Testet Ameos nicht genug?

Haldensleben l Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind die Arbeitsbedingungen für das medizinische Personal erschwert. Wegen der Covid-19-Pandemie wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Dazu gehören auch Corona-Tests der Belegschaft. Doch in mehreren Ameos-Einrichtungen sind die Mitarbeiter nicht regelmäßig getestet worden, wie Volksstimme-Recherchen zeigen.

Zwei Mitarbeiter des Ameos-Klinikums Haldensleben, die auf unterschiedlichen Stationen arbeiten, bestätigen, dass Ameos keine regelmäßigen Corona-Tests in der Belegschaft vornimmt. Beide geben an, sie seien nach Ausbruch der Pandemie im März 2020 nicht regelmäßig getestet worden, sondern lediglich wenige Male auf eigenen Wunsch. Dabei seien auch keine stichprobenartigen Abstriche vorgenommen worden. Tests werden lediglich vorgenommen, wenn ein Mitarbeiter Bedarf signalisiert.

Das bestätigt auch der Betriebsratsvorsitzende André Franz auf Volksstimme-Nachfrage. Es habe Mitarbeiter gegeben, die Kontakt zu einem Covid-19-Infizierten gehabt hätten und nicht getestet wurden. Das habe teils für Unmut gesorgt. „Es werden definitiv keine regelmäßigen Tests der Mitarbeiter durchgeführt“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Es gebe einige Stationen im Klinikum in Haldensleben, die regelmäßig getestet werden, andere hingegen nicht. Doch das widerspricht den Vorgaben.

Laut der nationalen Teststrategie des Robert-Koch-Institutes (RKI) sollen Mitarbeiter in Gebieten mit einem Sieben-Tage-Inzidenzwert über 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner regelmäßig getestet werden. Seit 16. November ist dieser im Kreis Börde überschritten. Regelmäßig heißt laut RKI, medizinisches Personal einmal in der Woche zu testen – auch ohne positiven Covid-19-Fall in der Belegschaft oder bei Patienten. Ebenfalls ist vorgegeben, dass ein positiver Antigentest mittels PCR-Tests bestätigt werden muss. Der PCR-Test gilt als verlässlichere Methode, um eine Corona-Infektion nachzuweisen.

Bisher gab es von Ameos keine Stellungnahme zu einer entsprechenden Volkssstimme-Anfrage, obwohl diese für gestern Abend angekündigt worden war.

Das Gesundheitsamt des Landkreises Börde als zuständige Behörde gibt auf Volksstimme-Anfrage bekannt, dass medizinische Einrichtungen wie Ameos verpflichtend Testkonzepte einreichen müssen. Das besagt die aktuelle Testverordnung des Bundes. Das Testkonzept von Ameos sei im vierten Quartal geprüft worden. Es war „inhaltlich nicht zu beanstanden“, so der Landkreis. Was genau dort festgehalten ist, wurde nicht mitgeteilt. Der Landkreis teilte mit, dass die Erlaubnis für Schnelltests erteilt worden ist.

Dabei zeigt sich, dass Ameos auch in anderen Landkreisen auf regelmäßige Testungen der Belegschaft verzichtet hat. So hält sich Ameos im Salzlandkreis nicht überall an die Empfehlung des RKI. Im Klinikum Schönebeck hat Ameos laut dem Betriebsratsvorsitzenden André Koch bisher nur getestet, wenn Mitarbeiter Bedarf anmeldeten. Genauso ist es beim Klinikum Aschersleben-Staßfurt. „Es wird nicht flächenmäßig getestet“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Andreas Rossa. „Der Wunsch beim Personal nach Testungen ohne Verdacht ein- oder zweimal die Woche ist da. Wir haben das schon mehrfach angesprochen.“ In Schönebeck soll es jetzt Testungen für alle Mitarbeiter geben. In Aschersleben-Staßfurt nicht.

Im Klinikum in Halberstadt (Landkreis Harz) bestätigte Betriebsrätin Anette Blume-Erl ebenfalls, dass bei Mitarbeitern ein Corona-Test durchgeführt wurde, wenn sie Bedarf signalisiert haben. Ob es zu wenige Tests gab, darüber wisse sie nichts. Es habe bisher jedoch keine Beschwerden von Mitarbeitern gegeben.

Vorbildlich ist die Herangehensweise im Klinikum Bernburg. „Auf der Intensivstation gibt es für die Mitarbeiter alle zwei Tage einen Schnelltest und einmal die Woche einen PCR-Test“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Iris Hahn. Schnelltests für die Mitarbeiter gibt es seit Dezember. Verpflichtend sind die Tests nicht, das Angebot würde aber gut angenommen von den Mitarbeitern.

Andere Krankenhäuser, die nicht zur Ameos-Gruppe gehören, halten sich hingegen an die RKI-Empfehlungen. Die Helios Bördeklinik in Neindorf (Stadt Oschersleben) teilt mit, dass die Belegschaft einmal pro Woche getestet wird. Im Klinikum Pfeiffersche Stiftungen in der Landeshauptstadt Magdeburg und der Lungenklinik in Lostau (Landkreis Jerichower Land) werden die Mitarbeiter „grundsätzlich ein Mal pro Woche“ per Antigen-Schnelltest getestet, heißt es von der Pressestelle. In einigen Bereichen wie den ambulanten Pflegediensten werden die Mitarbeiter den Angaben nach zwei Mal wöchentlich auf das Coronavirus getestet.