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Entscheidung Hohe Börde: Landesgartenschau adé

Monatelang war die Ausrichtung der Landesgartenschau 2022 in der Hohen Börde vorstellbar. Nun wird die Idee verworfen.

Von Constanze Arendt-Nowak 28.04.2016, 01:01

Hohe Börde / Irxleben l Nach dem Bau- und dem Hauptausschuss sollte sich am Dienstagabend auch der Gemeinderat der Gemeinde Hohe Börde zu einer möglichen Bewerbung um eine dezentrale Landesgartenschau im Jahr 2022 positionieren. Beide Ausschüsse hatten in der Vorwoche dem Gemeinderat empfohlen, einem entsprechenden Beschluss zuzustimmen und somit die Bewerbung der Gemeinde als Teil der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) „Flechtinger Höhenzug“ auf den Weg zu bringen.

Damit, dass die Gemeindebürgermeisterin Steffi Trittel (parteilos) unter Tagesordnungspunkt zwölf für einen Paukenschlag sorgen könnte, hatte wohl kaum einer der Räte gerechnet. Wochenlang hatte sich die Bürgermeisterin, die zugleich auch Vorsitzende der Lokalen Aktionsgruppe „Flechtinger Höhenzug“ ist, für die Bewerbung eingesetzt. „Ich denke, wir haben gute Chancen“, hatte sie selbstbewusst den Mitgliedern der Ausschüsse gesagt, obwohl inzwischen klar war, dass die Stadt Haldensleben und die Stadt Oebisfelde-Weferlingen nicht mehr mit im Boot sitzen werden.

Im vorbereiteten Beschluss hieß es in der Begründung, nachdem auf die erfolgreiche Arbeit und Projektumsetzung der Leader-Aktionsgruppe hingewiesen wurde: „Dem Gemeinderat der Gemeinde Hohe Börde wird empfohlen, dem Beschluss zur Bewerbung zuzustimmen, um unsere Region bekannter zu machen, touristisch aufzuwerten und wirtschaftlich voranzutreiben.“

Doch inzwischen haben sich die Vorzeichen geändert. In einem Gespräch mit dem Planungsbüro, das die Bewerbungsunterlagen erstellen sollte, wurden die Chancen, die die Hohe Börde und die benachbarte Verbandsgemeinde Obere Aller als alleinige Ausrichter einer dezentralen Landesgartenschau hätten, noch einmal abgeklopft. Fakt ist, dass nötige Einnahmen fehlen würden, wenn Haldensleben mit dem Schloss Hundisburg als Hauptbesuchermagnet fehlen würde, teilte die Bürgermeisterin mit. Und eben um den eventuell damit verbundenen wirtschaftlichen Schaden von der Gemeinde abzuwenden, ist sie zu dem Schluss gekommen, „mit einer Träne im Auge“ den Beschluss zurückzuziehen.

Andererseits sollen damit nicht alle Ideen und Aktivitäten rund um eine Gartenschau vom Tisch sein, sondern lediglich den veränderten Gegebenheiten angepasst werden. So ist beispielsweise bereits die Vision geboren, anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Lokalen Aktionsgruppe „Flechtinger Höhenzug“ im Jahr 2020 einen Gartensommer unter dem Thema „Wir und Natur im Garten“ auszurichten. Hintergrund dabei ist, dass Leader, wie Steffi Trittel sagte, auch für „Natur im Garten“ steht.

Unverständnis zeigte sich bei einigen Gemeinderäten. So konnte Helmut Harpke (Grüne) den plötzlichen Sinneswandel nur schwer verstehen. Er plädierte dafür, dass die Gemeinderäte zumindest in einer Absichtserklärung ihre weitere positive Haltung zu einer Landesgartenschau bekunden sollten. Das stieß auch bei Ratsmitglied Ernst Daenecke (CDU) auf Zustimmung. „Die Argumente zum finanziellen Risiko, die Frau Trittel anbringt, sind nicht von der Hand zu weisen, jedoch sind wir schon sehr weit, so dass wir unser Vorhaben nicht einfach aufgeben sollten. Wir sollten unser Interesse nach außen weiterhin zeigen“, erklärte er.

Während Hans-Eike Weitz (fraktionslos) es bedauerte, dass die Gemeinde die „Geschichte aufgibt und sich so viele Möglichkeiten vergibt“, hielt Andy Zacke (CDU) eine Landesgartenschau in der Region nur für möglich, wenn Haldensleben dabei ist. Günter Kohl sah das Abwägen von Für und Wider einer Landesgartenschau in der Hohen Börde und Umgebung als „Einbahnstraße“ an. Er befürchtete ein hohes finanzielles Defizit. Und Matthias Schwenke (CDU) brachte es auf den Punkt: „Die Landesgartenschau finde ich zu hoch gegriffen.“

Nach Ansicht von Wolfgang Schmid (FWG) sollte, auch wenn die Bewerbung nicht erfolgt, ein Konzept erstellt werden, das aufzeigt, wie „unsere Orte weiterentwickelt werden können“. Damit konnte sich auch der Gemeinderatsvorsitzende Albrecht von Bodenhausen (CDU) anfreunden.

Nach der umfangreichen Diskussion wurde dem Vorschlag der Bürgermeisterin mehrheitlich gefolgt und der Beschluss zur Beteiligung an der Ausschreibung für die Durchführung einer Landesgartenschau 2022 zurückgezogen.