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Coronavirus Wirtschaft wegen Corona unter Druck

Produktionsdrosselungen und Mitarbeiter in Quarantäne - in Zeiten der Corona-Krise stehen Haldensleber Unternehmen vor Herausforderungen.

Von Juliane Just 21.03.2020, 00:01

Haldensleben l Es war eine Schocknachricht am Dienstag: Bei VW, Daimler und Co. wird die Produktion aufgrund der Corona-Pandemie heruntergefahren. Für den Autozulieferer Ifa in Haldensleben, der Volkswagen und Daimler zu seinen Kunden zählt, war das eine Hiobsbotschaft. Seither befindet sich das Unternehmen im Krisenmodus.

Ifa erwartet „massive Einschränkungen“ für die Werke. Am Stammsitz in Haldensleben soll für einen Großteil der Mitarbeiter Kurzarbeit eingeführt werden. Wann genau, das ist noch nicht klar. Zudem würden „alle erforderlichen Maßnahmen in die Wege geleitet, um die Liquidität zu sichern“, heißt es von Ifa. Prüfen wolle man finanzielle Ausgleichsmöglichkeiten, die von Bund und Ländern bereit gestellt werden.

Ifa liefert an alle großen Hersteller in Europa, Asien und Nordamerika Antriebswellen und Gelenke. Größter Kunde ist Daimler. Neben dem Stammsitz in Haldensleben wird in den USA und Polen produziert. Ifa geht von Einschränkungen dort aus. Im Werk in Shanghai war die Produktion nach den behördlich angeordneten verlängerten Neujahrsferien Mitte Februar wieder angelaufen.

Was die derzeitige Situation für den eingeschlagenen Kurs bedeutet – im Moment sei das noch schwer zu sagen, heißt es von Ifa.

Anders sieht es beim Unternehmen Euroglas aus. Dort läuft der große Ofen zur Glasproduktion derzeit weiter rund um die Uhr. Kurzarbeit habe das Unternehmen bisher nicht anmelden müssen, berichtet Corinna Greb, zuständig für die Kommunikation bei Euroglas. Solange Waren in der Europäischen Union ungehindert die Grenzen passieren können, erwartet das Unternehmen keine größeren Produktionseinschränkungen. „Die LKW stehen zwar teilweise bis zu 40 Kilometer im Stau, aber noch kommen sie durch“, betont Greb. „Wir haben noch keine Probleme. Aber wie sich das entwickeln wird, können wir natürlich nicht sagen“.

Rund 700 Tonnen Flachglas produziert das Unternehmen im Haldensleber Werk am Tag. Weiterverarbeitet werden die Glasplatten vor allem in Europa. Die Firma mit mehr als 500 Mitarbeitern an den zwei Standorten in der Börde (Osterweddingen und Haldensleben) ist einer der größten Glashersteller des Kontinents.

Am Standort in Haldensleben arbeiten mehr als 300 Menschen. Auf einige wenige Mitarbeiter muss allerdings auch Euroglas in diesen Krisentagen verzichten. Greb bestätigt, ein Mitarbeiter sei positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der Mitarbeiter sowie alle Kollegen, die mit ihm zu tun gehabt hätten, seien nach Hause in Quarantäne geschickt worden, versichert sie.

Das Versandzentrum von Hermes Fulfilment in Haldensleben, eines der größten in Europa, rüstet sich ebenfalls gegen die Corona-Pandemie. „Um die Mitarbeiter zu sensibilisieren und vor einer Ansteckung zu schützen, haben wir weitreichende Maßnahmen getroffen“, sagt Stefan Nießen, Leiter des Versandzentrums in Haldensleben. Dazu gehört, die Belegschaft in enger Abstimmung mit dem Betriebsarzt laufend über die Entstehung und Symptome der Infektion sowie Verhaltensweisen zu informieren.

Die 3800 Mitarbeiter des Versandzentrums kommen aus vielen verschiedenen Ländern. „Deshalb weisen wir sie mithilfe von mehrsprachigen Aushängen auf präventive Maßnahmen hin“, sagt Stefan Nießen. Außerdem wird die Belegschaft zur Beachtung der Nies- und Hustenetikette sowie zum häufigen und gründlichen Händewaschen animiert. Auf das Händeschütteln wird wie vielerorts verzichtet. „In Zeiten wie diesen ist es ein Zeichen von Wertschätzung, sich nicht die Hand zu geben“, sagt Stefan Nießen.

Darüber hinaus stellt das Unternehmen Desinfektionsmittel bereit. Sensible Stellen wir Türklinken oder Handläufe werden regelmäßig desinfiziert. Die Reinigungsintervalle wurden verkürzt. Damit sich beim Schichtwechsel so wenig Mitarbeiter wie möglich begegnen, wurde außerdem ein zeitlicher Puffer zwischen den Schichten eingebaut.

Eine erhöhte Nachfrage bei Bestellungen in Folge der Corona-Ausbreitung verzeichnet Hermes Fulfilment aktuell übrigens nicht. Die Bestellmengen schwanken von Tag zu Tag wie sonst in dieser Jahreszeit auch, teilt der Leiter des Versandzentrums mit. Durchschnittlich 300 000 Sendungen werden pro Tag in Haldensleben verladen.