz Berlin: „Wir arbeiten mit Hochdruck an den Inbetriebnahmen. Bis spätestens Ende März sollen die neuen, höheren Bandbreiten im Stadtgebiet buchbar sein.“

Doch nun, Ende März, sind noch immer gut 800 Haushalte in der Kernstadt nicht mit schnellem Internet versorgt. Die Begründung für den erneuten Verzug: „Die Verzögerung ist zurückzuführen auf die Witterung und nicht vorhandene Tiefbau- beziehungsweise Montagekapazitäten.“

Davon betroffen ist auch die Versorgung von Unternehmen mit Glasfaser-Hausanschlüssen. Dies sollte eigentlich noch vor dem Ausbau für die Privathaushalte realisiert werden. Dazu sagt Fricke nun: „Der FTTH-Ausbau in den gesondert ausgeschriebenen Gewerbegebieten wird, wie in Beratung mit der Stadt aus November 2018 abgestimmt, im 1. Halbjahr 2019 abgeschlossen. Hier werden jetzt überwiegend die Hausanschlüsse und Montagearbeiten durchgeführt. Der Fertigstellungstermin ist für den 15. Juni vorgesehen.“

Noch schlechtere Karten haben dagegen die Uthmödener und Satueller. Der Ausbau in den Ortsteilen wird bis Juli durchgeführt, der offizielle Fertigstellungstermin ist für den 15. September vorgesehen. Der Ausbau in den Ortslagen Süplingen und Bodendorf – hier baut die Telekom in Eigenregie ohne Fördermittel – steht dagegen kurz vor dem Abschluss. „Hier werden ab 16. April die VDSL-Anschlüsse verfügbar sein“, versichert Joachim Fricke.

Der Stadt Haldensleben liegen die genannten Termine derzeit auf Arbeitsebene vor. „Die Telekom ist aufgefordert, die endgültigen Fertigstellungstermine schriftlich bis 1. April zu erklären. Die Verwaltung geht davon aus, dass ein entsprechendes Schreiben dann auch vorliegt. Im Mittelpunkt der Arbeit steht aber, dass die Projekte nunmehr zum Ende gebracht werden“, sagte dazu Stadtpressesprecher Lutz Zimmermann.

„Wie die Telekom berichtet, ist es aus vielfältigen technischen Gründen zu den Verzögerungen gekommen. Das war teilweise mit Nachteilen für einige Bürger verbunden. Die Verwaltung bedauert dies sehr“, so Zimmermann weiter. „Nun ist aber ein Ende absehbar und man sollte auch berücksichtigen, dass die umgesetzte Ausbauplanung sehr vielen Bürgern Bandbreiten ermöglicht, die weit über die vertraglich vereinbarten Mindestziele hinausgehen.“ Die Stadt Haldensleben und die Ortsteile hätten nach dem Ende der Arbeiten ein zukunftssicheres Netz, das dem nächsten Ziel, einer weitgehenden Glasfaserstruktur, schon viele Schritte entgegen kommt, betont er. Und dies mit einem pragmatischen Ansatz und letztlich überschaubaren Kosten.